Neumann Colt Navy 1851 PTB 287/2

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 7.570 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Juli 2021 um 12:12) ist von spyxx.

  • Unbeschossen wäre allerdings ein Problem... :P

    Und, wie war es?

    Also, der Neumann hat absolut keine Sicherung, eben nur die 2 Rasten Laderast, Feuerrast. Die 3. Sicherungsrast kam erst beim späteren 1872 Open Top und SAA. (kann und darf man sich aber noch reinfeilen, wenn man sich damit besser fühlt)

    Uberti spendierte seinen späteren Knallconversions Hähne mit eingebauter Klappsicherung, die mußte umständlich vorn in der Hahnbeuge herausgepopelt werden (schwergängig, ohne Werkzeug kaum greifbar), die sind aber absolut sichere Unterbrecher, die dann zwischen Hahn und Rahmen liegen und den Hahn von den Patronen etwas abheben. Uberti versenkt auch die Hülsenränder nicht in den Kammern, so daß hier der Schlagpin zwischen den Hülsen gut einrasten kann, was die Hahnsicherung eher überflüssig macht. (zudem es bei der Popelei mit der Hahnsicherung durchaus zu einem unbeabsichtigten Schuß kommen kann, wenn auch kalkulierbarer)

    Problem Neumann (+Hege):

    Wie schon festgestellt, sind die Patronen beim Neumann versenkt und die Trommel hinten so glatt, daß sich die Trommel beim Tragen/Hantieren versehentlich weiterdrehen könnte, da nichts wirklich einrastet. In einem Holster passiert das aber nicht, zudem die aufliegende Sperre und der Zündstift des Hahns eine Drehung ausreichend bremsen.

    Aber: was beim Neumann das Zwischensetzen problematisch macht ist, daß man keine feste Position zwischen den Kammern findet, da nichts einrastet, man also schätzen muß. Und gleich nach der Mitte, nur ein winziges Stück weiter, fällt der Transporthebel in die nächste Rast des Trommelzahnkranzes, und sitzt dort auf Anschlag. Beim Spannen des Hahns wird die Trommel darum sofort weitergedreht, obwohl die Sperrklinke unten an der Trommel noch nicht angehoben wird (das passiert erst nach ca. 1cm abgehobenem Hahn). Also wird die mit Gewalt über die Trommelwand geschleift und ruiniert die Brünierung...

    Das ist beim zerlegbaren Colt wie dem 287/2 kein Beinbruch, man kann notfalls den Keil ziehen, den Lauf abnehmen und die Trommel nach vorn rausziehen, längs raspelt gewöhnlich nicht sosehr wie quer über die Trommel (überhaupt sollte der Trommelstopp sofort poliert und die Kanten entgratet werden).
    Andere Methode ist, einen Streifen harte Plastefolie von vorn unter der Trommel nach hinten durchzuziehen, und somit den Trommelstopp abzusetzen, damit die Trommel schadfrei richtig gedreht werden kann. Das erspart die Demontage bis zur Trommelstoppfeder (Griff ab, Feder lösen, 7 Schrauben...), besonders bei den unzerlegbaren Varianten.

    Also: sollte man beim Neumann den Hahn eher auf den linken Spalt zwischen Hülsenrand und Kammer setzen, da hat er auch den ehesten Halt, oder wenigstens etwas rechts von der Mitte zwischen den Kammern.

    Nebenbei ist es für die Sperrenfeder nicht gut, wenn die dauerhaft so angespannt bleibt, die bricht gern. Also nie mit zwischengesetztem Hahn länger lagern, kurzfristigeres Tragen ist nicht das Problem.

  • @flupp... Danke für die ausführliche und interessante Erläuterung. :) Jetzt verstehe ich auch, wie bei manchen Revolvern der Abrieb der Brünierung quer zur Trommel zustande kommt.

    Und du hast Recht, natürlich ist er nicht wirklich unbeschossen. Das wäre in der Tat ein Problem! :D

  • Noch eine Frage:

    Wenn ich den Revolver mit etwas Schwung spanne, ist die Trommel in der richtigen Position und eingerastet. Wenn ich den Hahn jedoch langsam spanne, muss ich die Trommel noch ca. 1mm weiter drehen, bis die Trommel einrastet und die Patronenkammer mittig zum Schlagbolzen ist. Ist das normal?

  • Nein.

    Wenn Du die Trommel mit dem Hahn nicht eingerastet bekommst, und mit der Hand nachhelfen mußt, jedenfalls.
    Ist das bei allen Kammern so?
    Dann ist Dein Transporteur zu kurz.

    Nur bei einer Kammer?
    Dann ist der Zahnkranz unterschiedlich abgenutzt, verbogen, gebrochen...

    Idealerweise soll die Sperrklinke unten an der Trommel in dem Moment einrasten, wenn der Abzug in die Feuerrast am Hahn einrastet, also gleichzeitig.
    Meistens rastet zuerst der Abzug, und kurz darauf die Sperrklinke. Wenn der Hahn diesen Weg noch über die Feuerrast hinaus frei beweglich ist, und er Weg nicht zu lang, ist das auch noch normal.
    Schlimm (ausgeleiert) ist es, wenn der Hahn nach dem Rast der Trommel einen spürbar langen Weg wieder nach vorn auf die Feuerrast zurückgesetzt werden muß.

    Auf jeden Fall darf die Trommel nicht vor dem Abzug einrasten, logisch. Dann wäre der Transporteur zu lang.

  • Also es ist bei allen Kammern gleich. Abgenutzt oder verbogen ist nichts.

    Es passiert auch bloß beim ganz ganz langsamen Spannen. Wenn man den Hahn schneller spannt, passiert es auch nicht.

    Also entweder ist der Transporteur wirklich zu kurz oder der Nachbau ist nicht zum langsamen Spannen gedacht. Keine Ahnung.

    Den Hahn kann man auch nicht viel über die Feuerrast weiter ziehen.

  • Und was dann? Schlägt er dann hinten am Messinggehäuse vom Griffrahmen an? Wie weit ist der Spannweg vom Einrasten des Abzugs bis zum Anschlag vom Hahn?

    Die Dinger sind definitiv so präzise gebaut wie scharfe Vorderlader-Colts, weil sie aus deren Teileproduktion abgezweigt wurden. Das Timing muß stimmen. (es sei denn, die haben Deine Trommelnuten falsch gefräst, oder den Zahnkranz, Pfusch gibt es in jeder Produktion mal)

    Der Transporteur läßt sich ganz einfach verlängern, einfach solange mit dem Hammer draufhauen, bis er sich gelängt hat (kaltschmieden).

    Aber vorher wollen wir noch klären, wieviel wo fehlt. ;)

  • Der Transporteur läßt sich ganz einfach verlängern, ... ...(kaltschmieden).

    Das ist nur bedingt für ungeübte Hände geeignet.
    Aber ja, das ist ein möglicher Weg. Bin ich bei Dir.

    Aber vorher wollen wir noch klären, wie viel wo fehlt. ;)

    ...und das ist noch sehr viel wichtiger.
    Das Timing kann an verschiedenen Stellen, aus verschiedensten Gründen,
    abweichen. Wenn man da falsch ran geht, wird die Reparatur gleich ein paar
    Tacken teurer und schwieriger.
    Horus, kannst Du uns, aus verschiedenen Winkeln, ein Video vom Vorgang machen?
    Ferndiagnosen können manchmal mehr Fehler als das eigentliche Problem haben.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

    2 Mal editiert, zuletzt von 2erlei (22. Januar 2021 um 22:09)

  • Also rumbasteln möchte ich auch nicht, gerade weil er ja eigentlich funktioniert. Da kann man auch immer viel „kaputt reparieren“. ;)

    Ich habe gerade Videos gedreht, aber anscheinend kann man nur Bilder hochladen. Wie soll ich sie euch schicken? Oder hab ich was übersehen? ?(

    @flupp... ja, der Hahn schlägt dann am Messingrahmen beim maximalen Spannen an.

  • Einfach bei Youtube als ungelistetes Video hochladen.
    Dann den Link hier her.
    Ungelistet, kann es dann kein Fremder sehen.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • Wirklich am Messingrahmen? Kann auch sein, daß die Feder zu lang ist, und den Hahn stoppt.
    Den Griff abschrauben ist wirklich kein Akt, dann siehst Du die Schloßteile und verstehst das Ganze.
    Zuerst die einzelne Schraube unten am Griffboden lockern (nicht herausschrauben)
    dann beiden Schrauben hinten neben dem Hahn in den Messinghalbmonden vom Griffrahmen,
    dann die zuerst gelockerte unten am Griff raus, und das Griffholz zusammen mit dem hinteren Griffrahmen nach hinten abziehen.

    Dann kannst Duch schonmal besser den Spannvorgang beobachten, und vielleicht rastet die Trommel dann schon mit dem Hahn ein. Dann war wohl wirklich nur etwas Messing vom Griffrahmen im Weg. Aber normalerweise ist da immer noch etwas Luft, nicht zu voreilig was wegfeilen.

    Dann erst mal kontrollieren, ob der Weg zwischen Feuerrast und Trommelsperre nicht zu lang ist. In dem Fall besser am Transporteur ansetzen.

    Versauen kannst Du damit erstmal nichts, der funktioniert ja sowieso nicht :D

  • Auch hier, dass man damit gerne auch mal spielt steht außer Frage und schlussendlich sind diese
    Pusten auch dafür gemacht, um genau das damit zu tun.
    Bei sämtlichen Revolver ist es ratsam, den Trommelstop möglichst sofort zu entgraten - bestenfalls zu polieren.
    Das ist schlichtweg eine Feinarbeit die, der Hersteller übersieht, oder aus ökonomischen Gründen übersehen möchte.
    Dies ist im Anschluss wesentlich schonender für das Material und zeigt dementsprechend auch wenigerAbrieb.
    Viel Spaß damit.

  • Nur um auszuschließen, daß Deine Trommel irgendwo falsch gefertigt wurde:

    Der Zahnkranz fluchtet genau mit der danebenliegenden Kammer, und auch die rechte Kante der Trommelnut liegt genau auf dieser Linie

    Übrigens ist der Zahn neben der Kammer nicht für diese verantwortlich, um sie in Flucht mit dem Lauf zu bringen, sondern der vor-vorhergehende, also der 2 Zähne nach links zurückliegende. Das wurde bei Pietta so von den Vorderlader-Colts übernommen und funktioniert nur, weil die noch kleine .38er Platz verfeuern. Dazu muß schon fast die halbe Breite des Zahns weggefräst werden, damit der Hülsenboden Platz hat, bei einem .44er würde das gar nicht mehr funktionieren. Deshalb wurde dann ab den Werksconversions von Colt der Zahnkranz um 30° versetzt gefertigt, so daß der Zahn genau zwischen 2 Kammern liegt, wo kein Patronenboden stört. Bei diesem Winkel reicht aber 1 Zahn nicht mehr so richtig für den Transport von 60°, darum baute Richards bei der ersten Conversion (1871) einen speziellen Transporteur mit Gelenk am oberen Ende, der dem Zahn entsprechend um die Ecke folgt. Später wurde das von Mason vereinfacht, indem der Transporteur als feste 2-stufige Zahnstange gebaut wurde, wie sie auch noch im SAA zu finden ist. Das nur, falls sich jemand wundert, warum die der VL und Conversions/SAA so verschieden aussehen.

    Und, wenn man sich mit dem Timing beschäftigt, sollte man bedenken, daß die gegenüberliegende Nut einer Kammer zugeordnet ist, nicht die direkt danebenliegende.

    Einmal editiert, zuletzt von flupp... (24. Januar 2021 um 01:46)

  • @rgHorus
    Deine Videos habe ich mir angesehen, und wie vermutet greift Dein Trommeltransport etwas später als bei meinen Exemplaren. Bei denen bewegt sich die Trommel genau an der Stelle, wenn die Unterkante der Hahnspitze mit dem Schlagbolzen die Nut im Feuerschild verläßt, bzw. schon ganz knapp vorher.

    Nun ist entweder Dein Transporteur zu kurz, oder Dein Trommelzahnkranz nach rechts versetzt, was ich aber als unwahrscheinlicher einschätze.

    Der Freiraum der Hähne nach Feuerrast bis Anschlag hinten bewegt sich bei meinen zwischen 1-1,5mm, und bei einem Ausreißer 3mm. Manche rasten gleichzeitig mit dem Abzug, manche erst hintem am Gehäuseanschlag.

    Bevor Du den Transporteur längst, mußt Du prüfen, ob noch genug Weg für das Anheben der Trommelrast zur Verfügung steht:

    Wenn Du den Hahn spannst, wird zuerst der Trommelstopp (TS) angehoben, damit sich die Trommel frei drehen kann. Der Transporteur darf erst etwas später greifen und die Trommel drehen, sonst würde der TS noch die Drehung blockieren oder über den Trommelmantel schaben.

    Wenn Du den Transporteur längst, verschiebst Du den Start der Trommeldrehung nach vorn, näher an die Stelle, wo die Tromel freigegeben wird. Genau da mußt Du aufpassen, daß sich da nichts überlappt, bzw. brauchst Du zwischen den beiden Aktionen immer etwas Freilauf.
    Der TS ist ein stark beanspruchtes Teil, welches sich über die Jahre abnutzt, und das Timing verschiebt. Meist vor allem in Bezug auf das Fallen des TS nach der Laderast, aber plane etwas Abnutzungsreserve auch beim Anheben ein und lege den Punkt der Freigabe und Greifen des Transporteurs nicht zu eng aufeinander.

    Letztendlich ist es gut, das Schloß nicht so rauh zu lassen, wie es gefertigt wurde, und die gleitenden Teile abzuziehen und gut zu schmieren.

  • Guten Morgen

    Wisst ihr wo man solche Revolver noch bekommen kann.

    Im netz bei diversen Händlern sind alle ausverkauft.

    Suche schon länger danach. Wegen meiner auch geb.

    Navy oder Army das wäre noch egal

    danke für eventuelle Tipps

  • Momentan hilft echt nur bei eGon gucken und Glück haben, was den Preis angeht.

    Bis auf den Weihrauch-Peacemaker werden derzeit keine weiteren Westernwaffen hergestellt...

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!