Diana 60/65/66 zerlegen/ instandsetzen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 11.038 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. September 2020 um 12:31) ist von hoeflerrr.

  • Nun habe ich mich auch mal endlich an einen Diana Doppelkolber gewagt.
    Vorab: Man findet bereits viele Anleitungen, auch original im Netz. Trotzdem war manches für mich nicht selbsterklärend und ich habe auch Fehler dabei gemacht, die ich gerne mit euch teilen möchte:

    1. Zerlegung:
    Der komplizierteste Teil bei der Zerlegung ist eigentlich die Abzugseinheit. Ansonsten ist alles recht simpel.

    Benötigte Werkzeuge:
    -Verschiedene Schlitz-/Kreuzschlitzschraubendreher
    -Spitzzange
    -Wasserpumpenzange
    -Kupferblechstreifen
    -Kreuzschlitz-/Torxschraubendreher mit 3,5mm Schaftdurchmesser (als Demontagedorn)

    Zuerst muss das System ausgeschäftet werden, dazu die zwei seitlichen Schaftschrauben lösen, sowie die vordere Scrhaube vom Abzugsbügel.
    Die Schraube vorne unten im Schaft muss nicht herausgeschraubt werden, diese ist für die Einstellung des Spannhebelspiels!


    Lauf abschrauben: Zuerst die Halteschraube für die Laufachse raus, dann die Laufachse. Dann kann man den Lauf samt Spannhebel ausfädeln.

    Als Nächstes arbeiten wir uns an der Abzugseinheit von hinten nach vorne vor.
    Stift entfernen, Feder und Blech raus.

    Dann den Stift vom Abzugszüngel raus, alles nach unten entnehmen (auf die kleine Beilagscheibe aufpassen, diese kann man sehr schnell verlieren)

    Dann diese Feder aushängen:

    Und diesen Stift entfernen:

    Dann kann das hintere Halteblech herausgenommen werden.

    Dann diese Feder vom Abzugssicherungsblech entfernen und das Blech gesamt herausnehmen.

    Danach diese Schraube entfernen (Achtung, da sitzt eine Feder drunter!) und alles entnehmen.

    Danach kann das vordere Halteblech samt Bolzen entfernt werden.

    Schon ist die ganze Abzugseinheit zerlegt und das System ist quasi nackt.

    Weiter geht es mit den Innereien.

  • 2. Innenleben zerlegen:

    Als erstes muss man zuerst die kleine Halteschraube für den Abschlussdeckel entfernen:

    Als Nächstes habe ich die Achsenschrauben gelockert, aber noch nicht entfernt!
    Da diese fest waren und man sich diese schnell mit einem Stirnlochschlüssel versaut, habe ich das System abgeklebt und die Achsenschrauben mit einer Wasserpumpenzange und einem Streifen Kupferblech gelockert. So macht man auch nix kaputt:

    Achsenschrauben beide aber bitte noch drin lassen!

    Ebenfalls mit einem Streifen Kupferblech habe ich nun den Abschlussdeckel entfernt.

    Was nun zum Vorschein kommt, sind die bröseligen braunen Reste der Leerkolbendichtung.

    Hier hat schon lange nix mehr abgedichtet!

    Nun steckt man den Schraubendreher mit dem 3,5mm Schaft (bei mir ein 25er Torx) in den Leerkolben, übt ein wenig Druck aus und entfernt die in Schussrichtung gesehen linke Achsenschraube.

    Schraubendreher leicht gegen den Uhrzeigersinn drehen, und schon kann man alles entlasten.

    Nun kann man nach Entfernen der rechten Achsenschraube den Kolben rausschieben, dessen Dichtung nicht besser aussieht als die Leerkolbendichtung:


    Danach wird erstmal alles ordentlich gereinigt! Vor allem das System von innen von der Bröselpampe befreien.

    Das war die Zerlegung, bis hierher gab es nicht viel zu beachten.

  • 3. Schäden begutachten/ neue Dichtungen einbauen:

    Bei mir waren nicht nur die Dichtungen hinüber, sondern durch das weitere Schießen mit den defekten Dichtungen vom Vorbesitzer auch die Zahnräder, die zwischen den Kolben laufen. Die Zähne waren verbogen und es ließ sich kratzig spannen.

    Die Achsen waren ebenfalls gebrochen.

    Glücklicherweise waren die Zähne auf beiden Kolben noch in Ordnung! Sind diese defekt, ist das eigentlich der wirtschaftliche Tod für das Gewehr.

    Ich habe die Achsen rausgeschlagen und durch selbstgefertigte Achsen aus einem Bohrerschaft ersetzt.

    Die Zahnräder kamen neu. So musste ich keine teuren Achsenschrauben neu kaufen.

    Hier die Unterschiede der beiden Kolbenmanschetten:

    Links die Leerkolbenmanschette, rechts die Druckkolbenmanschette



    Links Leerkolben (Innenhülse kann mit Bajonettverschluss entfernt werden), rechts Druckkolben mit festem Haltepin

    Und hier auf die Kolben aufgezogen:

    Da die Verschleißteile alle jetzt erneuert sind (Laufdichtung habe ich nicht extra erwähnt, aber diese ist auch beim Verschleißteileset dabei. Wer sich aber soviel wie bis jetzt zutraut, bekommt auch das spielend hin ;) ), kann jetzt mit dem Zusammenbau begonnen werden.




  • 4. Zusammenbau des Systems/ Einstellung des Leerkolbenspiels

    Jetzt kommt EEEEENDLICH der Teil, bei dem es spannend wird!

    Benötigtes Werkzeug:
    -Montagedorn
    -Oder selbstgebaute Spannhilfe
    -Oder langen Schraubendreher mit 3,5mm Schaft und 19er Nuss
    -Spitzzange um das Zahnrad einzusetzen
    -Ventilspielfühlerlehren aus dem KFZ-Bereich

    Zuerst wird der Druckkolben eingebaut und auch die rechte Achsenschraube:

    Dann das Federpaket, bestehend aus einer langen Feder mit größerem Durchmesser, sowie den beiden dünneren Federn, die mit einem Metallstab verbunden sind.

    Hier habe ich meinen ersten Fehler gemacht! Kein geeigneter Montagedorn!

    Dieser hat laut Diana Reparaturanleitung folgende Maße:


    Ich habe bei meinem ersten Versuch einfach wieder den Torxschraubendreher von der Zerlegung genommen. Dieser ist aber zu kurz gewesen und der Metallstab in den Federn wurde nicht korrekt in die Hülsen in den Kolben geführt.
    Folge war, dass es beim ersten Spannvorgang einen Widerstand gab und die Federn geknickt wurden! Ich musste also nochmal neue ordern.

    Der Einbau des Leerkolbens hat WilderSüden hier sehr gut beschrieben: https://www.co2air.de/thema/90338-di…#post1060932036

    Ich habe als Montagedorn einen Vergaserschraubendreher genommen, mit dem ich durch das Loch im Leerkolben zuerst das Federpaket maximal nach unten gedrückt habe. Dadurch rutscht der Metallstift zwischen den kürzeren und dünneren Federn gut in die Führungen.
    Den Leerkolben selbst habe ich mit einer 19er Langnuss 1/2 Zoll reingedrückt. Noch besser geht das wie in dem Link, oder mit dem geeigneten Montagewerkzeug!

    Das Prinzip funktioniert so:
    Der Druckkolben und die rechte Achsenschraube sind ja schon drin.
    Der Leerkolben wird leicht gegen den Uhrzeigersinn positioniert und mit dem Montagewerkzeug reingedrückt. Etwa bis 2mm Unterhalb der Systemabschlusskante. Dann wird er im Uhrzeigersinn gedreht, sodass seine Zähne in das rechte Zahnrad greifen.
    Jetzt nicht loslassen!
    Mit der zweiten Hand wird nun das Zahnrad der linken Achsenschraube eingesteckt.
    Wenn da noch nicht genug Platz ist, muss man die Zähne von Druckkolben und Leerkolben mit einem Schraubendreher noch etwas auseinander drücken.

    Nachher muss das Zahnrad drin sitzen und das muss so aussehen:

    Das Loch muss genau mittig sitzen. Jetzt kann man kurz entlasten.
    Danach die linke Achsenschraube einschrauben. Damit das Gewinde nicht verkantet, eventuell nochmal Druck auf den Leerkolben ausüben, damit sich die Mitte des Zahnrades noch etwas hin- und herschiebt.

    Danach alles entlasten und man schaut von hinten aufs System:

    Etwa so tief muss jetzt der Leerkolben sitzen.

    Als Nächstes wird die Justierscheibe aufgelegt, bei mir hatte die alte Scheibe 1,0mm.

    Damit habe ich jetzt das Spiel bis zum Systemabschluss gemessen, bei mir mit der Fühlerlehre 0,50mm

    Da das Leerkolbenspiel aber 0,3mm betragen muss, ist der Spalt 0,2mm zu groß!
    Heißt: ich benötige eine Justierscheibe von 0,8mm.

    Zum Glück hat mein Nachbar einige gedreht:

    Mit der 0,8mm Scheibe hat es bei mir dann gepasst und ich hatte ein Leerkolbenspiel von 0,30mm:

    Der Schlimmste Teil ist geschafft!

    Zwischenscheibe nicht vergessen (Diese fehlte bei meiner Diana???)

    Und Abschlussdeckel wieder drauf. Schön fest, aber nicht festknallen wie ein Irrer.

    Wenn die Bohrung für die Halteschraube des Abschlussdeckels nun nicht mehr passt, anzeichnen, Deckel nochmal runter und eine kleine Bohrung (Nicht durchgängig!!!) setzen, dann Deckel wieder fest bis zur selben Stellung und Halteschraube rein.

    Jetzt liegt nur noch dieser Haufen vor uns:

  • 5. Der restliche Zusammenbau

    Der Teil ist eigentlich nur noch pro Forma erwähnt, da der Rest Pillepalle ist. Trotzdem kann es sein, dass man sich beim Zerlegen nicht alles genau gemerkt hat und da können ein paar Bilder hilfreich sein.

    Und los geht's, Endspurt!

    Vorderes Halteblech und Bolzen rein.
    Achtung, Bolzen von der in Schussrichtung gesehen rechten Seite aus reinstecken!

    Danach wieder Schraube und Feder rein, Beilagscheibe nicht vergessen.

    Dann das Sicherungsblech einführen, danach Feder einhängen.

    Dann das hintere Halteblech rein, der Bolzen hierfür ist gestuft und wird in Schussrichtung von links eingeführt.

    Dann die zweite Druckfeder einsetzen:

    Und den Abzug einsetzen. Kleine Beilagscheibe nicht vergessen!

    Zu guter Letzt das hintere Blech mit Feder einsetzen, man sieht es leider nicht so gut, aber das hintere Blech sitzt unter dem Einstellblech vom Abzug:

    Und ihr seid fertig!
    Schaft noch dran, sonst kann man nicht spannen (Die Spannschiene stützt sich an der Einstellschraube im Schaft ab).

    Das war meine Anleitung für die Doppelkolber.
    Es gibt zwar schon einige mit vereinzelten Bildern, aber eine mehr kann nie schaden :D .