• Hallo Leute,

    ich versuche mich hiermit mal an einem Testbericht zu dem Haenel MLG 550 (MLG steht übrigens für Meisterschaftsluftgewehr). Mittlerweile bin ich Besitzer von drei Stück, gehe aber exemplarisch nur auf eines davon ein (das obere).

    Folgende Daten habe ich der Haenel Bibel von Ernst G. Dieter entnommen:

    Entwicklung: ab ca. 1972
    Fertigung: ab ca. 1976
    Kaliber: 4,5 mm Diabolo
    Gewicht: ca. 4890 Gramm
    Gesamtlänge: ca. 1100 mm
    V-Geschw: ca. 154 m/s Mündungsgeschwingkeit

    Bei dem Haenel MLG 550 handelt es sich um einen Einzellader, bei welchem der Druck durch einen Oberhebel aufgebaut wird. Der Oberhebel wird dabei nach oben gezogen und mit Kraft wieder herunter gedrückt. Dabei wird der Druck im Speicher aufgebaut. Also anders als bei einem klassischen Federdrucksystem. Vorteil davon ist, dass man beim Schießen quasi keinen Prellschlag hat. Das Gewehr liegt bei der Schussabgabe aboslut ruhig.
    Beim Betätigen des Oberhebels wird das Schlagstück zur Ventilauslösung gespannt und der Ladehebel für den Diabolo entriegelt. Anschließend steckt man den Diabolo direkt in den Lauf und verriegelt wieder mittels Ladehebel. Nun ist das Gewehr schussbereit. Die einzige Sicherung hier ist euer Abzugsfinger ;)


    Der Abzug ist der gleiche, wie bei dem KK Gewehr 150 aus Suhl. Er ist voll einstellbar und hat aboslute Match-Qualität. Das Abzugsgewicht geht von 200-600 Gramm (laut Haenel Bibel).

    Als Visierung ist ein Wettkampfdiopter verbaut. Er ist ebenfalls ähnlich wie der vom 150 Suhler, nur etwas kürzer. Vorne ist ein normaler Kornhalter verbaut. Es gab auch Ausführung mit mechanischen Visierungen für die Diziplin Laufende Scheibe bzw. auch Modelle für Zielfernrohre (MLG 552).

    Der Schaft ist aus Buchenholz und in dem typischen braun-orangen Farbton gehalten, wie auch die Haenel Luftgewehr sonst eingefärbt sind. Von der Formgebung her handelt es sich um einen typischen Matchschaft dieser Zeit. Der Griffbereich hinten ist punziert. Am Vorderschaft befindet sich eine UIT Schiene. Die Schaftkappe ist verstellbar. Den Schaft von meinem Exemplar habe ich überarbeitet, deswegen sieht er nicht mehr ganz wie beim Original aus.

    Das Gewehr macht genau das, für was es gebaut wurde: extrem präzise schießen auf 10 m. Laut Haenel Bibel wurde damit 1979 in Graz/Östereich ein neuer Weltrekord aufgestellt. Wer allerdings einen Dampfhammer mit unglaublich viel Leistung sucht, ist hier definitiv falsch. Für Gelegenheitsschützen bieten sich da andere Gewehre eher an. Folgenden Streukreis mit 5 Schuss hab ich auf 10 m stehend aufgelegt geschafft.

    Ich hoffe, ich habe alle interessanten Bereiche in meinem Testbericht abgedeckt. Insgesammt bin ich mit dem Gewehr sehr zufrieden. Auch heute kann man damit noch gute Ergebnisse bei Wettkämpfen erzielen. Auf der anderen Seite ist das Model MLG 550 auch für Sammler eine gute Wahl, da es recht selten ist und auch eine interessante Mechanik hat.

    Zum Schluss will ich aber auch auf die weniger guten Seiten eingehen:
    - Die Verarbeitungsqualität schwankt teilweise (besonders beim Holzschaft), hier sind die Ausfräsungen nicht immer ganz sauber
    - Die Ersatzteilversorgung gestaltet sich teils schwierig und ist recht teuer
    - Die Preise für diese Gewehre sind momentan recht hoch

    Falls ihr noch Fragen habt, schreibt mir einfach.

    Einmal editiert, zuletzt von germi (22. Juli 2019 um 23:19) aus folgendem Grund: Zwei Schreibfehler korrigiert (Biebel -> Bibel).