Restaurierung Haenel III-284 zum 60. Geburtstag des alten Herren

Es gibt 232 Antworten in diesem Thema, welches 30.272 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. Juli 2022 um 21:45) ist von helip74.

  • Guten Tag in die Runde.

    Wie der Titel schon vermuten lässt, habe ich vor, das alte Luftgewehr meines Vaters (und davor seines Vaters) zu seinem 60. Geburtstag im Juli anständig zu restaurieren.

    Das Teil gehört seit ich denken kann zur Familie und ich habe damit lange bevor es mich für viele Jahre zur Bundeswehr verschlagen hat das Schießen gelernt im heimischen Garten als kleiner Knirps. Es geht weniger darum, ein Präzisionsgewehr daraus zu machen, als um die Geste an sich - ich denke, mein Vater wird sich freuen. Für mehr als gelegentliche "Übungen" im Garten würde es auch weiterhin nicht benutzt werden, aber vielleicht findet es dann seinen Weg an die Wand statt irgendwo traurig in einer Ecke zu stehen.

    Ich hatte letztes Jahr damit wieder geschossen und war verblüfft, wie viel Power das Teil nach den Jahrzehnten noch hat, da steckt noch ordentlich Kraft dahinter, daher soll daran auch nichts verändert werden. Auch die Genauigkeit ist zufriedenstellend, trotz der defekten Visiereinrichtung.

    Da ich mich selbst auch an Restaurierungsthreads jeglicher Art erfreue, werde ich das Ganze mit Bildmaterial hier begleiten und da ich absoluter Anfänger bin was dieses Gewehr angeht und mir alles anlesen muss, hoffe ich gleichzeitig, bei den sicherlich auftretenden Fragen vielleicht hilfreiche Antworten zu bekommen... :D

    Fangen wir an mit einer Bestandsaufnahme...

  • Ich habe noch nie ein altes Gewehr zerlegt, mein Gefühl sagt mir aber, dass das für all die Jahrzehnte erstaunlich gut aussieht. Ich würde sogar sagen, dass da schon mal jemand dran war. Oder irre ich mich?

    Was schon klar ist: ich benötige einen Kornschutz und einen Visierschieber.

    Fällt euch etwas auf was meinem Laien-Auge entgeht?

  • Nachdem ich mich langsam aber sicher dem Thema etwas genähert habe, geht es nun weiter...

    Ich hatte zugegebenermaßen etwas Respekt vor der Feder...war am Ende aber kaum Druck drauf.

    Ich würde als nächstes gerne die benötigten Teile bestellen, auf meiner Liste stehen bisher sicher:

    Kornschutz
    Visierschieber
    Laufdichtung
    Kolbenfeder Standard


    Unsicher bin ich bei:

    Manschette komplett - ist das nötig laut den Bildern oder könnte man die weiterhin verwenden?

    Spannschiene bzw. Nieten - die Schiene ist sehr beweglich, rot umrandet sind die Stellen wo Spiel drin ist. Muss das so sein?

    Die Schraube für den Verschlussbolzen nimmt keinen Schraubendreher mehr auf - sollte der Bolzen beweglich oder fest sein? Ich bin unsicher, ob ich das auch auseinanderbauen soll.

    Falls euch Profis darüber hinaus noch irgendetwas auffällt, freue ich mich natürlich über Hinweise!

  • Hallo,

    Du hättest Deinen sehr informativen Beitrag in der Haenel-Gemeinschaft posten sollen,
    da hättest Du mehr Resonanz bekommen. Hab's jetzt auch nur zufällig gesehen.

    Euer Familien III-284 sieht eigentlich noch sehr ordentlich aus, wenn man das Alter
    bedenkt.

    Möchtest Du es optisch im Zustand konservieren, oder voll restaurieren, also auch mit
    Brünierung und Holzbearbeitung?

    Kolbendichtung sieht auf jeden Fall noch gut aus. Würde sie in Motorenoel einlegen
    und auffrischen. Sollte der Verschlußbolzen anstandslos funktionieren, lass den so,
    wie er ist. Der muss nur angemessen leichtgängig öffnen und sauber arretieren.
    Schnell ist ein System versaut, wenn diese Mimik mal vergnaddelt ist. Das einzige
    LG dass mir beim Herrichten verreckt ist, ist daran gestorben, dass ich die Verriegelung
    versaut habe.

    Kornschutz sollte drauf.
    Visierschieber brauchst Du, evtl. bekommst Du derzeit den originalen Metallschieber
    nicht und musst auf das Kunststoffteil ausweichen.
    Laufdichtung ist Pflicht.
    Standardfeder, die richtige Wahl.

    https://www.waffencenter-gotha.de/shop/Haenel-wh…26c84b217d9bfa8

    Viel Erfolg beim Herrichten! :thumbsup:

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo,

    Du hättest Deinen sehr informativen Beitrag in der Haenel-Gemeinschaft posten sollen,
    da hättest Du mehr Resonanz bekommen. Hab's jetzt auch nur zufällig gesehen.

    Möchtest Du es optisch im Zustand konservieren, oder voll restaurieren, also auch mit
    Brünierung und Holzbearbeitung?

    Ah, okay - danke für den Hinweis. Vielleicht kann ich das von einem Moderator umsetzen lassen.
    Erstmal vielen Dank für dein Feedback.

    Ich möchte das volle Programm fahren. Ich habe für außen auch schon ein paar Ideen, dazu aber später mehr. Erstmal die Technik.

    Ob der Verschluss anständig funktioniert ist schwierig zu beurteilen für mich. Man musste schon vorne auf den Lauf gut raufhauen, damit sich das öffnet - ich habe leider keinerlei Vergleich anhand dessen ich das wirklich beurteilen könnte.
    Da der Bolzen vorne für mich aber gut aussieht, wäre eben die Frage gewesen, ob der irgendwie beweglich sein muss.
    edit: da es auch eine Feder für den Bolzen gibt, lag der Verdacht nahe


    Ich ergänze noch das Spannschienengelenk zu meiner Liste, die Ecke die da fehlt, ist mir etwas zu doll.

  • Hallo stuntmaennchen,

    Bild 13 die Druckkappe gehört nicht in den Schaft sondern auf die Feder.
    Diese Riefen auf Bild 24 kann man verhindern wen eine Gleitstück vom 303 einbaut. Ist aber in Gotha ausverkauft.

    Gruß Haenel

  • Das ist gut zu wissen! :D

    So, heute mal alle Teile grob vom uralten Schmodder befreit und genauer begutachtet - ich habe keine weiteren Überraschungen feststellen können.
    Der Verschlussbolzen federt tatsächlich, man muss nur stark drücken. Den habe ich nun geölt und werde ihn nicht auseinanderbauen.

    Ich würde gerne alle sichtbaren Metallteile abschleifen und im Anschluss maschinell polieren. Mit einer hauchdünnen Ölschicht versehen, sollte das am Ende gut aussehen. Soweit meine wirren Ideen.

    In einem ersten Schritt würde ich mit einem Winkelschleifer und 240er-Körnung die Oberfläche abschleifen. Für den Lauf würde ich wohl eher einen Drehmel nehmen.
    Das funktioniert, wie auf dem Bild zu sehen, soweit erstmal testweise gut.
    Die Frage ist nur: kann man das so machen ohne sich damit in die Nesseln zu setzen?

  • Servus,

    du kannst natürlich einen Winkel-/Schwingschleifer dazu verwenden.
    Musst halt nur aufpassen, das du nicht zu viel Material abnimmst.
    Ich benutze einen Schwingschleifer nur in absoluten Notfällen, wenn starke Rostnarben im System sind, wo es einfach zu viel Aufwand ist per Hand zu arbeiten. Kam bis jetzt genau einmal an einem Lauf vor. Den Rest mache ich alles per Hand. ;)
    Du kannst natürlich auch 400er Schleifpapier nehmen, da ist die Gefahr nicht so groß.

    Du kannst ja gerne mal meine Berichte (Link in Signatur) durchschauen. Habe auch schon ein III-284 restauriert. Es ist das stärkste Luftgewehre was ich habe. :thumbsup:

    Viele Grüße
    Sascha

  • Ich würde dem Gewehr seinen Charm lassen.
    Alle Teile schön mit Stahlwolle reinigen Verschleißteile wechseln Schaft mit Schaftölen abreiben und gut.
    Es sei den du bekommst es so wie Sascha hin ;)

  • Das schaue ich mir in Ruhe mal an.

    Ich mag den jetzigen Charme nicht so, ich möchte den Schaft am Ende gerne offenporig und matt haben statt lackiert wie jetzt.
    Ich traue mir schon zu, das Metall anständig hinzubekommen - sollte das nicht klappen, kann man ja dennoch brünieren. Einen Versuch ist es wert.

  • Du kannst ja gerne mal meine Berichte (Link in Signatur) durchschauen. Habe auch schon ein III-284 restauriert. Es ist das stärkste Luftgewehre was ich habe. :thumbsup:

    Okay, das ist krass. Ich bin schwer beeindruckt. Ziemlich genau so stelle ich mir das vor, auch wenn ich vielleicht nicht ganz so akribisch ins Detail gehen möchte.
    Mich macht das Ergebnis des Glasperlenstrahlens ziemlich an - da muss ich mal schauen, ob ich sowas zu einem annehmbaren Kurs finde. Vermutlich nicht.

    Für's Hochglanzfinish besitze ich Gott sei Dank eine richtige Poliermaschine samt Pads und Politur.

    Das mit dem Gleitstück habe ich noch nicht richtig nachvollziehen können. Soweit ich sehe, hat das 284 werksseitig keins.

    Können die Nieten des Spannschiebers eigentlich gelöst und dann nochmal wiederverwendet werden?

    Einmal editiert, zuletzt von stuntmaennchen (26. April 2020 um 00:33)

  • Jetzt habt ihr es geschafft und nach Ansehen der Bilder von Sascha mal so richtig angefixt. Jetzt werde ich enttäuscht sein, wenn mein Ergebnis nicht genauso gut wird - ganz toll :D

    Ich werde aus diesem Grund noch ein Bodenstück aus Metall (ungraviert) kaufen, denn polierte Metallteile und dann ein schwarzes Kunststoff-Bodenstück sieht natürlich nicht aus.

    Das Endstück für den Schaft ist bei mir aus Holz. Soweit ich das sehe, ist eine Metallversion nicht zu bekommen, korrekt?

  • Hallo
    Ich steh gerade auf,n Schlauch ,Endstück aus Holz? Auf Bild 17 ist doch eine Metalschaftkappe zu sehen oder?
    Bei Bild 18 fehlt noch eine Schraube für das Sicherrungsblech.
    Zum Thema abschleifen habs auch mal mit Winkelschleifer versucht KEINE GUTE IDEE,wird wellig bei mir jedenfalls. :cursing:
    Mache es so wie Sakileg 1606 mit Hand 240,400,600,800 Schleifpapier :D
    Grüße Mario

  • Das ist jetzt natürlich äußerst peinlich für mich. Ich hatte das Endstück nur abgeschraubt und weggelegt und war ehrlich gesagt fest davon überzeugt, dass es Holz ist. Ist es nicht, es ist aus Metall. Also vergesst alles, was ich dazu gesagt habe :D

    @neumi...ich bin nicht ganz sicher, meinst du diese Schraube? https://www.waffencenter-gotha.de/shop/Haenel-wh…I-284::422.html

    Wie bekomme ich die gelb markierten Nieten auseinandergebaut?