Interessante Datenreportage über Waffen in NRW

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.307 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. April 2021 um 14:30) ist von Airosion.

  • Ich habe hier eine interessante Datenreportage iüber Waffenbesitz in NRW gefunden.

    Quelle: Rheinische Post

    Link: NRW, deine Waffen

    Im Gegensatz zu manch anderen journalistischen Machwerken in Bezug auf Waffenbesitz eine recht objektive Reportage,
    in der auch einiges sachlich erklärt wird.

    Gruß Ralf

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.

  • Langt schon wenn im Artikel steht: der kleine Waffenschein sei für den Erwerb von SSW nötig.

    Da sieht man Mal wieder wie gut hier alles dargestellt wird.

  • Langt schon wenn im Artikel steht: der kleine Waffenschein sei für den Erwerb von SSW nötig.


    Was noch nichtr ist kann noch werden.

    Ich habe keine Probleme mit Lactose und Gluten. Als Ausgleich leiste ich mir ein paar Intoleranzen im zwischenmenschlichen Bereich.

  • So schlecht ist die Reportage nicht, aber auch nichts neues und nicht fehlerfrei.

    Wir schmeissen übrigens keinen raus, nur wenn der mal fragt, wann er eine Waffe erwerben darf (wie der Sportschütze sagte).

    Eine gewisse Begeisterung für die Technik dahinter ist bei dem Sport imho wünschenswert.

    "Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut."

  • Was nicht ist...

    ...ist zu der Zeit, als dies behauptet wurde, dennoch Blödsinn.

    Von einer Reportage erwarte ich verifizierbare Fakten,

    keine Verdummdeubelei...

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Ich hab beim Überfliegen der Reportage einen negativen Unterton registriert und mir jetzt noch mal die Reportage genauer angesehen.
    Chronologisch:
    Der junge Jäger zum Einstieg klingt erstmal ganz gut. Dann aber auch der theatralische Unterton:

    Auf seinem Account sind Bilder zu sehen, wie er mit Gewehr neben blutigen Wildschweinen und Rehen kniet, ihre Augen erloschen.

    Sachlich hätte man schreiben können, "wie er mit Gewehr neben toten Tieren kniet". Natürlich käme dann der Kontrast nicht so stark heraus, den der Autor findet, wenn er vom "goldenen Licht durch die Wipfel des Herbstwaldes" schreibt.
    Es soll ja ein Hobby der Gegensätze sein. Quasi die malerische Natur und der blutige Akt des Tötens.
    Für Jäger sind beides aber untrennbar miteinander verbundene Aspekte des Lebens in und von der Natur.
    Die Jägerin kommt ohne negative Untertöne aus. Hier liegt die Betonung auf der Fleischverwertung.
    Die folgenden Daten zur Entwicklung in der Jagd sind okay.

    Das Faktenfeld zu den Vorraussetzungen für eine WBK ist leider nicht ganz korrekt.
    Bei der persönlichen Eignung wird geschrieben, dass in der Regel Schützen unter 25 Jahren ein psychologische Gutachten benötigen. Das stimmt aber nicht.
    Mit 18 Jahren kann ein Sportschütze ohne Gutachten KK-Waffen und Flinten erwerben. Mit 21 Jahren und psychologischem Gutachten dann GK-Waffen, ohne Gutachten weiterhin nur KK und Flinte. Und ab25 dann auch GK ohne GA.
    Und die Regel beim Waffenwerwerb durch Sportschützen dürfte der Kauf von KK-Waffen sein.
    Und für Jäger gilt dieser Passus gar nicht.
    Beim Bedürfnis Selbstschutz fehlt noch der kleine Hinweis, dass andere Mittel zuerst geprüft und bevorzugt werden, wie etwa Personenschutz oder mechanische Sicherung von Zugängen.
    Die 12/18 Regel ist auch im Detail nicht korrekt, aber Schwamm drüber.

    Bei der Erklärung zu den Erlaubnisarten ist übrigens zu erkennen, dass nachträglich im Text gearbeitet wurde. Zu Beginn wurde der Waffenschein als Erlaubnis auch für Polizisten und Soldaten genannt. Das war falsch, da beide dienstlich ja nicht dem Waffengesetz unterliegen.
    Jetzt ist der Punkt im Text korrigiert worden.
    Bei der grünen WBL wurde auch vereinfacht dargestellt, dass nut zwei Kurz- und drei Langwaffen erlaubt sind. Das gilt aber nur, solange mit den vorhandenen Waffen die ausgeübte Disziplin geschossen werden kann. Wird zum Schiessen weiterer Disziplinen eine andere Waffe benötigt, kann auch diese erworben werden.
    Auch in Gelb sind Fehler, die sich auf diesen Passus bei Grün beziehen und die Vereinsbestätigung des Bedürfnisses benötigt man bei Gelb entgegen des Textes nur für die Beantragung der WBK.

    Das Interview mit dem Polizisten ist recht neutral. Gut finde ich hier die Klarstellung, dass die Dienstwaffe ein normaler Teil der Ausrüstung ist, wie der Kuli und die Taschenlampe.

    Das Interview mit dem Pressesprecher des BDS NRW, Frank Stock allerdings ist gründlich in die Hose gegangen.
    Aus zwei Gründen:
    Erstens vergleicht er selbst Schiesssport mit Kampfsport und Jagd und stellt von sich aus Kampssport und Jagd indirekt als etwas gewalttätiges dar und will den Schiesssport davon abgrenzen.
    Beim Schiesssport zu zeigen, dass es nicht um Aggression geht, ist ja gut und auch völlig richtig. Aber dies auf Kosten von anderen Sportlern und Waffenbesitzern zu tun, ist aus meiner Sicht ein NoGo! Er betont noch, dass er beides nicht mag, aber respektiert und fordert diese Toleranz für andere.
    Toleranz und Respekt einfordern muss unbedingt auch geschehen, aber die eigene Sympathielage muss man nicht so kommunizieren, schon gar nicht bei nahestehenden Personengruppen.
    Der zweite Grund für das Scheitern des Interviews ist der Autor. Er verdreht den Kontext nach Stocks Feststellung, dass es überall schwarze Schafe gibt und weist auf das "große Unheil" hin, das wenige schwarze Schafe anrichten.
    Damit haben die Sportschützen wieder den schwarzen Peter in der Hand und müssen erklären, wie sie solche Leute aussieben.
    Aber die Aussage mit dem Unheil ist gut platziert über einer Grafik und steht so erst mal als "Fakt" da und brennt sich dem Leser quasi als Schlusssatz eines Absatzes ein. Die Rechtfertigung ist deutlich weiter unten erst zu lesen.

    Der Waffenhändler Willi Becker steht aus meiner Sicht mit im schlechtesten Licht. Der Autor zeichnet hier unterschwellig ein Bild vom etwas chaotischen und rückständigen Geschäftsmann, dem Vorschriften beim Geld machen vor allem im Weg stehen.

    Beim Politiker geht es vor allem um die entbrannte DIskussion über Gewalt von Rechts und öffentliche Sicherheit.
    Eigentlich nichts, was uns als Legalwaffenbesitzer beunruhigen müsste, aber im Kontext der Reportage wirft die Sache einen unschönen Schatten über das Thema.
    Das Fazit des Autor ist auch relativ eindeutig und besagt, dass Waffenbesitz eigentlich eine widersprüchliche Sache ist. Für ihn scheint es ohne negative Aspekte nicht zu klappen.
    Alles ist nicht so reisserisch verpackt, wie in vielen anderen Reportagen zum Thema Waffen. Und genau darin sehe ich eine viel größere Gefahr.
    Viele sehen es als recht sachlich an und glauben darum schneller an genau diese Aussagen, auch wenn, wie geschrieben, diverse Fehler und unterstellende Aussagen darin stecken. Dagegen argumentativ anzukommen dürfte deutlich schwerer sein, als gegen einen BLÖD-Artikel, von dem fast jeder Leser Übertreibung und Halbwahrheiten erwartet.
    Wobei ich ihm in einer Sacher deutlich Recht gebe: Eine breite und ordentlich geführte öffentliche Diskussion darüber ist längst fällig.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • @Esti

    Da geb ich dir Recht, daß diese Reportage zwar relativ sachlich, jedoch nicht neutral zu bewerten ist..
    Abgesehen von den negativen und unterschwelligen Untertönen ist das ganze recht interessant.

    Letztendlich ist aber eine wirklich sachliche und neutrale Berichterstattung zu diesem Thema in unseren heutigen Zeiten nahezu unmöglich. Leider.

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.

  • Wobei ich ihm in einer Sacher deutlich Recht gebe: Eine breite und ordentlich geführte öffentliche Diskussion darüber ist längst fällig.

    Das Problem besteht darin, dass Diskussionen immer mit einem Ziel angestrengt werden. Meist, um eigene Standpunkte darzulegen und im besten Fall durchzusetzen.
    Als rhetorisch nicht geschulte bzw. nicht begabte Person gerät man sehr leicht in die Position des Deppen und schadet seiner Sache mehr als man ihr nützt.
    Wir befinden uns ganz klar in der Defensive und das wird sich eher noch verschlimmern. Mittlerweile bezweifle ich sogar, dass man das Thema Waffenbesitz, egal ob frei oder mit WBK, erfolgreich proaktiv kommunizieren kann. Was (für mich) bleibt, ist im Rahmen des (noch) Erlaubten dem Hobby nachzugehen.

    Ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß (ist nicht von mir, sondern von Otto, passt aber)

  • @Esti

    Da geb ich dir Recht, daß diese Reportage zwar relativ sachlich, jedoch nicht neutral zu bewerten ist..
    Abgesehen von den negativen und unterschwelligen Untertönen ist das ganze recht interessant.

    Ja, es sind ein paar interessante Aspekte drin und auch ein wenig positive Sichweisen kommen heraus.
    Wenn man ordentliche Vorkenntnisse hat, erkennt man ja auch die kleinen Fehler und es gab da schon deutlich hanebüchenere Ergüsse.


    Letztendlich ist aber eine wirklich sachliche und neutrale Berichterstattung zu diesem Thema in unseren heutigen Zeiten nahezu unmöglich. Leider.

    Für möglich halte ich es schon. Nur ist die Frage, wer will und kann sowas schreiben und wer will das lesen?
    Ein Autor müsste sachverständig sein und zugleich möglichst neutral zum Thema stehen. Oder es müsste ein Team aus Autoren sein.
    Aber wer macht sich dafür den Aufwand?
    Denn am Ende wäre es für den Leser dann vielleicht auch zu langweilig.



    Als rhetorisch nicht geschulte bzw. nicht begabte Person gerät man sehr leicht in die Position des Deppen und schadet seiner Sache mehr als man ihr nützt.
    Wir befinden uns ganz klar in der Defensive und das wird sich eher noch verschlimmern. Mittlerweile bezweifle ich sogar, dass man das Thema Waffenbesitz, egal ob frei oder mit WBK, erfolgreich proaktiv kommunizieren kann. Was (für mich) bleibt, ist im Rahmen des (noch) Erlaubten dem Hobby nachzugehen.

    Das ist sehr wahr! Umso weniger verstehe ich, warum auf Verbandsseite offensichtlich die Verantwortlichen in der Öffentlichkeitsarbeit nicht umfassend rethorisch geschult werden. Zumindest entsteht bie mir meist dieser Eindruck, wenn ich Pressesprecher im Interview höre. Hier gibt es ja ein gutes Beispiel.

    Und doch, man kann positiv über Waffen sprechen.
    Ich erlebe das selbst bei meinem Nachbarn. Seitdem wir im Sommer drüber gesprochen haben, dass meine Frau und ich jagen und ich auch gerne auf den Tontaubenstand zum Üben gehe, ist er heiß darauf, mal mitzugehen.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ich erlebe das selbst bei meinem Nachbarn. Seitdem wir im Sommer drüber gesprochen haben, dass meine Frau und ich jagen und ich auch gerne auf den Tontaubenstand zum Üben gehe, ist er heiß darauf, mal mitzugehen.

    Genau das meine ich! Machen! Vormachen und zum mitmachen anregen. Das ist, was uns bleibt. Und, ganz klar, in gewisser Weise auch Vorbild sein. Ja, auch beim Einhalten bestehender Gesetze.
    Leider hat sich wohl noch keiner die Mühe gemacht, die Kriminalitätsrate von Inhabern von waffenrechtlichen Erlaubnissen mit denen der Allgemeinheit zu vergleichen. Interessant wäre es allemale. Und argumentativ sicher gut zu verwenden. Aber Verbände und dergleichen haben natürlich wichtigeres zu tun.

    Ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß (ist nicht von mir, sondern von Otto, passt aber)

  • Leider hat sich wohl noch keiner die Mühe gemacht, die Kriminalitätsrate von Inhabern von waffenrechtlichen Erlaubnissen mit denen der Allgemeinheit zu vergleichen. Interessant wäre es allemale. Und argumentativ sicher gut zu verwenden. Aber Verbände und dergleichen haben natürlich wichtigeres zu tun.

    Eigentlich kann da logischerweise nur rauskommen, dass die Kriminalitätsrate bei Inhabern waffenrechtlicher Erlaubnisse deutlich unterdurchschnittlich ist.
    Wer sich als Erlaubnisinhaber strafbar macht und zu mindestens 60 Tagessätzen verurteilt wurde, ist spätestens in der nächsten Statistik kein Waffenbesitzer mehr. Dazu kommen dann noch Dinge wie Alkohol am Steuer oder relativ geringe Angelegenheiten wie Fristversäumnisse oder Aufbewahrungsvergehen, die aus dem Erlaubnisinhaber einen Ex-Inhaber machen. Wer also seine Erlaubnis hat, hat sich quasi nichts (ernsthaftes) zu Schulden kommen lassen.
    Und das sieht beim Bundesdurchschnitt dann schon anders aus.
    Aber solche Daten über Erlaubnissinhaber dürften wohl kaum erhoben werden.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Das wird im eingangs genannten Artikel ja durchaus genannt. Aber meiner Meinung nach argumentativ viel zu wenig verwendet.
    Wer eine waffenrechtliche Erlaubnis hat, gehört wortsinnlich zu den Guten, zu den gesetzestreuen Bürgern. Er ist bereit, sich Auflagen und Anforderungen zu unterwerfen, die bis an die Grenze der Persönlichleitsrechte gehen. Sonst hat er diese Erlaubnis nämlich nicht mehr lange.
    Und dann wird man in den Topf geworfen, in dem der illegale Waffenbesitz schon schwimmt, also das absolute Gegenteil!
    Zum Beispiel "Sportschützen = Mordschützen" - das ist eine ehrenrührige Behauptung. Wurde dagegen juristisch vorgegangen? Wenn jemand mit einer Waffe Leute umbringt, egal ob im legalen oder illegalen Besitz, so ist das eine zu verurteilende Tat. Diese Verurteilung obliegt juristisch den dafür zuständigen Institutionen. Von mir erfolgt ebenfalls eine moralische und solidarische Verurteilung der Tat, aber doch keine Mithaftung.
    Ach, ich lass es sein an dieser Stelle. Blutdruck und so...

    Ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß (ist nicht von mir, sondern von Otto, passt aber)