Tipps zum Vorderladerschießen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.309 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Juni 2023 um 15:43) ist von Necronomicon.

  • Hier bitte nur bewährte Tipps zum Vorderladerschießen und keine Diskussionen

    Patchlube färben
    Schusspflaster müssen in irgendeiner Form leicht befeuchtet und gefettet werden. Da gibt es unzählige Mischungen und auch fertige Mittelchen. Zur Zeit verwende ich "Patchlube" eines Vorderladerspezialisten. Leider ist diese Lösung fast wasserklar. Damit behandelte Schusspflaster kann man kaum von unbehandelten unterscheiden, insbesondere nicht am eher schlecht beleuchteten Ladetischen auf den Schießständen.
    Daher hatte ich mal die Idee diese Flüssigkeit mit Stempelfarbe einzufärben. So kann man gut sehen wie viel man davon aufträgt bzw. ob die Patches in der Dose überhaupt vorbereitet wurden.
    Welche Art von Farbe ist fast egal. Man sollte vorher nur prüfen, ob sich die Farbe mit der Flüssigkeit verträgt.

    Filmdosen für Patches
    Zum lagern, wie auch zum durchweichen mit Patchlube eignen sich die alten Filmdosen sehr gut. Sie passen sehr genau zu Schusspflaster im Kal. 45. Da diese Dosen dicht verschließen, kann man darin auch gut einen Spritzer Patchlube auf den Stapel Patches geben. Das zieht dann von alleine durch. Aber die Patches nicht nass machen, sondern nur gerade fühlbar durchfeuchten.
    Ich habe mir mehrere Filmdosen besorgt und sie mit 0.12, 0,18, 0,25 mm beschriftet und entsprechend verschieden dicke Patches immer parat. Perfektionisten können verschiedene Farben für unterschiedlich Dicken verwenden.
    Die Filmdosen sind allerdings nicht mehr so einfach zu finden, weil der 35 mm Film für Kleinbildkameras fast ausgestorben ist. Mit Glück finden sich aber noch welche.

    Schwarzpulversolvent
    Bekanntlich lassen sich Vorderlader am besten mit heißem Wasser reinigen. Wer direkt nach dem Schießen den Lauf innen mit einem Waffenöl einsprüht, macht sich die spätere Reinigung nur noch schwerer, weil die SP-Rückstände sich damit vollsaugen und dann wasserabweisend werden.
    Wer unbedingt direkt nach dem Schießen etwas in den Lauf sprühen will, sollte ein SP-Solvent nehmen. Ich war überrascht wie einfach damit die spätere Reinigung wird. Aber Achtung - ein bestimmtes SP-Solvent einer großen Firma verträgt sich nicht mit einer Brünierung. Das steht auch auf dieser Dose.
    Ist der VL sauber, unbedingt gründlich trocken und satt einölen.

    Vorsicht mit Metallbürsten
    Wenn man den Lauf unbedingt mit einer Messing- oder Bronzebürste ausputzen will, sind zwei Dinge wichtig:
    1. Die Putzstöcke mit drehbarem Lager im Griff sind für VL ungeeignet. Man braucht starre Stöcke. Daher kann man den Ladestock mit passenden Bürsten besser nehmen.
    2. Da die zum Kaliber passenden Bürsten grundsätzlich stramm zum Lauf passen, muss die Bürste drehend in den Lauf geschoben werden, damit sich die Borsten quer zum Lauf legen. Schiebt man die Bürste einfach gerade in den Lauf, müssen sich die Borsten beim Ziehen wieder umlegen. Dazu ist gerade bei neuen Bürsten kein Platz, insbesondere wenn diese bis zum Anschlag unten im Lauf sitzt. Dann reißt die Bürste beim Ziehen ab und man hat dann ein Problem, weil man beim VL den Rest der Bürste nicht einfach durchschieben kann.
    Aber auch dafür gibt es Rettung: Ein dünnen Alurohr besorgen, was gerade noch so in Lauf passt. Das Ende etwas einschlitzen. Dann das Rohr in eine Akkubohrmaschiene einspannen und mit kleiner Drehzahl in den Lauf über den Bürstenstumpf schieben. Dann ist die Bürste in 3 Sekunden draußen.
    Abriss einer Bürste mit Rettung des Vorderladers ist keine Theorie, sondern mir genau so passiert.


    Zwischenmittel passend abfüllen
    Für Revolver wird ein Zwischenmittel benötigt. Prinzipiell kann man eine Filzscheibe bzw. -Pfropfen verwenden, aber mit losem Zwischenmittel kann man die Setzhöhe der Kugel besser anpassen. Dazu wird oft Maisgries, Hartweizengries oder trocknen Kaffeesatz benutzt. Das darf nicht in undurchsichtigen Flaschen auf dem Schießstand verwendet werden. Da der VL-Schütze das Schwarzpulver ohnehin zu Hause pro Schuss in Portionsröhrchen abfüllen muss, kann man das auch mit dem Zwischenmittel machen. Wer eine 100'er Box Röhrchen hat, teilt dann einfach auf. 50 Füllungen für 50 Schuss sollten für den Abend locker ausreichen. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn man seine Laborierung gefunden hat und die Füllmengen von SP und Zwischenmittel feststehen. Aber wer seine Laborierung gefunden hat, behält diese ja in der Regel.

  • Nach diversen Tests mit käuflich erworbenen Mittelchen bin ich bei folgendem gelandet:

    als Patchlube und verwende ich eine cremige Mischung aus Bienenwachs-Olivenöl, als Geschossfett das ganze etwas härter abgestimmt.

    Zur Reinigung nach dem schießen hat sich eine Mischung aus einem kleinen Teelöffel Schmierseife + ein Teelöffel Ballistol + 0,5 Liter heißem Wasser bewährt, damit geht die Reinigung ratzfatz, einfach mal ausprobieren :thumbup:

    Bronzebürsten sind mit dieser Schmierung/Reinigung obsolet

    Das ganze in kalt nutze ich mit Filzpatches zum zwischenwischen

    All das ist sehr einfach selbst herzustellen und Spottbillig

  • Klingt gut.

    In einer ruhigen Minute frage ich mich immer, was die Leute früher wohl so verwendet haben...

    Wahrscheinlich hatte da auch jeder sein eigenes Patentrezept...

    Christopher Hitchens, Sam Harris, Lawrence Krauss

    and Richard Dawkins are those, who rock the Boat!

  • Ich greife den Thread mal auf bzgl. Erfahrungsaustausch beim Reinigen.

    Aktuell verwende ich folgende Vorgehensweise:

    1. Lauf ausschäften
    2. Piston und (falls vorhanden) Revisionsschraube herausdrehen und in Wasser mit Spülmittel einlegen
    3. Schmauch am Schaft mit einem feuchten Tuch abwischen, anschließend mit Ballistol leicht einölen.
    4. Lauf in Badewanne mit heißem Wasser durchspülen
    5. Mit einer weichen Nylonbürste und etwas Spülmittel kurz durchwischen
    6. Lauf in einen Eimer mit heißem Wasser (ohne Spülmittel) stellen und mit Putzstock und Reinigungspatch Wasser ein paar mal durchpumpen
    7. Lauf abtrocknen und innen mit Reinigungspatches trockenwischen
    8. Lauf zum verdrängen von Restwasser mit reichlich Addinol KO 6 F einsprühen und durchwischen. Früher habe ich hierfür WD40 verwendet, das ist aber ungesünder, teurer und stinkt.
    9. Trockenwischen
    10. Piston und Revisionsschraube abtrocknen, Pistonbohrung auswischen und mit Addinol KO 6 F einsprühen
    11. Lauf zur Konservierung mit Addinol W18 durchwischen
    12. Piston und Revisionsschraube mit Keramikpaste auf den Gewinden wieder einschrauben
    13. Lauf einschäften


    "There is only one good, knowledge, and one evil, ignorance." - Socrates

  • Klingt gut.

    In einer ruhigen Minute frage ich mich immer, was die Leute früher wohl so verwendet haben...

    Wahrscheinlich hatte da auch jeder sein eigenes Patentrezept...

    Spucke, Seifenwasser, und ein paar Tropfen Öl. Der ganze Rest ist allerdings gut für den Handel und das eigene Wohlbefinden.

    Statt Schwarzpulversolvent kann man auch Glasreiniger hernehmen. Funktioniert genau so gut und ist zu Hause in Frauchens Putzschrank kostenfrei und in unbegrenzter Menge verfügbar. Damit lässt sich auch der Perkussionsrevolver in Null Komma Nix säubern. :)

    Es grüßt der Ottokar :^)

  • Statt Schwarzpulversolvent kann man auch Glasreiniger hernehmen. Funktioniert genau so gut

    Ja und nein. Das hat wie immer Vor- und Nachteile. Spiritus ist im Glasreiniger reichlich vorhanden, in den Scheibenwasch-Kübeln für den Auto-Winter aber auch. Es greift auch die Oberflächen an und nicht umsonst kann man damit auch Brünierungen entfernen. Um es dann auf die Spitze zu treiben wären auch Felgenreiniger für Autos okay... Und dann beginnt der abrasieve, nicht gewollte Vorgang. Solvents sollen das jedoch verhindern, sie garantieren Säuberungs- und Schutzfunktionen.

    Selbst das oft verkannte WD40 macht da noch eine gute Figur.

    Keine Ahnung ob Klaus Kinski genial war. Eines seiner berühmten Zitate jedoch absolut. Danke, Max Giermann.