Feinwerbau 601 - Service Verschleißteile

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 17.169 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. März 2022 um 00:00) ist von E-Maxx.

  • Hallo,

    ich habe schon so einige Luftgewehre überholt, repariert und restauriert.

    An mein gutes FWB 601 habe ich mich aber nicht herangetraut. Zu komplex
    und kompliziert erschien mir der Aufbau.
    Das gute Stück ist Baujahr 1988. Ich habe es zu meinem 27. Geburtstag
    geschenkt bekommen und es hat in all den Jahren nicht mehr als eine halbe
    Dose Diabolos verschosssen.
    Als ich es neulich testete, fiel mir ein spürbarer Leistungsmangel auf.

    Ich erwog, das 601 zu Feinwerkbau zur Überholung zu geben, da fand ich
    im Net eine hervorragende Anleitung:

    Zerlegung:

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    Zusammenbau:

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    Aufgrund dieser Anleitungen habe ich mich getraut und mir das 601 vor-
    genommen. Es ist leichter als man glaubt...

    Ich habe dabei einige Fotos geschossen, welche die einzelnen Arbeitsschritte
    verdeutlichen und Anwendern der Videos die Arbeit erleichtern sollen.

    Hier ein Foto des Betroffenen:

    Der Anfang ist ganz einfach.


    Zuerst nimmt man den Kornträger ab:



    Ist dieser entfernt, folgt das Laufgewicht:



    Nach dem entfernen des Laufgewichts, lässt sich die
    vordere Systemabdeckung nach vorne abziehen:



    Dann kann man nach lösen zweier Schaftschrauben, schon den Schaft
    abnehmen.


    Tatsächlich, ist das alles, was System und Schaft zusammen hält:



    Von vorne: hintere Schftschraube, vordere Schaftschraube, Schraube der Systemabdeckung.

    So einfach und unkompliziert wie es beginnt, geht es weiter bis zum Ende.
    So komplex alles konstruiert ist, so logisch und einfach aufgebaut ist das
    ganze Gewehr. Könnte glatt ein Ostprodukt sein.

    Was bei diesem Gewehr an jedem Bauteil besticht, ist die saubere Verarbeitung und
    die Verwendung ausschließlich hochwertiger Materialien.

    Alleine der Schaft...





    Alles sauber ausgearbeitet und perfekt gefräst.



    Tip-Top. Wenn ich da an mein nagelneues Gamo Hunter denke... da schaudert's mich.

  • Sind Schaft und System getrennt, geht's ans Zerlegen.

    Das System besteht aus drei Baugruppen.

    Systemhülse
    Spannhebelhalterung nebst Kolben und Spannhebel-Mimik
    Abzugseinheit

    Um die Kolben-Spannhebel-Einheit von der Systemhülse zu trennen, muss man zuerst
    diese beiden Schrauben lösen:



    Damit gibt man diese beiden Halbmonde frei, die die Kolben-Hebel-Einheit in
    der Systemhülse fixieren:



    Als nächstes löst man diese Halterung unterhalb der Systemhülse.
    Damit wird die Spannhebelhalterung gehalten:



    So sieht das aus:



    Jetzt kann man das komplette Innenleben am Spannhebel nach vorne herausziehen.


    Und so, sieht der Kolben aus:



    Möööp! Der passt ja gar nicht zu meinen bestellten Ersatzteilen!

    Nein, das ist ein ganz früher Kolben und für den gibt es leider keine Teile mehr.

    Also muss ein neuer Kolben her.

    Sicherlich wäre dieser noch gegangen, aber die Dichtung war lange nicht so
    scharf konturiert, wie das moderne Neuteil.
    Ausserdem darf nach 31 Jahren ruhig was Neues rein. Kunststoff altert definitiv.

    Die innere Mimik habe ich erst einmal auf die Seite gelegt und die Abzugseinheit
    von der Systemhülse getrennt.

    Abzugseinheit:



    Die innere Inbusschraube...



    und die äussere Inbusschraube:



    ...müssen raus. Dann hat man die Abzugseinheit in der Hand.



    Ach ja, vorher muss man noch diesen kleinen Sicherungsring lösen und
    die Spannstange abnehmen.

    So sieht die aus:


  • Oben auf dem Foto der beiden Halbmonde, sieht man auch eine Feder.
    Diese ist die Feder der Spannstange und muss natürlich vor Abnahme
    des Spannhebels abgenommen werden.

    Die Systemhülse. Rechts sieht man noch die eingehakte Spannstange.
    Ich muss noch nachtragen, dass das Innenleben erst herausgezogen
    werden kann, wenn die Spannstange aus ihrer Führung genommen
    ist. Hatte ich oben versäumt zu erwähnen.



    Da ist sie:



    Also nochmal... Merken: Erst die Spannstange raus.
    Dann die Kolben-Hebel-Mimik raus und die Abzugseiheit ab.
    So muss das.


    Hier noch ein Bild im noch zusammengebauten Zustand:



    Der schwarze Würfel mit dem Loch ist das Gehäuse des Ventils.
    Dieses Gehäuse ist das erste Bauteil, dass von der Systemhülse
    entfernt wird, wenn die Abzugseinheit abgebaut ist.



    So sieht das aus.

    Und so:



    ...der Ventilsitz in der Systemhülse.



    Das Gehäuse.



    Links die neue Ventilfeder, und die beiden neuen Ventildichtungen.

    Rechts, die alten Teile. War nicht unnötig.



    Links die alte, rechts, die neue Laufdichtung.



    Und hier das überholte Ventil und die neue Laufdichtung zurück an ihren Plätzen.


    Ganz wichtig und oft übersehen, ist die Überstrom-Dichtung unten am Verschluss.
    Hier neu und glänzend:


  • Und wenn Du Glück hast, war der Leistungsschwund der kaputten Ventildichtung geschuldet und die Kolbendichtung ist noch OK! :D

    Probiers mal! :thumbsup:

  • ...und hier die neue und die alte Dichtung zusammen:



    Wie man sieht, ist die alte Dichtung mal richtig fertig. Diese ist oftmals der
    Hauptgrund für schwächelnde LG der 600er-Reihe.


    Wenn wir schon mal dabei sind, kommt am hinteren Ende der Abzugseinheit
    die dicke Schraube raus:



    Jetzt kann man die Feder des Schlagbolzens wechseln, der bei Betätigung des
    Abzugs das Ventil betätigt.
    Wird gerne unterschätzt, aber die Feder setzt sich mit den Jahren.



    ...links, die Alte, rechts, die Neue.



    und der Schlagbolzen selbst, den man nun auch ausbauen und trefflich
    reinigen und schmieren kann.


    Somit ist der Grund der Überholung erfüllt, alle Dichtungen und Federn erneuert.

    Hier alle erneuerten Teile:



    Noch ein Blick auf den neuen Kolben samt Kolbenringen und Dichtungen:



    Tja, das war's. Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.

    Das schönste und am besten verarbeitete Gewehr seiner Zeit. (meine Meinung)
    Kann heute auch noch mit den besten modernen Match-Gewehren mithalten.
    Eine Überholung rentiert sich allemal.

    Ich war überrascht, mit wie viel Wuppdich das Teil wieder tut.

    Ein Traum.

    Viel Vergnügen beim Überholen!


    liebe Grüsse ... Patrick

  • Super Patrick :thumbsup:
    Was mich jetzt interessieren würde , hast du auf dem Spannhebel jetzt mehr Spannung ? Also direkt beim öffnen und beim schließen , so als wenn der neue Kolben länger ist ?
    Gruß Dirk

  • Super Patrick :thumbsup:
    Was mich jetzt interessieren würde , hast du auf dem Spannhebel jetzt mehr Spannung ? Also direkt beim öffnen und beim schließen , so als wenn der neue Kolben länger ist ?
    Gruß Dirk

    Alles läuft 'härter', knackiger.

    Vor allem der Tausch der Federn hat meines Erachtens viel gebracht.
    Auch der neue Kolben mit der scharf konturierten Dichtung tut sein
    Übriges.
    Das Teil knallt richtig, hat richtig Power

    Bin mal gespannt, was das Chrony sagt und wie die Trefferlage ist.
    Mit den alten Teilen gab es mit der Zeit beständig Tiefschüsse, selbst
    wenn der Diopter maximal verstellt wurde.

    Ich werde berichten.

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Wenn Du zu viel Anfangsdruck / Enddruck auf dem Spannhebel hast kannst Du es mit den Halbmonden (Distanzstücken ) einstellen . Die gibt es in verschiedenen dicken .
    Ich hoffe Du verstehst mich . ;)
    Gruß Dirk

  • Noch schöner wären Inbusschrauben statt Imbusschrauben

    Leider auch falsch, Inbus ist ein Schraubenhersteller.
    Korrekt: Innensechskantschraube. :whistling:


    ^^

    Mit bestem Schützengruß

    Andreas

    VDB - Fördermitglied


    "100 Prozent der Schüsse, die Du nicht abgibst, verfehlen ihr Ziel." - Wayne Gretzky -

  • Wenn sie zu dick sind springt der Ladehebel am Anfang richtig mit schwung auf und beim schließen gehen die letzten cm schwerer . Der Kolben liegt also mit zuviel Druck im Systemrohr hinten an .
    Wenn sie zu dünn sind ,hat man weniger Leistung.
    Gruß Dirk

  • Du Schlingel, hatte das Zitat noch im Speicher :D .
    Die Anleitung hast Du echt klasse gemacht, habe sie mir gleich gespeichert,
    falls mir mal eine über den Weg läuft.

    Gruß Otti

    Ich gestehe. :D

    Hab's korrigiert.

    Ist aber auch falsch. Hast' ja gelesen: Innensechskantschraube.

    Man kann nicht gewinnen. ||

    liebe Grüsse ... Patrick

  • Schön beschrieben, tolle Bilder :thumbup:

    Aber sowas gehört eigentlich in den Testbereich und dort in die Kategorie „Reparaturanleitungen“.
    Hier im Forum wird es nur unnötig zugetextet und irgendwann untergehen. :|

  • Hallo Patrick,
    nach deiner tollen Anleitung hat es ohne Probleme geklappt. Danke!

    LG Mario

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