Diana 35 - Schaftrestauration plus neuer Schaftkappe

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.583 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. Oktober 2020 um 13:58) ist von Lolan2000.

  • Hallo Zusammen,

    endlich hatte ich mal wieder Zeit, um ein Restaurationsprojekt anzugehen, das ich schon länger vor mir her schiebe. Ich konnte im letzten Jahr recht günstig eine Diana35 von 1966 ersteigern.
    Sofort nach Erhalt des Gewehrs wurde es natürlich zerlegt und gereinigt. Von der Kolbendichtung aus Leder waren nur noch Fragmente übrig, daher wurde sie ersetzt, genauso die Laufdichtung. Die Kolbenfeder war noch in einem guten Zustand, daher durfte sie bleiben. Lauf und System wurden von Flugrost befreit. Seitdem habe ich sie öfter geschossen, wirklich ein tolles, präzises Gewehr.

    Der Schaft allerdings war mir ein Dorn im Auge: Er war mit einer dicken Klarlackschicht überzogen, was ich mal so gar nicht mag. Ich bevorzuge geölte Schäfte. Zusätzlich war diese Lackschicht an einigen Stellen abgeplatzt oder abgescheuert. Außerdem waren viele Kratzer in der Oberfläche. Die rötliche Schaftkappe war nach 54 Jahren sehr spröde und rissig, wirklich kein Augenschmaus. Ich habe dann erfolglos versucht, eine bezahlbare Orginal-Schaftkappe für dieses Modell zu finden. Ist mir leider nicht gelungen. Obwohl ich normalerweise versuche, meine Gewehre bei einer Restauration im Orginalzustand zu erhalten, bin ich dieses Mal davon abgewichen. Ich habe mir einen ventilierten Schaftkappenrohling in schwarz von der Fa. WEGU besorgt.
    Dieser musste natürlich an die Kontur des Schaftes angepasst werden, aber da ich den Schaft sowieso abschleifen wollte, war das kein Problem. Außerdem gefiel mir die weiße Zwischenlage zwischen Schaft udn Kappe nicht, sie war zu dünn und nicht passgenau. Ich beschloss, diese aus einem 3mm dicken Reststück weißem Polyethylen neu zu fertigen. Hier mal die ersten Bilder:

  • Das Anpassen der Schaftkappe habe ich zunächst mit einer alten, groben Feile gemacht. Ich habe bewusst eine alte Feile verwendet, weil das Bearbeiten von Gummi der Feile sehr schnell die Schärfe nimmt, sie taugt danach wohl nur noch fürs Altmetall!
    Um tiefe Kerben im Schaft durch die Feile zu vermeiden, habe ich den Schaft mit Kreppband abgeklebt. Nachdem die neue Schaftkappe und die weiße Zwischenlage nahezu bündig mit dem Schaftholz waren, ging es ans Abschleifen des Schaftes:

  • Der Schaft wurde in vier Durchgängen mit Papier der Körnungen 120, 180, 240 und 320 immer längs zur Maserung geschliffen. Nach jedem Durchgang wurde das Holz mit einem feuchten Schwammtuch abgewaschen und damit leicht gewässert. Dann durfte er über Nacht trocknen. Zuletzt habe ich ihn noch mit einem Schleifvlies der Körnung 1500 abgerieben, hauptsächlich im Bereich der Rundungen an der Schaftbacke und am Griffstück.

    Danach ging es ans Beizen. Ich verwende immer eine Pulverbeize, die mit heißem Wasser angerührt und in einem verschlossenen Marmeladenglas einige Zeit aufbewahrt werden kann. Weil ich keine zu dunklen Holzton wollte, habe ich mich für Nussbaum hell entschieden.
    Das Rautenmuster am Griffstück habe ich mit einer Ebenholz-Beize nachgedunkelt, die ich noch von meinem letzten Möbelbauprojekt angerührt hatte.
    Nach dem Trocknen der Beize sah das ganze dann so aus:

  • Als letzter Arbeitsschritt stand dann das Ölen an. Hier habe ich bereits vor geraumer Zeit meine Liebe zu Danish Oil endeckt, dieses kam auch dieses Mal wieder zum Einsatz. Insgesamt wurden 5 Durchgänge gemacht. Nach jedem Mal Ölen habe ich dem Schaft 24 Stunden Trockenzeit gegeben, dann wurde wieder leicht mit dem Schleifvlies abgerieben, damit die geölte Oberfläche nicht speckig, sondern seidenmatt aussieht.
    Mit dem Endergegnis bin ich sehr zufrieden, aber seht es euch selbst an: