Abzugswiderstand

Es gibt 70 Antworten in diesem Thema, welches 8.011 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Mai 2020 um 14:18) ist von the_playstation.

  • Moinsen!

    Ich habe hier mal etwas quer gelesen und bin an manchen Stellen stark verwundert, mit welch extrem niedrigen Abzuggewichten hier teilweise geschossen wird. Im gleichen Zuge wird von schrecklichen Werkseinstellungen mit 700g Abzuggewicht geschrieben und dass man nur mit einem federleichten Abzug das Potenzial des Luftgewehrs voll ausnutzen könnte.

    Ich lege auch Wert auf gute Abzüge, bin aber der Meinung das ist in erster Linie eine Sache der Abzugscharakteristik. Ich habe am Liebsten einen Druckpunktabzug mit Vorweg, gefolgt von einem Direktabzug, also Druckpunkt ohne Vorweg. Schwieriger sind natürlich Abzüge, die nach einem mehr oder weniger langen Kriechen irgendwann auslösen. Dann gibt es noch wirklich schlechte Abzüge, die beim Kriechen auch noch Kratzen und dann ins Bodenlose durchfallen.
    Doch mal abgesehen von den zuletzt genannten kann man sich mit allem arrangieren und gute bis sehr gute Ergebnisse erreichen.
    Ich finde es außerdem gut, wenn der Abzug nach dem Auslösen nicht durchfällt, sondern möglichst schnell in einen Anschlag läuft, der Triggerstop

    Hier die Top 5 meiner Abzüge:

    1. Direktabzug mit Druckpunkt, bricht wie Glas, Triggerstop nach ca. 1mm, Abzuggewicht ca. 1500g
    2. Druckpunktabzug mit Vorweg. Vorweg ca. 200g, kein Triggerstop, Druckpunkt bricht fast wie Glas, Abzuggewicht ca. 400g
    3. Direktabzug mit aalglattem Kriechen über 2mm, Triggerstop nach 1mm, Abzuggewicht ca. 1200g
    4. Direktabzug mit 1mm Kriechen, Triggerstop nach 3mm, Abzuggewicht ca. 3500g
    5. Abzug mit Vorweg, Vorweg ca. 800g, löst nach ca. 3mm Kriechen aus, Triggerstopp nach 7mm, Abzuggewicht ca. 2000g

    Die Streukreise, die ich damit schieße stehen jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit der Abzugscharakteristik. Das hängt in erster Linie an der Waffenart, Lauf, Verschluss und Schaft.

    Wie seht ihr das? Was ist für euch ein guter Abzug?
    Um der folgenden Diskussion noch etwas Würze zu verleihen möchte ich mit dem Statement abschließen: Wer mit einem 2kg Abzug nichts trifft, der kann nicht schießen! :evil::P

  • Geht mir genauso. Wenn das Abzugsgewicht zu gering ist muss ich mich mehr darauf konzentrieren nicht zu früh den Schuss zu lösen als auf alles andere. Und selbst dann geht noch einer von 6 los bevor ich 100% im Ziel bin und schwups, ist eine 5 geschossen.

    Wichtig ist mir persönlich, das der Schuss definiert immer gleich bricht. "Fingergedächtnis"

  • Zuerst die wichtigste Frage vorweg, da die Unterschiede gravierend sind:

    Pistole oder Gewehr?

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Zuerst die wichtigste Frage vorweg, da die Unterschiede gravierend sind:

    Pistole oder Gewehr?

    Auf die Frage habe ich gewartet ;)

    Vielleicht bin ich als Pistolenschütze einfach zu sehr an >500g gewöhnt. Trotzdem bleibt die Frage weshalb man ein großes schweres Gewehr verzieht und eine einhändig gehaltene Lupi im Ziel bleibt.

  • Auf die Frage habe ich gewartet ;)
    Vielleicht bin ich als Pistolenschütze einfach zu sehr an >500g gewöhnt. Trotzdem bleibt die Frage weshalb man ein großes schweres Gewehr verzieht und eine einhändig gehaltene Lupi im Ziel bleibt.

    Eventuell ist es beim LG der lange Lauf. Die Mumpel ist ja viel länger
    in einem langen Lauf und kann dort vielleicht noch, wenn auch nur
    geringst, abgelenkt werden. Was ein verrissener Mikrometer in 30
    Metern Entfernung ausmacht, ist uns ja hinreichend bekannt.

    Da reicht schon das kleinste Zucken aus, wie eben auch am Abzug,
    oder eine Ventilfeder, oder die Ventilnadel, oder eine Kolbenfeder, die
    so krumm ist, daß sie beim Entspannen Lambada tanzt.

    Bei einer Pistole wird das nicht so ins Gewicht fallen, weil das Die da
    schon längst nicht mehr in der Waffe ist, und dann schon mit Wind und
    Wetter zu kämpfen hat. So zumindest meine Vermutung.

    Ganz leichter Vorzugsweg, dann ein Auslösen wie Glas, und dann entweder
    direkt gleich stopp oder ganz weiches durchziehen.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • Ich habe mich immer gefragt, wie das die ganzen Ordonnanz-Schützen mit offener Visierung und 100 Jahre altem Original-Abzug mit militärischem Abzugsgewicht hinbekommen.

    Dann habe ich es ausprobiert und festgestellt: Ja, mit einem mind. 3 Kilo schweren, russischem Abzug ohne Druckpunkt, mit undefiniertem, kratzigem Auslöseweg und ohne Triggerstop kann man auf 100 m die 9 halten.

    Ich bin mittlerweile der Meinung, die Einstellung des Abzuges hängt vom eigenen Standpunkt in der Trainingslaufbahn ab. Am Anfang immer die Werkseintstellung, da die Grundlagen wichtiger sind als der Abzug. Dann langsam leichter werden und sich an den kleineren Streukreisen freuen. Dann einen Schnitt und auf richtig harten Abzug umstellen, um die restlichen Fehler zu erkennen. Wenn die ausgemerzt sind (was recht lange dauern kann), in Schritten das Gewicht reduzieren, bis man zu leicht ist, um noch sicher zu schießen. Dann hat man den Punkt erreicht, an dem man den Abzug eine ausreichende Härte verleiht und lernt mit ihm umzugehen, ohne sich mit einem leichten Gewicht zu bescheißen.

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Ich glaube dass das alles Gewöhnungssache ist.
    Klar, ich habe auch gerne einen sehr leichtgängigen, kurzen Vorzugsweg, dann einen gut spürbaren und unbeweglichen Druckpunkt der dann mit leichtem Druck, trocken und schnell auslöst und der Abzug nach dem Auslösen weich abgefangen wird.
    Wer schon Mal einen GK Revolver im double action geschossen hat, weiß was grausam ist.
    Aber auch das kann man üben.
    Treffen kann man mit jedem Abzug, es gibt aber welch die es einem leichter oder auch schwerer machen.

  • Abzug:
    Minimaler Vorweg
    Minimales Abzuggewicht
    Minimaler Nachweg (nach dem Schuß)
    Gerne Vorweg unter 1mm
    Abzuggewicht gerne unter 10g

    Beim FT sollte der Vorweg und das Abzugsgewicht etwas höher sein.
    Aus Sicherheitsgründen
    Weil die Finger bei Kälte und oder Regen nicht ganz so feinfühlig sind.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Das ist so pauschal falsch.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Mir egal. :D Bei mir richtig. :D
    Was ist ein Abzug? Im Grunde ein Kraft- und Weg-Verstärker. Die minimale Kraft und ein minimaler Weg der Abzugsbetätigung wird in ein kräftige, schwere, größere Bewegung der Halteklammer (AB, Feder-LG) oder in den starken Ventilschlag (PCP, CO2) übersetzt.

    Ohne könnte man auch gleich die Kralle lösen, ....

    Sieht man auch schön bei der Entwicklung der Abzüge über die Jahrhunderte.

    EDIT:
    Bis hin zu elektronischen Abzügen heute. Theortisch wäre heute ein Abzug möglich mit 1µg und 1µm Vorzugsweg.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

    3 Mal editiert, zuletzt von the_playstation (19. Mai 2020 um 14:15)

  • Treffen kann man mit jedem Abzug, es gibt aber welch die es einem leichter oder auch schwerer machen.

    Genau darum geht es!

    Ich habe hier mal etwas quer gelesen und bin an manchen Stellen stark verwundert, mit welch extrem niedrigen Abzuggewichten hier teilweise geschossen wird. Im gleichen Zuge wird von schrecklichen Werkseinstellungen mit 700g Abzuggewicht geschrieben und dass man nur mit einem federleichten Abzug das Potenzial des Luftgewehrs voll ausnutzen könnte.

    Ich gehe nach "Querlesen" jetzt einfach mal davon aus, dass meine Aussagen speziell im Zusammenhang mit dem T06 gemeint sind...

    Vielleicht sollten wir vorher noch klarstellen, dass es dabei rein um Luftgewehre geht!!! Keine Luftpistolen, keine GK-Ordonanzwaffen, Flinten etc., wobei KK-Matchgewehre sogar noch am ehesten verhleichbar wären!

    Und da bleibe ich definitiv bei meiner Meinung, mit minimalem Abzugsgewicht lassen sich bessere Ergebnisse erzielen!
    Dass vieles Gewöhnungssache ist, dürfte jedem klar sein, aber ein Optimum liegt in meinen Augen (und anscheinend auch deren vieler anderer LG-Schützen) in einem Bereich von 50 bis ca. 300g!!!
    Ich persönlich schieße gerne bei ca. 50-70g (wenn es die Charakteristik noch zulässt!).

    Ich lege auch Wert auf gute Abzüge, bin aber der Meinung das ist in erster Linie eine Sache der Abzugscharakteristik.


    Dieser Logik folgend wäre es dir egal wenn du ein Abzugsgewicht von ca. 3 bis 4 kg hättest, solang er schön trocken steht und klar bricht?!
    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich mit einem solchen Gewicht präzise Ergebnisse zeigen. Es wäre physiologisch sogar schon recht grenzwertig, bei entsprechender Muskelspannung noch halbwegs ruhig im Ziel zu bleiben.

    Als einfaches Beispiel können wir einfach einmal 3 aktuelle Match-LGs nehmen und schauen uns die Daten zu den Abzügen an:

    FWB 800: 30-150g (je nach Version 50-150)
    Anschütz 9015: 30-170g
    Walther LG 400: 50-120g

    Diese 3 Gewehre besitzen ab Werk nicht einmal die Einstellmöglichkeit über 200g zu gelangen!!! Warum das so ist, sollte eigentlich klar sein...

    Letztlich bleibt es zusätzlich Definitionssache, was präzise ist und was nicht...


    PS:

    Wer mit einem 2kg Abzug nichts trifft, der kann nicht schießen! :evil::P

    ... Wer bei 50g keinen Druckpunkt halten kann, oder den Schuss unabsichtlich brechen lässt, ebenfalls nicht! ;)

  • Ein Abzug ist eine Lösevorrichtung.
    Er übersetzt weder eine Kraft noch einen Weg, sondern gibt bei Betätigung einen gespannten Federmechanismus frei.
    Ein Double-Action Abzug fungiert vor dem Lösen noch als Spannvorrichtung.
    Wie ein idealer Abzug sein muss, hängt von der Verwendung und dem Verwender ab. Der Abzug einer Polizeipistole hat andere Schwerpunkte als der Abzug eines DSB-KK Gewehrschützen.
    Das wichtigste in meinen Augen ist Wiederholgenauigkeit und Sicherheit.
    Ein Abzug kann noch so sauber brechen, wenn er nicht sicher hält oder nicht immer gleich bricht, ist er schlecht.
    Und man kann durchaus auch mit höheren Abzugsgewichten sauber schiessen. Alles Gewöhnungssache.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Unfallchirug:
    Endlich ein "Grobmechaniker" der mich versteht. :D:thumbsup::thumbup:


    Ein Abzug ist eine Lösevorrichtung.
    Er übersetzt weder eine Kraft noch einen Weg, sondern gibt bei Betätigung einen gespannten Federmechanismus frei.

    Nö. Wenn diese Lösevorrichtung 100kg benötigen würde, wäre der Sinn völlig verfehlt. Es geht darum, die Auslösung mit einem Minimum an Kraft und Weg zu erreichen. Diese werden übersetzt, so daß die z.T. erhebliche Reibung, Kraft, und notwendiger Weg der Auslösung (z.B. bei einer AB die Haltekralle, auf der die volle Kraft des Zuggewichtes lastet), beim Abzugszüngel nicht auftritt.

    Beispiel bei einem GK:
    Schuß = 5000 Joule
    Auslösekraft zum Lösen des Schlaghammers, ... 1kg
    Auslösekraft beim Abzugszüngel 50g

    Die ganze Waffe ist im Grunde eine zweimal übersetzter Kraftverstärker bzw Energieverstärker.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

    Einmal editiert, zuletzt von the_playstation (19. Mai 2020 um 14:45)

  • Kann man Ergebnissen von dir in irgendwelchenoffiziellen Listen nachlesen ... :?:

    Gruß Wolf

    Bin seit 2 Jahren dabei und habe bisher nur einen 2. und 3. Platz bei Vereinsmeisterschaften geschafft. Ich bin nur ein mittelmäßiger Schütze, aber das liegt am wackeln, nicht am Umgang mit dem Abzug.


  • Dieser Logik folgend wäre es dir egal wenn du ein Abzugsgewicht von ca. 3 bis 4 kg hättest, solang er schön trocken steht und klar bricht?!

    Wenn ich aufgelegt schieße stören mich 3-4kg Abzugsgewicht tatsächlich wenig.

    Frei stehend/liegend habe ich auch lieber etwas weniger. ca. 1000g finde ich in der Situation gut. Du sprichst die Muskelspannung an, um im Ziel zu bleiben, Ich brauche viel mehr Muskelspannung, das Gewehr zu halten, als den Abzug zu betätigen in der Situation sind 500g Abzuggewicht praktisch nichts.

    Wenn jemand ein so hohes Leistungsniveau hat, dass er Luftgewehr 10m oder KK 50m Auf Niveau Landesmeisterschaft und darüber schießt, habe ich ja verständnis, dass man mit ein bischen weniger Abzugswiderstand noch ein paar Ringe rausholen kann. Auf Freizeitniveau finde ich das eher bedenklich, auch was den Sicherheitsaspekt anbelangt.
    Bei praktischen Disziplinen, gerade Field-Target, fände ich es persönlich besser, wenn dort mit praxisnahen Abzugsgewichten geschossen wird. Es käme sicherlich niemand auf die Idee, mit einen 50g-Abzug zu jagen.

    Die Beschreibung von Markus30S zur Lernkurve finde ich gut. Mit einem federleichten Abzug gewöhnt man sich ganz schnell Schießfehler an. Insbesondere das Abzug durchreißen, während man gerade durch das Zentrum vom Ziel wackelt.

  • Mit einem federleichten Abzug gewöhnt man sich ganz schnell Schießfehler an. Insbesondere das Abzug durchreißen, während man gerade durch das Zentrum vom Ziel wackelt.

    Das ist interessanterweise meiner Erfahrung nach genau umgekehrt!!!

    Wenn ich bspw. mit meinem Abzug im Ziel bin, dann konzentriere ich mich nur noch aufs "Ruhig halten", der Abzugfinger zieht am Druckpunkt leicht und gleichmäßig an und schon bricht der Schuss!

    Mit einem schweren Abzug fängt man (ICH) an herumzueiern, bis der Schuss endlich bricht. Ich glaube da ist man eher geneigt noch schnell durchzureißen, wenn man grad drin ist.

    Ich kann natürlich nur von mir sprechen und das meiste beziehe ich mit "Freizeitgewehren" auch aufs Field Target, denn das ist für mich wie eine Art "ambitioniertes Plinken!" :P
    Was beim FT von Vorteil ist, kann auch beim "Freizeitschießen" nicht von Nachteil sein!

    Und gerade beim FT muss ich sagen, dass sich meine Trefferquote um ca. 7 bis 10% gesteigert hat, nachdem ich einen besseren Abzug im Gewehr hatte!

  • Nö. Wenn diese Lösevorrichtung 100kg benötigen würde, wäre der Sinn völlig verfehlt. Es geht darum, die Auslösung mit einem Minimum an Kraft und Weg zu erreichen. Diese werden übersetzt, so daß die z.T. erhebliche Reibung, Kraft, und notwendiger Weg der Auslösung (z.B. bei einer AB die Haltekralle, auf der die volle Kraft des Zuggewichtes lastet), beim Abzugszüngel nicht auftritt.


    Beispiel bei einem GK:
    Schuß = 5000 Joule
    Auslösekraft zum Lösen des Schlaghammers, ... 1kg
    Auslösekraft beim Abzugszüngel 50g

    Die ganze Waffe ist im Grunde eine zweimal übersetzter Kraftverstärker bzw Energieverstärker.

    Gruß Play

    Wieder Nö.
    Der Abzug kann schon deswegen kein Verstärker sein, weil die Energie des Schalgbolzens(-feder), Kolben(-feder) , Schalgstück(-feder) schon im System gespeichert ist, weil der Schütze vor dem Schuss die Waffe spannt.
    Der Abzug sorgt durch das lösen der Klinke nur für die Umsetzung der gespeicherten Energie in kinetische Energie.
    Und damit bin ich aus dieser absehbar fruchtlosen Diskussion raus.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson