Wie groß darf der Streukreis eines Matchgewehres sein?

Es gibt 211 Antworten in diesem Thema, welches 22.247 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Oktober 2020 um 18:22) ist von Olja.

  • ....vielleicht schießt der TS einfach mal so, ohne Einspannung des Gewehrs. Nur aufgelegt auf 10m mit einer neuen Charge JSB....


    ....und was macht der TS wenn das nichts bringt,…gut dann eben noch eine andere Dose, aber spätestens nach der 20sten Dose fragt man sich doch, ob das Problem nicht woanders liegt. Tatsache ist, dass ich mit der selben Charge, mit der ich vor einem halben Jahr noch Streukreise von unter 10mm auf 20m geschossen habe, nun Streukreise von 14mm produzierte. Ob eingespannt oder Benchrestauflage mit ZF auf Haltepunkt macht bei mir im Ergebnis keinen Unterschied. (Foto der Einspannung befindet sich irgendwo im Thread)

    Nach etlichen Selbstzweifeln habe ich dann, um das Gewehr als Fehlerquelle ausschließen zu können, es zur Durchsicht an Benke-Sport geschickt und Voila, es trifft wieder wie am Anfang. Zwischen 8mm Streukreis und 6mm auf 10m liegen einfach Welten, zumindest beim Benchrest.


    Andreas

    "Schusswaffen sind gefährlich. Doch in den richtigen Händen sind sie ein Quell ständiger Freude und Erbauung." Sledge Hammer

  • Fehler durch Locktime

    Um Fehler bei der Schussentwicklung ein wenig auf die Spur zu kommen, habe ich mal ein paar Schnappschüsse durch das Zielfernrohr gemacht.

    Gefilmt wurde mit der Casio Exilim bei 240 Bildern pro Sekunde und einer Schussdistanz auf 40m.

    Feuer Frei!

    Wir glauben wie oben genau drauf zu halten und abzudrücken, aber in Wahrheit löst sich der Schuss erst viel später - nämlich erst jetzt. Das ist die Lock-Time des Schützen.

    Erst in diesem Moment verlässt das Geschoss den Lauf!
    Wir glauben zu schießen, aber erst um einiges später findet der tatsächliche Auslösevorgang durch den Finger statt.
    Das Gewehr ansich benötigt nur ganz wenige Millisekunden.

    Diabolo im Anflug...

    ...Patsch!
    Und siehe da, Treffpunktverlagerung. Und ganz bestimmt war der Wind nicht allein daran beteilligt!

    ...und noch einmal...



    Und noch einmal!


    Im zweiten Versuch wurde bewusst nachgehalten und siehe da, der Treffer liegt sehr nahe am Vorherigen.
    Mutige Fliege!

    Technixx

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Vielen Dank. Sehr aufschlußreich. Solche Zeitlupenaufnahmen sind immer sehr interessant. Was für uns nahezu zeitgleich ist, da sind bei einer Zeitlupe gefühlt Minuten dazwischen.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Danke, Play!

    Slowmotion ist ein gutes Mittel zur Schussanalyse.
    Wenn eine Trefferverlagerung da ist, geht´s doch schon los mit dem Kopfkino.
    Was könnte die Ursache sein?
    Habe doch sauber mittig angehalten, bin doch gut mit dem Schuss weggekommen. Kann doch gar nicht sein!
    Ich hab´s: Die Charge ist schlecht! -Doch nicht- Es müssen V0 Schwankungen sein! Der Regulator spielt verrückt!
    Es ist das Zielfernrohr oder die Montagen. Also wird an den Türmen gedreht. Jetzt stimmen die Klickwerte nach Chairgun nicht mehr mit den Entfernungen überein.
    Das Spiel lässt sich unendlich so weiterführen.

    Dabei ist es ganz einfach! Es ist der Schütze als Fehlerquelle in erster Linie zu sehen. Schon beim Anschlag geht es los.

    Die oben gezeigten Schnappschüsse sind nur ein kleines Beispiel auf dem Weg zur Fehleranalyse. Es gibt andere elektronische Methoden, die noch gar nicht erwähnt wurden. Vielleicht mal später noch mehr dazu.

    Zum Schluss noch ein Bildchen der Schusskorrektur und Justierung auf dem Indoor-Stand auf 25m. Quasi Idealbedingungen für ein Matchgewehr.
    Es wurde (rechtes Bild)von rechts außen im Uhrzeigersinn die Trefferlage überprüft und Klickweise (1/8MOA = 0,9mm bei 25m ) korrigiert. Danach 3x ins Zentrum.
    Linkes Bild: 3x25m Benchrest.
    (Und immer noch ist ein kleiner Rest Locktime vom Schützen drin!)

    Technixx

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • @Technixx

    vielen herzlichen Dank für die Mühe!

    Bitte meine evtl. dumme Frage zu entschuldigen, möchte nur mitteilen wie ich es auch Post 142 und 144 mit der Locktime verstanden habe und interpretiere.

    Die Locktime ist die Zeit in der man mit dem Absehen, nach dem Dafürhalten des Schützen, 100%ig im Ziel ist gemäß Bild 1, Post 142.. sehr gut dargestellt und verstanden.

    Eigentliche Frage lieber Technixx, wie vermeide ich dann die Treffpunktverlagerung; entsteht die Treffpunktverlagerung durch das zu rasche (da sicherer Treffer vermutet wurde) verlassen mit dem Absehen aus der Locktime "durch Ablassen der Waffe"? Müsste man quasi "nur" länger im Ziel bleiben, längere Locktime?

    Oder entsteht das durch Rückstoss, Preller, Schwingungen wenn der Schuss bricht?

    Hoffe man konnte meinem Anliegen folgen ?(

    Wie vermeide ich, wenn ich gelernt habe was eine Locktime ist die Treffpunktverlagerung.

    Herzlichen Dank!

    LG Pit

    "ich habe noch niemals versagt, ich habe nur tausende Möglichkeiten gefunden wie es nicht funktioniert"

  • Hallo Pit,
    die Locktime setzt sich zusammen aus der des Schützen und der Locktime der Waffe, quasi die der Schussentwicklung.
    Es gibt einen sehr interessanten Linkhttps://www.google.com/url?sa=t&sourc…d=1599062942292
    Gilmore hatte ihn mal gepostet.
    Es steht viel Wissenswertes darin.
    In Kürze :
    Was Du selbst beeinflussen kannst, ist das Nachhalten beim Schießen. Ein schnelles Verlassen des Absehens oder der Zieles beeinflusst wesentlich die Locktime des Schützen.
    Ein anderes ist die Schussentwicklung der Waffe. Diese Treffpunktverlagerung kannst du durch den Anschlag und die Einstellung des Absehens, abgestimmt auf die Anschlagart, beeinflussen.

    Technixx

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Uns hat man(n) gelernt, nach dem Schuß auslösen minimal noch 3sec das Gewehr im Ziel zu halten, ein zu schnelles aus dem Ziel gehen produziert Zielfehler.

    Gruß Holger -- WLA / Stormrider --

    Immer die Wahrheit sagen bringt einem wahrscheinlich nicht viele Freunde, aber dafür die Richtigen. (John Lennon) Ich mag keine Socken!🧦

  • Dann habe ich den Kern richtig verstanden!

    Vielen Dank Euch für die Antworten, ich werde üben!

    LG Pit

    "ich habe noch niemals versagt, ich habe nur tausende Möglichkeiten gefunden wie es nicht funktioniert"

  • Klar damit haben die Amis schon vor einigen Jahren im Field Target experimentiert.
    Ich schau mal ob ich das wieder finde, der Gyro war recht groß und kostet auch, kam aus dem professionellen Film Equipment.

  • Der Absorber meines Anschütz 9015 funktioniert ausreichend gut.
    Da fühlt man wirklich kaum, das man geschossen hat. Ich glaube viel mehr kann man auch da nicht mehr optimieren, denn wo man schon kaum was fühlt, wird es wohl schon keine Bewegung mehr in der Waffe geben, die was verreist. Der Schütze hat bestimmt auch schon in Waffen ohne Absorber, IMMER den meisten Anteil am treffen.

    (Anschütz hat einen neuen Absorber für das 9015 rausgebracht - mit Magneten)

  • Stabilisatoren und Absorber verringern den minimalen Prellschlag bei PCPs. Aber nur in Schußrichtung. Nicht in Querrichtung.

    Der Sinn ist, dadurch, daß es keinen Prell in Laufrichtung gibt, damit auch eine Umlenkung in eine Querkraft durch asymetrischen Kontakt mit dem Schützen zu verhindern.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Deswegen ist der Anschlag so wichtig. Richtig eingerichtet springt das Gewehr nicht, oder nur minimal aus der Visierlinie. Dann noch den Abzug unbewusst kommen lassen und das dann fehlerfrei 50 mal hintereinander, und dann weiss man am Ende des Tages auch was man getan hat.