Blaue Brünierung beim SAA

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 6.172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Juli 2020 um 08:00) ist von Lever-Action.

  • Viele historische Originale von Colt hatten beides:
    Einen buntgehärteten Rahmen, der "marmoriert" aussah während Lauf und Trommel, die mehr Druck aushalten mussten, den gebläuten/brünierten Farbton hatten. Wobei die Intensität des Blautones und der Glanzgrad schon ab Werk vom Polieren abhing. Selbst da gab es offenbar schon "dunkler" und "heller".

    Die Restaurationsfirma Turnbull, die oben im Link zu tobi-greener erwähnt wird, nennt ihre eigene Annäherung an den Originalfarbton "charcoal blue", also Holzkohlen-Blau. Wobei Turnbull laut Greener auch "nur" den ungefähren Farbton nach 1863 trifft. Was für "unsere" 1873er natürlich interessant ist.

    Bilder von Originalen finden sich bei renommierten amerikanischen Auktionshäusern. Da werden gelegentlich auch unbezahlbare Top-Waffen angeboten, die sonst nur in Sammlertresoren lagern. Wie gut die Originalfarbe erhalten ist, gehört zu den wertbestimmenden Angaben in den Auktionsbeschreibungen.

    Nochmal zum Brünieren: Die Engländer bevorzugten bei ihren Vorderladern tatsächlich einen bräunlichen Ton. Im Gegensatz zum kontinentalen Europa. Sieht man gut bei hochwertigen, unbenutzten Duellpistolen aus der Zeit.

  • Es ist ein extrem blaues Blau.

    Colt war berühmt für sein "Colt Royal Blue" das bis in die Neuzeit z.B. bei seinen Python angeboten wurde. Vor rund 30 Jahren kostete ein Colt Python rund das doppelte wie ein S&W 686. Ein Teil davon lag in der Politur \Bruenierung begruendet.
    Ein dezentes Blau wird durch eine Spiegelpolitur vor dem Bruenieren erreicht.
    Eine zweite Methode ist eine Rostbruenierung (z.B. alte Pistole 08).Eine dritte ist ein thermischer Prozess, Politur und dann gleichmässig auf etwa 200 Grad erhitzen. Typisch für Jagdwaffen des 18. Jahrhunderts, dann zusätzlich noch mit Goldeinlagen. Gibt ein sattes Kornblumenblau, aehnlich wie dieser SAA auf den Bildern.
    Viertens Brünieren in einem Zyanidhaltigem Warmbad. Gab es noch vor 30 Jahren zum Selbermachen (Waffen Triebel) heute nicht mehr

    Mein Rat: So lassen!

    Sonst heisst es nachher : "Vorher war besser"

    Insbesondere sind die üblichen Kaltbruenierungen nur zum Ausbessern kleiner Fehlstellen, nicht jedoch für ganze Waffen geeignet.
    Bunthaertung wird nur bei Rahmen benutzt.
    Die moderne Heissbruenierung ist nichts für Laien. Von der Aussruestung mal abgesehen hantiert man mit kochendem Saeuren. Und da hat es schon uebele Unfälle gegeben.

    Super, vielen Dank für die ausführliche Antwort. So viel habe ich im ganzen Internet nicht gefunden.
    Dann lasse ich es so und bin glücklich mit dem Friedensstifter :)

  • Viele historische Originale von Colt hatten beides:
    Einen buntgehärteten Rahmen, der "marmoriert" aussah während Lauf und Trommel, die mehr Druck aushalten mussten, den gebläuten/brünierten Farbton hatten. Wobei die Intensität des Blautones und der Glanzgrad schon ab Werk vom Polieren abhing. Selbst da gab es offenbar schon "dunkler" und "heller".

    Die Restaurationsfirma Turnbull, die oben im Link zu tobi-greener erwähnt wird, nennt ihre eigene Annäherung an den Originalfarbton "charcoal blue", also Holzkohlen-Blau. Wobei Turnbull laut Greener auch "nur" den ungefähren Farbton nach 1863 trifft. Was für "unsere" 1873er natürlich interessant ist.

    Bilder von Originalen finden sich bei renommierten amerikanischen Auktionshäusern. Da werden gelegentlich auch unbezahlbare Top-Waffen angeboten, die sonst nur in Sammlertresoren lagern. Wie gut die Originalfarbe erhalten ist, gehört zu den wertbestimmenden Angaben in den Auktionsbeschreibungen.

    Nochmal zum Brünieren: Die Engländer bevorzugten bei ihren Vorderladern tatsächlich einen bräunlichen Ton. Im Gegensatz zum kontinentalen Europa. Sieht man gut bei hochwertigen, unbenutzten Duellpistolen aus der Zeit.

    Auch dir vielen Dank für die ausführliche Antwort.
    Ein interessantes Thema, wie ich finde. Vor allem, dass das genaue Wissen über das Verfahren verloren gegangen ist.

  • Mal abgesehen davon das hier wirklich nur Kaltbrünierung in frage käme.
    Da ja das Material nix anderes hergibt, ich allerdings weiß wie eine Kaltbrünierung aussehen kann wenn es dum läuft rate ich nun davon auch ab.

    Die moderne Heissbruenierung ist nichts für Laien. Von der Aussruestung mal abgesehen hantiert man mit kochendem Saeuren. Und da hat es schon uebele Unfälle gegeben.

    Aber da kann ich dazu schreiben das hier im Forum schon sehr viele selbst heiß brüniert haben.
    Das sah bei allen Waffen die ich gesehen habe sehr geil aus.
    Kommt eben auf die Vorarbeit an.
    Brüniersalze gibts im Netz genug Bauanleitungen für.
    Und wannen findet man hier auch genug dazu.
    Fängt bei Dachrinnen an, und endet bei der eigenbau Edelstahlwanne.
    Kaum einer von den Jungs war ein echter Profi.
    Klar muss man damit aufpassen, aber wir haben zwei Kaltblutpferde damit muss man auch aufpassen.
    Mit einem Auto oder einem E Bike auch.
    Selbst wenn man nur über die Strße will muss man aufpassen.

    Wie schon eine Serie auf DMAX sagt: "Es gibt 1000 Wege ins Gras zu beisen" :P

  • Es gibt von der Firma Brownells (vertreiben u.a. Buechsenmacherbedarf in den USA) drei Bände über Techniken und Tricks des Buechsenmacherhandwerks.
    Unter dem Kapitel Bruenierungen findet sich auch ein Bericht über einen Buechsenmacher, der wohl eine KK Patrone in einem Roehrenmagazin übersehen hat und dabei hat er eine Ladung Bruenierfluessigkeit ins Gesicht bekommen als er das Teil ins heisse Bad gelegt hat. Der hat sich dann bei seinen Aerzten sehr bedankt, das er wenigstens noch auf einem Auge etwas sehen konnte...
    Kann man machen, aber lohnt sich der Aufwand? Insbesondere bei einer Schreckschusswaffe?
    Für braune Bruenierungen habe ich Streichbruenierungen von Laurel Mountain Forge (?) genommen, wird 10 Tage lang aufgestrichen und rosten gelassen. Dann mit Soda neutralisieren, mitTuch polieren und oelen.
    Ergibt eine dunkelbraune Braunierung mit dunkelblauem Glanz, wie Pflaumen.
    Kocht man zwischendurch in destilliertem Wasser, ergibt sich ein mattes schwarz-blau. Und ist historisch authentisch.
    Einfach anzuwenden und relativ harmlos. Gab es bei Flintknapper (Stifter).

  • Ob sich etwas lohnt, kann niemand für jemand anderen entscheiden.

    Ich zet Be habe eine schwarzbrünierte Flamberge.

    Habe ich mit Birchwood&Casey's Bluing Stuff gemacht.

    Viele sagen, das Zeugs taugt nix, kriegt man nur grüne Flossen von.

    Ich sagte mir, zieh fuckin' Gummihandschuhe an und teste es aus.

    Seit 24 Jahren tief blauschwarz. Läuft...

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Unter dem Kapitel Bruenierungen findet sich auch ein Bericht über einen Buechsenmacher, der wohl eine KK Patrone in einem Roehrenmagazin übersehen hat und dabei hat er eine Ladung Bruenierfluessigkeit ins Gesicht bekommen als er das Teil ins heisse Bad gelegt hat. Der hat sich dann bei seinen Aerzten sehr bedankt, das er wenigstens noch auf einem Auge etwas sehen konnte

    Ist ja schön, soll uns was sagen?
    Zum ersten verbieten die Forenregeln schon berichte über Unfälle.
    In diesem Fall war es die einfachste Regeln nicht eingehalten.
    Die erste Regel die gebrochen wurde versichere dich gern auch mehrfach das die Waffe nicht geladen ist.
    Die zweite, keine geladene Waffe ablegen.
    Die dritte, jede Waffe ist so zu behandeln als wäre sie geladen.

    So etwas hat bei einer Weltmeisterschaft hier in München eine Jugendbetreuerin das Leben gekostet.
    Seit dem sind Schnüre im Lauf oder eine Sicherheitsfahne im Patronenlager Vorschrift.

    Der hat sich dann bei seinen Aerzten sehr bedankt, das er wenigstens noch auf einem Auge etwas sehen konnte...
    Kann man machen, aber lohnt sich der Aufwand? Insbesondere bei einer Schreckschusswaffe?

    Viel spaß beim versuch eine Schreckschuss zu brünieren, die Dinger sind aus Zink.
    Die kannst du ewig baden ohne das die Farbe annehmen.
    Der SSA um den es hier geht ist keine Schreckschuss. ;)

    bei Luftpusten wird gerne mal Stahl genommen ok in dem Fall genau so wenig wie meine Schoffies.

  • Für Zink gibts doch spezielle Beizen, brünieren ist das allerdings nicht.

    "Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut."

  • Richtig. Deshalb heißt es beizen. Aber Knarren gibt's auch in bunt:

    Und selbst das ist noch harmlos. Knarzrosa und augenkrebsgelb gibt's auch.

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Wie schon oben erwähnt ist unter dem Blau Nickel, kein Zink. Das bekommt man nur mit einer Schwarzvernickelung (Rhodinieren) dunkel, alle anderen Kaltbrünierungen für Stahl, Messing und Zink machen gar nichts, zerstören nur die Blaubeschichtung (die wird dann fleckig stumpf grau-schwarz).

    Das :F: ist in die Nickelschicht reingelasert, das kriegst Du nicht weg, damit leider auch die irrsinnige sonstige Beschriftung. Von daher keine Gefahr, kannst Du alles machen.

    Die originalen Colts waren wirlich blau. Wingun hat es gut gemeint, und in der ersten Generation der CO2 SAA ein anderes Verfahren verwendet. Dieses Blau war deutlich dunkler und abriebfester als das der aktuellen Fertigung. Leider war es schon immer ein Problem, daß die Blaubeschichtung ungleichmäßig war (in Kehlen meist etwas dürftig und mehr in Richtung gelb-braun-lila), und daß sie zusammen mit Öl pink bis lila schimmert, wie Benzin in einer Pfütze.
    Trotzdem will ich nie einen anderen SAA als die blauen!

    Die Rahmen der gebläuten Original-Colts waren immer buntgehärtet. Das kann an mit den Blauen auch recht einfach nachahmen,
    dann fällt auch die Beschriftung nicht mehr so auf, bleibt aber trotz recht scharfer Polierarbeiten erhalten.


    SAA Rahmen bunt vl

  • Auch dir vielen Dank für die ausführliche Antwort.Ein interessantes Thema, wie ich finde. Vor allem, dass das genaue Wissen über das Verfahren verloren gegangen ist.

    Das liegt unter anderem daran, daß dies alles vor dem Erdölboom passiert war. Bestimmte Öle spielten schon immer eine nicht unerhebliche Rolle beim Brünieren. Damals gab es unter anderem SPERM OIL, das es allerdings nur gab, weil man Jagd auf Pottwale machte. Heutzutage natürlich undenkbar.

    Der blaueste Colt, den ich jemals sah, war eine Kurzwaffenkonversion eines Root-Revolvergewehrs.
    Das Ding war so blau, dass es schon fast utopisch war.

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

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  • Ich hab' als Hobby-Uhrmacher oftmals Schrauben bläuen müssen, das ist kein Problem und sieht endgeil aus.

    Ein simpler Spiritusbrenner reicht, der Stahl muss abdolut sauber sein.

    Alles andere geht nach Gefühl, irgendwann hat man das drin.

    Für grosse Flächen halte ich das nicht für geeignet.

    "Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut."

  • Ist ja kein Stahl, sondern Zink mit Nickel drauf. Da gibt es keine Anlaßfarben.
    Die sind auch technisch nicht vergleichbar mit Brünierungen, weil der Korrosionsschutz fehlt. Edelrost (Brünierung) macht die Oberfläche rauh und offenporig, so daß sich ein Ölfilm darauf und ein Reservoir darin halten kann.
    Für Schraubenattrappen nutze ich die Anlaßfarben aber auch.
    @Mitr' kannte mal einen, der hatte einen ganzen Pocket damit verbläut, sah zumindest genauso toll aus.

  • Das weiss ich schon.

    Aber, wenn ihn das Blau wirklich stört und sich darunter Nickel verbirgt, kann er das einfach polieren.

    Wenn das " F" verschwindet, ists eben beim Putzen verloren gegangen.

    Der Revolver hat ja eh nicht die 7,5 Joule.

    "Diplomatie ist, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut."

  • Moin zusammen, am Freitag ist mein neuer CO2 Colt Saa angekommen. Ich war allerdings etwas überrascht als ich die Farbe sah. Zwar hieß es in der Beschreibung, dass er einen Blauschimmee hat, bzw. gebläut ist, mit einem hochglänzenden Blau hätte ich aber nicht gerechnet. Jetzt stelle ich mir die Frage, ob das Ganze so überhaupt authentisch ist. Leider finde ich im Internet nicht allzu viel darüber. Könnt ihr mir hierzu etwas sagen, bzw. haben wir hier Kenner?
    Liebe Grüße. Markus

    Howdy

    hatte mir auch den Colt in Blue zugelegt und war mir auch zu blau und jungfräulich.
    Habe ihn dann einfach mit feinem Skotch-Vlies gestreichelt und schon sah er realistischer aus.
    Zugegeben ich hatte es einfach mal versucht und mir über die Vorgehensweise keine Gedanken gemacht.
    Beim nächsten mal würde ich nur in eine Richtung streicheln.
    Danach noch weiße Griffschalen aufgepimpt - und jetzt gefällt er mir.