Weihrauch HW 30 "Match" TbT - Demontageanleitung HW 30S - Einbauanleitung Tinbum Tuning Kit

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 11.054 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Dezember 2018 um 10:40) ist von Unfallchirurg.

  • Hallo zusammen!

    Im möchte euch hier mein neues Umbauprojekt einer Weihrauch HW 30S vorstellen!

    Meine HW 30 "Match" TbT!

    :D Diesmal kein "Unfall" zur Wiederherstellung, sondern sozusagen eine "Schönheits OP". ;)

    Kurz etwas zu Beginn:
    Da ich mir ein zweites Hunter Field Target Gewehr zulegen wollte bin ich über die HW 98 eines Vereinskollegen gestolpert. Ein absolut schönes Gewehr, wie ich finde! Es ist nicht jedermanns Sache, aber der "Match"-Schaft mit verstellbarer Schaftbacke und -kappe und die griffigen Punzierungen zusammen mit den Einfräsungen am Vorderschaft haben mich schon beim ersten Anblick begeistert! Dazu noch der Laufmantel, der dem Gewehr eine schöne Balance verleiht und die Optik meiner Meinung nach noch zusätzlich aufwertet...

    Hier mal eine kurze Vorstellung aus dem Forum, falls jemandem das Gewehr noch nicht bekannt ist:
    Weihrauch HW 98

    Nach dem ersten mal Probeschießen war mir fast klar: So eine "brauch" ich auch!
    Wobei ich mit meiner HW30k eigentlich im HFT auch super zufrieden bin. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Es ist ein wertiger, kompakter, führiger, sehr präziser Preller, der aufgrund des relativ leichten 25mm Kolbens auch sehr angenehm und prellschlagarm zu schießen ist.
    Die HW 98 ist zwar auch kompakt, bringt aber natürlich mehr Gewicht mit. Das System der 98er ist identisch mit den 26mm Systemen der 85er und 95er HW-Serien. In puncto Prellschlag liegt die 30er also auch vorne... Wenn da nicht dieser tolle Schaft der HW 98 wäre!

    Lösung: Ich baue mir einfach einen "Mini-Klon" der HW 98 auf HW 30S-Basis!
    Was aus einer lustigen Idee beim Gespräch mit den Schützenkollegen wurde, hat sich dann doch eingebrannt und ich habe mir das ganze einfach als Projekt vorgenommen.

    Überdies habe ich mir schon vor einiger Zeit vorgenommen mal eine kleine Einbauanleitung für die Tinbum Tuning Kits hier einzustellen. Dabei habe ich dann einfach das komplette Projekt bebildert und werde es hier (inkl. HW30S Demontage) vorstellen.

    Da die Forensoftware ja "nur" 10 Bilder pro Beitrag zulässt, werde ich das ganze in mehrere Beiträge verpacken. Was vielleicht gar nicht so verkehrt ist, denn dann kann ich zu den jeweiligen einzelnen Umbauschritten hier etwas geordneter die zugehörigen Beiträge einstellen.
    Ich hoffe der eine oder andere kann sich hier ein paar nützliche Informationen mitnehmen oder hat einfach nur Freude/Interesse am Lesen.

    Gruß
    UCh

    PS:
    Die Bilder sind alle mit dem Handy entstanden und manches ist leider nicht ganz so scharf, aber der Verdeutlichung mit Sicherheit noch dienlich.
    Da ich nicht die Zeit gefunden habe, etwas vorzuschreiben, was ich einfach hier reinkopieren könnte, wird es die Zeit, die ich schreibe dauern bis der nächste Beitrag hochgeladen wird.
    Tippfehler dürfen gerne überlesen werden! ;)

    :W: eihrauch - Always on the Target!

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 11:38) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Umbauarbeiten des Schaftes - "Punzierung"


    Grundlage für meinen Umbau war eine Weihrauch HW 30S in der Standardversion mit nussfarben gebeiztem Buchenholzschaft und der Standard-Laufvariante mit klassischer abnehmbarer Kimme und Tunnelkorn.

    Das Gewehr ist laut Seriennummer 220xxxx in 2016 gefertigt worden und die Angaben für Modell und Kaliberbezeichnung sind auf der linken Seite des Laufblockes eingeschlagen (Ich weiß nicht ob Weihrauch bei den neuen 30ern (2018) mittlerweile auch schon lasert).


    Das System wurde bereits entnommen, hier ein Bild des Schaftes, der als Grundlage diente:



    Bei dem Schaft handelt es sich wohl nicht um einen, für Weihrauch sonst üblichen, Minelli-Schaft. Weder die bedruckte Nummerierung hinter der Schaftkappe noch das für Minelli übliche Qualitätssiegel sind im Schaftbett zu finden.
    Angaben oder Rückschlüsse auf den Hersteller sind nicht auszumachen. Der Schaft besitzt aber keine Verarbeitungsfehler oder Kratzer/Schäden.
    Die Beize/Lackierung ist gleichmäßig aufgetragen; ein besonders schönes Stück Buche ist es aber auch nicht. :)
    Die braune Gummischaftkappe wurde abgeschraubt, da ich sie für den weiteren Umbau nicht mehr benötige.

    Als Beginn für die "Punzierarbeiten" habe ich mir zuerst die zu bearbeitenden Stellen an Vorderschaft und Griffstück mit Bleistift markiert.
    Die Abmessungen entsprechen in etwa denen der HW 98 sind aber natürlich aufgrund des kleineren Schaftes in ihren Dimensionen proportional kleiner ausgefallen.

    Man kann es nicht ganz so gut erkennen, aber das Design der Punzierung der unteren Grifffläche der HW 98, mit der bogenförmig und spitz in die Mittellinie verlaufenden Punzierfläche wurde übernommen:

    Auch die dreieckförmige, mit etwas Versatz nach unten vorne verlaufende Punzierfläche am Griff wurde vorgezeichnet:


    Zur Klarstellung: Wenn ich im Vorangegangenen und Folgendem von "Punzierung" spreche, so ist dies, wenn man es korrekt nimmt, eigentlich falsch! :D
    Bei der Holzbearbeitung, bzw. Gewehrschaftbearbeitung spricht man genau wie im Metall- oder Lederhandwerk von einer Punzierung, wenn das Werkstück "geprägt" wird. Dies geschieht in der Regel mit Stempeln/Punziereisen. In der modernen Gewehrschaft- oder Pistolengriffbeabeitung (soweit mir bekannt) mit maschinellen, z.B. Pressluftstempeln. Auch die Punzierungen der HW 98 werden dem Aussehen nach so bearbeitet worden sein.
    Da für mich die Möglichkeit dieser Bearbeitung nicht bestand, habe ich mich für eine "Fräse-Punzierung" mit dem Dremel entschieden.
    Die Textur und Haptik entspricht in etwa denen wie z.B. den älteren Diana-Matchgewehren (D 66 oder D 75).
    Auf den nachfolgenden Bildern wird dies deutlicher.


    Zur Bearbeitung des Schaftes habe ich meinen Bosch GRO 10,8V Akkugerät benutzt (Dremel-Klon). Ausgestattet mit der Dremel Handwelle und einem Proxxon Fräsersatz.
    Die Proxxon-Fräser haben einen wirklich guten Job gemacht! Ich kann diese nur empfehlen. In dem Set sind 5 Fräser, u.a. Kugel-, Kegel- und Tellerfräser.
    Für die Schaftbearbeitung habe ich eine Kugelfräse und die Tellerfräse benutzt.

    Hier die mit der feinen Tellerfräse nachgezogenen Außenlininien der Punzierfläche. Bei diesem Arbeitsschritt ist Feingefühl gefragt. Wichtig ist, dass vor allem die von der Punzierfläche abgewandte Seite nicht ausfranst und relativ gerade bleibt.
    :D Immer ist mir das natürlich auch nicht gelungen. Aber es fällt später nicht mehr ins Auge:



    Nachdem die Grenzen der Punzierungsflächen an Griff und Vorderschaft gezogen wurden, habe ich auf die Kugelfräse gewechselt und (in mühevoller Arbeit :S ) die eigentiche Punzierung gefräst. Hierbei bin ich "Punkt für Punkt" die Fläche abgegangen und habe die oberflächliche Schicht des Schaftes mit in etwa gleichbleibender Tiefe abgefräst.


    Dieser Schritt dauerte natürlich am längsten, ist aber nach ein wenig Eingewöhnungszeit für die Kleinhirnmotorik in ein paar Stunden erledigt. :D
    Nachdem ich alle lächen grob vorgefräst habe, habe ich nochmal mit etwas mehr Fingerspitzengfühl die Ecken und Grenzen bearbeitet. Zum Schluss wurde kontrolliert, ob zwischen den einzelnen Einfräsungen noch etwas "Schaftoberfläche" stehen geblieben ist. Da diese lackiert ist, würde sich das beim anschließenden Beizen bemerkbar machen!

    Nach mehr oder weniger erfolgreichem Abschluss sieht das ganze dann so aus:

    Grifffläche:


    Unterer Vorderschaft:


    Was man, v.a. auf den unteren Bildern am Vorderschaft, gut erkennen kann ist die Holzmaserung, die durch die grobe Bearbeitung und der fehlenden Beize jetzt zum Vorschein kam. Beim späteren Beizen hat sich das leider unvermeidlich noch ein wenig gehalten. Mich stört es nicht, aber es ist aufgrund der unterschiedlichen Beizenufnahme der Holzschichten eine leichte inhomogene Verteilung zu erkennen.


    Fürs Erste war ich aber sehr zufrieden mit meiner Arbeit und hatte mich gefreut, dass die abstrakte Idee so allmählich greifbare Formen angenommen hatte!

    :thumbsup:


    Für die weiteren Arbeiten im nächsten Beitrag habe ich dann professionelle Hilfe von einem Schützenkollegen bekommen, da mein Equipment bzw. meine Fähigkeiten für einen möglichst originalgetreuen HW 98 Schaftnachbau an ihre Grenzen gekommen wären!

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 11:46)

  • Umbauarbeiten des Schaftes - Fräsungen Vorderschaft und verstellbare Schaftbacke



    Einer der wirklichen Pluspunkte der HW 98, was den Anschlag betrifft, ist die verstellbare Schaftbacke!
    Weder gehöre ich mit meinen 1,80m zu den großgewachsenen Artgenossen, noch habe ich einen elfenähnlich langen Hals, aber die HW 30 macht es einem aufgrund ihrer Proportionen hier recht schwer einen angenehmen und gleichmäßigen Anschlag für den Blick durchs Zielfernrohr zu bekommen.
    (Die Kostruktion wird ja auch oft eher als "Jugendgewehr" verschrieen)
    Da ich einen möglichst genauen "Nachbau" des 98er Schaftes angestrebt habe, war klar, dass also als nächstes auch eine verstellbare Schaftbacke her musste.

    Zufälligerweise ( :whistling: ) befinde ich mich in der glücklichen Position, dass ich im selben Verein, wie der "Goodfather of Pistol-Wood-Working" Mitglied bin! :D
    Mit den Möglichkeiten einer voll und modern ausgerüsteten Holzbearbeitungswerkstätte und dem entsprechendem Know-How des Besitzers ergaben sich mir dann auch die Voraussetzungen für die weitere Arbeit.

    Diese möchte ich hier im folgenden dann auch kurz vorstellen:

    Für die verstellbare Schaftbackenerhöhung wurde zunächst wieder die angedachte Form und Größe der Erhöhung vorskizziert:

    Im nächsten Schritt wurden (oben auf dem Bild mit den Kreuzen markiert) die geplanten Bohrstellen für die Muffen, welche die Führungen der Erhöhung fixieren und arretieren, vorgezeichnet.
    Im Anschluss wurden in der selben Flucht axial von unten nach oben die Führungslöcher für die Schaftbackenführungen gebohrt.

    Das ganze sieht dann so aus:

    Nachfolgend wurde (unter staunender Beobachtung und größter Bewunderung meinerseits :D ) der zu verstellende Teil der Backenerhöhung absolut präzise ausgesägt!!!
    Ein relativ heikler Werkschritt; einmal abgerutscht oder nicht genau genug hingesehen und der Schaft und die bisherige Arbeit wären für die Katz (bzw. den Kamin) gewesen.

    Da hier ein Profi am Werk war, hatte ich jedoch keine großen Bedenken. Und das Ergebnis spricht für sich:

    Nun wurden nur noch die seitlichen Löcher für die Muffen gebohrt und die Verstellmechanik montiert.

    Alle Schnittflächen wurden geschliffen, nachgebeizt und mit Clou Ballen-Mattierung behandelt.

    Das Zeug ist super, da es der originalen Schaftoberfläche sehr nahe kommt und so keine großen Unterschiede bei den Übergängen zu erkennen sind.

    Und hier nun das fertige Ergebnis der Schaftbackenerhöhung!


    ( Dem aufmerksamen Leser oder erfahrenen HW 98 Besitzer wird hier nicht
    entgangen sein, dass es einen auffälligen Unterschied zum Originalschaft
    gibt. Die Muffen zur Verstellung wurden bei meinem Schaft linksseitig
    angebracht. Die HW 98 besitzt diese aber rechts. Da ich jedoch Rechtsschütze bin, ist es einfacher zur Verstellung, das Gewehr aus dem Anschlag zu nehmen und nicht umgreifen zu müssen. Kein besonderer Vorteil, aber man spart sich einen Handgriff.)

    Der letzte und zugleich aufwendigste Holzbearbeitungsschritt waren die "ventilierten Grifffräsungen" am Vorderschaft. Dies hätte mit dem Dremel mit Sicherheit ein besch(...) Ergebnis ergeben. Gut, dass ich aus dem Vollen schöpfen konnte und so wurden die Originalmaße der HW 98 genommen und proportional auf meinen Schaft übertragen. Den Rest hat dann die CNC-Maschine erledigt!

    EIN ABSOLUT GENIALES ERGEBNIS!!!
    :thumbup:

    Zuletzt waren dann wieder meine Pinselfertigkeiten gefragt. Beize auftragen...
    Zum Beizen verwende ich ebenfalls wieder ein Clou Produkt. Mit den wasserlöslichen Clou-Beizen habe ich bis jetzt bei der Schaftbearbeitung und generell Holzbearbeitung, bspw. im Haushalt, immer gute Erfahrungen gemacht!
    Ich verwende am liebsten die schon fertige Beizmischung. Man könnte, wenn man das denn wollte, natürlich auch selbst mit Pulver anrühren.
    Zum Beizen, v.a. für die Ecken hab ich einen feinen Haarpinsel (am besten keine Borsten), Wattestäbchen, und ein Baumwollstück für die großen Flächen genommen. Beim Schwarz-Beizen kann man aber in der Regel nicht viel verkehrt machen. Zumindest was die Farbgleichmäßigkeit betrifft.


    Das Buchenholz des Schaftes braucht etwas länger um die Beize ordentlich aufzunehmen. Hier kommt noch hinzu, dass die im Vorbeitrag von mir erwähnten Stellen die beize auch recht unterschiedlich aufnehmen!
    Da sind mindestens 3 bis teils 5 Schichten am Griff drübergegangen.

    Hier noch ein paar Bilder vom ersten Auftrag:


    Der teils noch recht gräulich erscheinende Ton deckte sich dann aber recht schnell in ein schönes Anthrazit-Schwarz.


    Im nächsten Beitrag dann die abschließende Schaftarbeit. Das Anbringen der verstellbaren Schaftkappe.


    PS:
    Thomas, solltest du das hier zufällig mal lesen. Nochmals den allergrößten Dank für deine tolle Arbeit!!! Ohne die wär das Projekt nicht das geworden, was es jetzt ist!!!
    :thumbsup:

    Gruß
    Frederik

    :W: eihrauch - Always on the Target!

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 11:51)

  • Umbauarbeiten des Schaftes - Verstellbare Schaftkappe


    Die HW 98 hatte (wie auch im oben von mir verlinkten Beitrag zu sehen) in der "MK 1 Serie" noch eine sehr schöne verstellbare Schaftkappe auf 2 Alu-Grundplatten. (Wenn ich mich richtig erinnere war diese von einem italienischen Hersteller) Bei der jetzigen Version ist diese nun komplett schwarz und aus Kunststoff.
    Auf dem Zubehörmarkt findet man von der Firma "Bisley" aus England eine verstellbare Kappe, die der zuerst genannten recht ähnlich sieht!
    Da ich diese Bisleykappe selbst auch kenne (Ich habe eine an meiner FT HW97k verbaut und bereits meine andere HFT HW30k mit dieser Kappe bestückt) entschied ich mich wieder für den Kauf.

    Kurz zur Kappe:
    Das "Bisley Adjustable Buttplate" besitzt ein paar gute und ein paar kritikwürdige Eigenschaften.

    Pro:
    - Im Verhältnis zu anderen Modellen noch "recht günstig"
    - Das Gummi der Kappe ist schön weich und dämpft recht gut den Prellschlag an der Schulter, was beim Preller von Vorteil fürs Schussverhalten ist
    - Die Kappe ist recht gut geformt und sitzt gut im Anschlag
    - Alu = robuster als Kunstoff
    - sie lässt sich (zwar mit etwas Aufwand) an fast jeden Schaft anpassen
    - Die Arretierung sitzt fest

    Contra:
    - Nicht immer erhätlich, oder nur mit Mehrpreis aus UK
    - Die Verarbeitungsqualität scheint recht arg zu streuuen! Die 3 Kappen, die ich bis jetzt besitze, sind v.a. was das Gummi betrifftt unterschiedlich gut verarbeitet
    - (Kein richtiger Minuspunkt, aber das Gummi ist recht rau, sodass man beim Anschlagen gern mal die Kleidung mitnimmt!)

    Zur Bearbeitung:
    Da die Kappe eine relativ große Grundplatte besitzt (für die HW30 schon fast grenzwertig) muss die Trägerplatte schaftseitig angepasst werden.

    Hierzu erstelle ich mir zuerst eine Schablone mit dem Umriss des Schaftes:

    Als nächstes zeichne ich mir die ungefähre Ausrichtung ein. Das muss nicht hundertprozentig genau sein, da am Ende beim Anpassen an den Schaft immernoch hier und dort ein wenig nachgefeilt werden muss.
    Nun werden die Maße der Bohrungen für die Kappe am Schaft genommen und auf die Schablone übertragen.
    Die Schablone kann nun nochmal am Schaft zur Kontrolle angehalten werden.
    (Die an der neuen Kappe vorhandenen Bohrungen können bei der HW 30 aufgrund des kleinen Schaftendes nicht übernommen werden)

    Durch die Aussparung für den Verstellmechanismus in der Grundplatte kann man die richtige Achse kontrollieren.

    Als nächstes übertrage ich die Schablone auf die Grundplatte und bekomme so meine entsprechende Größe:

    :D Oben zu sehen: Ein gutes Beispiel dafür, dass ich beim Ausschneiden ein wenig gepennt habe...
    Ich habe das Bild trotzdem mit reingenommen, da das kein Problem ist.
    Die Kappe kann jetzt je nach häuslichem Maschinenpark bearbeitet werden.
    Am besten wäre hier wohl das Vorsägen und abschließende Finish mit dem Doppelschleifbock.
    Den hatte ich aber momentan nicht zur Hand.
    Also musste wieder der Dremel dran glauben und ein wenig Handarbeit mit der klassischen Feile.
    Ich nähere mich schrittweise meiner angezeichneten Linie und schaue dann abschließend nach mehrmaligem Probemontieren
    wo noch etwas weg muss, bis das Ergebnis soweit passt.
    Das ist kein Hexenwerk und ist in der Regel schnell erledigt.
    Zuletzt müssen noch die Löcher zur Befestigung am Schaft gebohrt werden. Damit die Schrauben der Grundplatte nicht beim Verstellen stören, müssen die Löcher in der Platte noch mit dem Senker bearbeitet werden.

    Abschließend müsste die Kappe dann passgenau und fest am Schaft sitzen.

    Es empfiehlt sich, die Fläche auf der die Kappe montiert wird mit etwas Fett zu behandeln, da sonst die Mutter für den Verstellmechanismus nicht so gut gleitet...

    Der Schaft ist jetzt bis auf die Konservierung soweit fertig.

    Die kompletten Bearbeitungsstellen am Schaft habe ich dementsprechend zum Schluss noch Ölen müssen.
    Hier empfiehlt sich ein robustes mattes Finish, deswegen habe ich für diesen Schaft das Clou-Hartwachsöl verwendet und das Ergebnis ist auch wirklich gut geworden.
    Ich habe ca. 3 Schichten aufgetragen.
    Wichtig bei diesem Öl: Wenn das Holz gesättigt ist und kein Öl mehr aufnimmt, dann sollte man den Überschuss zeitnah (keinesfalls länger als 30 min. warten) mit einem Leinenlappen oder fusselfreiem Baumwolltuch abnehmen und "optisch trocken" reiben.
    Das Öl härtet dann recht schnell aus und nach ca. 3 bis 6 Tagen ist der Schaft fertig.

    (WIE IMMER: KEINE LAPPEN KNEUELEN UND UNBEAUFSICHTIGT WEGWERFEN! SELBSTENTZÜNDUNGSGEFAHR!!!)

    Hier nun der frisch geölte und fertige Schaft:
    (Leider ist das Bild etwas unscharf)


    Da der Schaft nun fertig ist geht es weiter mit den Arbeiten am System. Hier hatte ich wie Eingangs erwähnt noch eine kleine Demontageanleitung dokumentiert.
    Ebenfalls wird der Einbau des Tinbum Tuning Kits bebildert beschrieben.

  • Verbesserungen am System - Demontage 1




    Die HW 30S ist relativ simpel aufgebaut und ist auch ohne weiteres mit dem richtigen Werkzeug und etwas handwerklichem Geschick zu zerlegen.

    Bei den Weihrauch Prellern (Knickern) besitzt sie eine eigenständige Konstruktion des Abschlussstückes.

    (Andere Modelle: bspw. HW35,55,80 besitzen ein Abschlussstück, das am systemseitigen Ende mit einem Gewinde in die Systemhülse verschraubt wird. 50,85,95,98 besitzen ein Abschlussstück, das mit 4 Halteplatten und versetzter Führung in der Systemhülse gehalten wird)


    Benötigte Werkzeuge:
    Für die alleinige Demontage genügen:
    - Hammer
    - Durchtreiber 4mm
    - Schraubendreher groß (z.B. 1,0 x 5,5)
    - Schraubendreher 0,8 x 4,0

    zusätzlich:
    - Kneifzange (Haltestift der Kimme entfernen)
    - Torx 8 für Einstellarbeiten am Abzug
    - evtl. einen kleinen spitzen Schraubendreher / Phasenprüfer zum Abhebeln der Kolbendichtung
    - alternativ einen O-Ring Haken


    Demontage:

    Kimme und Korn sind bereits abmontiert (Kimme 1x Schlitzschraube + Einstellschraube für Höhe ganz rausdrehen, dann abnehmen, Stift verbleibt im Block; Korn: 1x Schlitzschraube lösen, nach vorne abziehen)
    Das System ist ebenfalls schon ausgeschäftet worden. Dies geschieht über 3 Schlitz-Schrauben (1x Vorderschaft, 2x Abzugsbügel; siehe rote Pfeile):


    (Nicht missverstehen, die obere Fächerscheibe liegt dem Schaft auf, also zwischen Holz und der Führungshülse für die Schraube!)

    Um den Halte-Pin der Kimme zu entfernen benutze ich eine Kneifzange. Kräftig halten und unter Drehbewegungen rausziehen. Das kleine Teil kann ganz schön fest sitzen!!!

    (Wenn gewünscht können in die offen liegenden Schraublöcher der Kimme (rote Pfeile) später M5er Madenschrauben eingedreht werden)

    Als nächstes wird der Rekord-Abzug entfernt.
    Dieser wird über 2 Stifte (rote Pfeile) in der Systemhülse und dem Abschlussstück gehalten.
    Hierführ benötigt man einen 4mm (oder 1/6; 1/8 Zoll) Durchtreiber. In der Regel lassen sich die Stifte schon mit der Hand rausdrücken.
    Ich lege das System dabei auf die linke Seite, dann kann der Sicherungsdrücker (federbelastet) nicht hinausschnellen, wenn der Abzug freigegeben wird.

    Der Abzug kann nun entnommen werden. (Feder nicht verlieren! Bleibt auch gern mal in der Systemhülse stecken)

    Auf die Mutter im hinteren unteren Ende des Abzuggehäuses (roter Pfeil) achten! Diese liegt nur lose auf!


    VORSICHT!!! DAS ABSCHLUSSSTÜCK WIRD NUN NUR NOCH VON DER KLEINEN LINKSSEITIGEN SCHLITZSCHRAUBE GEHALTEN!!!
    NOCH NICHT ENTFERNEN!!! FEDERSPANNUNG LIEGT AN!!!

    Als nächstes sollte das System entweder eingespannt oder mit dem Abschlussstück fest, gegen eine feste Unterlage gepresst, gehalten werden und die besagte Madenschraube (roter Pfeil) ausgeschraubt werden.

    Ist die Madenschraube entnommen, entlastet sich die Feder und das Abschlussstück kann nach hinten aus der Systemhülse entnommen werden


    Weiter im nächsten Beitrag

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  • Verbesserungen am System - Demontage 2



    Nachdem das Abschlusstück nun entnommen wurde, kann ebenfalls schon die Feder inkl. Federführung aus der Systemhülse gezogen werden.




    Als nächstes kann die Laufeinheit (Lauf, Block, Spannhebel) von der Systemhülse abmontiert werden.

    Hierzu sollte zunächst der Haltestift (roter Pfeil 1 nächstes Bild) in der Spannhebellasche, der als Spannhebelführung/-sIcherung dient, ausgetrieben werden. Der Stift muss nicht komplett ausgetrieben werden, es reicht wenn er den Spannhebel frei gibt, damit nach Demontage des Knickgelenkes der Spannhebeldorn in der Kolbenführung (schwarzer Pfeil) durch die runde Aussparung freigegeben wird.



    1. Stift austreiben

    2. Hutmutter rechtsseitig abschrauben (unterliegenden Federring nicht verlieren)


    Stift in der Spannhebellasche gibt den Spannhebel frei:


    Ist der Stift ausgetrieben und die rechtsseitige Hutmutter entfernt kann linksseitig die Schraube des Knickgelenkes (roter Pfeil), die jetzt nicht mehr durch die Mutter gesichert wird, ausgedreht werden.

    (Dies geht mit leicht angeknicktem Lauf in der Regel leichter)


    Ist die Schraube entfernt, kann der Spannhebel an der Systemhülse "ausgefädelt" werden (schwarzer Pfeil).

    Auf die empfindlichen Gleitscheiben seitlich am Laufblock achten!

    Ist alles demontiert, kann der Kolben mit dem Schlitzschraubendreher durch die Aussparung der Spannhebelführung in der Systemhülse nach außen geschoben und entnommen werden.


    Das System ist nun komplett zerlegt.

    Genaueres über Feder und Kolben im nächsten Beitrag.

  • Verbesserungen am System - Genaueres zu Kolben und Feder


    Kurz etwas zum Kolben:
    Der Kolben der HW 30S besitzt wie bereits erwähnt einen Außendurchmesser von 25 mm, einen Innendurchmesser von 21,5 mm, und eine Länge vom unteren Rand bis zur oberen seitlichen Dichtungsauflagefläche von 90,5 mm.
    Die Masse beträgt ca. 170 g.
    Dieser verhältnismäßig leichte Kolben wirkt sich positiv auf das Schussverhalten und den resultierenden geringeren Prellschlag aus (Feder außer acht gelassen).

    Im folgenden möchte ich auf ein paar Dinge bzgl. des Kolbens und der Feder eingehen, die mir speziell bei dieser HW 30S (negativ) aufgefallen sind.

    Hier der Kolben im demontierten Zustand:

    Die Fettung ab Werk ist weder sonderlich reichlich, noch ungewöhnlich trocken ausgefallen. Meine letzten HWs, die ich zerlegt habe (BJ. 2016 bis 2017) waren oft überdurchschnittlich stark gefettet. Hier sollte man acht geben! Dieselt das Gewehr plötzlich stark, solte man eine Demontage + Reinigung und Neu-Fettung des Systemes in Betracht ziehen. Andernfalls (selbst 2x erlebt) kann man sich die Dichtung relativ schnell zerschießen. Betrachtet man das obige Bild (Gewehr nach 10 Schuss durch den Chrony direkt nach dem Auspacken) sieht man schon jetzt eine ordentliche Ansammlung von Fett auf der kompressionsseitigen Dichtfläche, vor allem in den Lippen, der Kolbendichtung. Für mein Dafürhalten kann das auf Dauer nicht sehr "gesund" sein.

    Bei den 10 Schuss durch den Chrony mit dem Gewehr ist mir allerdings noch etwas anderes aufgefallen!

    1. Das Gewehr ließ sich ungewöhnlich leicht Spannen.
    2. Nach Schussabgabe hat es deutlich gedieselt (auch deutlich im Geruch wahrnehmbar)
    3. Und das ist der entscheidenste Punkt: Der Chrony zeigt mir bei 10 Schuss im Schnitt eine E0 von gerade einmal !!! 5,6J !!! an. DAS hatte ich bis dahin auch noch nicht erlebt!

    Im weiteren wird klar, wie es zu diesem außerordentlich schlechtem Ergebnis gekommen sein könnte...

    Hier, die Überraschung, die der Kolben mir nach Demontage bereit hielt:


    Die roten Pfeile zeigen 2 auf den ersten Blick schon deutlich sichtbare Unterlegscheiben (Spacer) im Kolbeninneren!

    (Beide gehalten von einem O-Ring)


    Unterlegscheiben in den HW-Prellern sind per se erst einmal nichts ungewöhnliches. Jedoch 2 Unterlegscheiben und dann noch mit einer Stärke von insg. 7 mm (5+2) sind mir so noch nicht untergekommen!!!



    Hier schön zu sehen... Einmal 5 mm und eine 2 mm starke Scheibe.

    Was die beiden allein an prozentualem Gewicht für den Kolben mitgebracht haben (habe sie leider noch nicht gewogen)...

    In welchem Rahmen dies Auswirkungen auf das Schussverhalten hat kann ich nicht sagen.

    Ich kann jedoch sagen, dass die Feder über einen längeren Zeitraum 7 mm "weniger Platz hatte", das sollte sich dann auch bemerkbar machen!!!


    Kurz etwas zu den HW 30 Federn:


    7,5J Federn (Ersatzfedern bei Auslieferung):


    Länge: 171 mm

    Windungen: 22 + 1/2 (angelegt)

    Außendurchmesser: ca. 18,2 mm

    Innendurchmesser: ca. 12,6 mm

    Drahtstärke: 3 mm


    Die verbaute Feder machte schon bei Demontage einen "merkwürdigen" Eindruck.

    Bei näherem Hinsehen, zeigte sich folgendes:


    Die verbaute Feder (im Bild oben) war gegenüber zweier neuer Ersatzfedern, die ich noch hatte, um ca. 13 mm kürzer (bei gleicher Windungsanzahl)!



    Bei genauerer Betrachtung dann das:


    Eine solch verwundene und gestauchte Feder kam mir bis dato noch nicht unter...

    Das könnte natürlich die von mir anfangs erwähnte "Symptomatik" erklären!!!


    Liebe Mellrichstädter, das könnt ihr besser!!!


    Sei's drum... Das ganze Geraffel fliegt eh raus!


    Noch kurz etwas zur OEM-Kolbendichtung und zum Ersatz (Vortek):

    Ich habe es oben ja schon erwähnt, irgendwie bin ich kein Freund mehr der originalen HW-Fallschirmdichtung.

    Mittlerweile verbaue ich bei den kleineren Modellen (HW30, HW 50) zusätzlich zum TbT-Kit noch eine Vortek Kolbendichtung.

    Diese Dichtungen machen einen sehr guten Eindruck!

    Sie sind aus stabilem Urethan CNC-gedreht und laufen in den Gewehren, in denen ich sie bis jetzt verbaut habe absolut beanstandungsfrei!

    Die Vortek-Dichtungen sind mit den V-Mach Dichtungen vergleichbar!

    Die OEM-DIchtungen machen einen weitaus weniger robusten Eindruck.

    Ein weiterer Vorteil:

    Die Vortek-Dichtungen passen absolut genau ins System! Wenn man die Dichtung ordentlich fettet, kann man beim Spannen ein Soggeräusch durch den Transferport hören! Selbst bei einer HW 30!

    Ein paar Kriterien, die mich in meinem Gefühl bestätigen.


    Hier einmal der Vergleich:



    Mit diesem Beitrag habe ich bereits einen Teil meiner Verbesserungsmaßnahmen angerissen.
    Der Tausch der HW OEM-Dichtung gegen die Vortek Kolbendichtung.

    Im nächsten Beitrag dann speziell etwas zum Tinbum Tuning Kit.

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 12:08) aus folgendem Grund: Rechtschreibung/Tippfehler

  • Verbesserungen am System - Einbauanleitung Tinbum Tuning Kit (TbT)




    Durch das Forum bin ich - eigentlich als überzeugter "V-Mach Jünger" - vor geraumer Zeit auf die Tinbum Tuning Kits aufmerksam geworden!
    Die TbT Kits haben nämlich einen entscheidenen Vorteil ggü. den V-Mach Kits!!!
    Es gibt sie auch für die "kleinen" HWs! Z.B. HW 30 oder HW 50.
    Der Unterschied zu den V-Mach Kits: Das für den deutschen Markt (7,5J) geeignete TbT-Kit besitzt, im Gegensatz zu V-Mach Kits, keine eigene Feder und auch keine Kolbendichtung. (Deshalb die Vortek Kolbendichtung)
    Es handelt sich hierbei auch NICHT um eine leistungssteigernde Maßnahme! Wie bei den V-Mach Kits verbessert sich die Performance durch den Einsatz von Federführungen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Gerne auftretende unschöne Federschwingungsgeräusche gehen nach Einbau gegen 0!
    Eigentlicher positiver Effekt: Es ergibt sich ein konstanteres Schussverhalten, der Prellschlag wird geradliniger und minimiert sich gefühlt dadurch etwas. Es ist ein "knackigeres" Schussgefühl.
    Das hat mich nach dem ersten Testen so überzeugt, dass in mittlerweile 4 meiner eigenen HWs (und nochmals einigen anderen Gewehren von FT-Schützenkollegen aus meinem Verein) ein TbT-Kit verbaut wurde.

    Hier einmal eine Kurzvorstellung, was das Kit für die HW 30S beinhaltet und wie es verbaut wurde:

    Hinter Tinbum Tuning verbirgt sich übrigens ein wirklich sehr netter Mann aus England: Nick Stanning.
    Nick ist ein toller Kerl und nimmt sich auch gerne Zeit falls ihr Fragen oder Wünsche habt! Per E-Mail oder Telefon ist er gut erreichbar.

    Wie oben im Bild zu sehen wird das TbT-Kit in einer kleinen Pappschachtel auf seine Reise über den Ärmelkanal geschickt.
    Enthalten sind neben:
    - Einbauanleitung (Englisch)
    - Einem Sticker fürs Gewehr
    - einem Tütchen (mehr als ausreichend) guten Moly-Fett
    und einem Stück Schmirgelpapier für kleinere Nacharbeiten,
    auch die folgenden Hauptkomponenten:

    A: "rear spring guide" (hintere Federführung)
    B: "top hat" (vordere Federführung)
    C: 1x "slip washer" (U-Scheibe Kolbenseitig, über Kolbenraststange)
    D: 2x "power washers" (U-Scheiben für hintere Federführung, zur V0-Abstimmung)

    An dieser Stelle sei erwähnt, dass man den Einbau nur vornehmen sollte, wenn auch die Möglichkeit der V0-Messung besteht!!!
    Andererseits kann es sein, dass man sich unbemerkt in illegales Gebiet (>7,5J) begibt!!!

    Vor der Einbauanleitung, die jetzt eigentlich fast selbsterklärend ist, möchte ich noch einen kleinen Zwischeneinschub zum Kolben machen.

    Da ich das V-Mach Kit bereits erwähnt habe, möchte ich noch auf eine Sache hinweisen.
    Dem V-Mach-Kit liegt auch immer eine "Fettabschirmhülse" für die Feder bei, die ins Innere des Kolbens geschoben wird und so den offenen Schlitz für die Aufnahme des Spannhebels verschließt!
    Der Spannhebeldorn kann zwar immernoch am Kolben einrasten, es gelangt aber bei Schussabgabe kein Fett mehr von der Feder an die Systemhülsenwand resp. vermehrt in den Kompressionsraum.

    Diese Hülsen gibt es auch einzeln (nicht nur von V-Mach) zu kaufen (Als Version für die HW77/97).
    Für den Einbau in den kürzeren Kolben der HW 30S muss die Hülse also auch angepasst werden.

    Bilder sagen hier wieder mehr:

    Nachdem die OEM-Weihrauchdichtung und das komplette Metallgeraffel aus dem Kolbeninnern rausgeflogen sind, wird der Kolben gründlich mit Bremsenreiniger und einem Lappen/Papiertüchern entfettet.
    Als nächstes kann man einfach die Fettabschirmhülse (links im Bild) in den Kolben stecken, um zu schauen wieviel man von dem überstehenden Teil wegnehmen muss.

    Das geht ganz einfach wie hier im Bild gezeigt, indem man sich mit einem Stift eine Markierung macht.

    Ich trenne die Hülse immer mit der kleinen Trennscheibe auf dem Dremel, das geht schnell, präzise und mann kann die scharfen Kanten noch ein wenig "Schruppen"...
    Danach nochmal mit dem beiliegenden Schmirgelpapier alles glätten, säubern, und in den Kolben einführen.

    ACHTUNG: Man sollte ca. 3mm mehr wegnehmen, also mit dem Rand der Hülse unterhalb des Kolbenrandes liegen, da der "Sockel" der hinteren Federführung diesen Platz später beim Spannen einnimmt!
    Tut man dies nicht, schlägt der Kolben kurz vorm Einrasten mit dem Rand der Hülse an der Federführung an und der Kolben kann so nicht einrasten.
    Auf dem unteren Bild habe ich mit dem roten Pfeil versucht dies zu zeigen.
    DIE HÜLSE AUF DEM BILD WÄRE SO ZU LANG!!!

    Noch etwas zur Kolbenraststange:
    Da ich meine Rekordabzüge in der Regel zerlege und alle Reibungsflächen poliere, macht es auch Sinn, das Gegenstück der Kolbenraststange zu polieren.
    :D Hier kommt also wieder der Dremel ins Spiel! Eine kleine Polierscheibe drauf und mit Autosol solange polieren bis die Metalloberfläche spiegelnd glänzt.


    Auf dem oberen Bild (unbehandelt) leider nicht gut zu erkennen:

    Hier das polierte Ergebnis:


    Anschließend kann man die Vortekdichtung auf den Kolben aufdrücken. Ein Tropfen Silikonöl ins Innere der Dichtung, Dichtung auf ebene Fläche legen und den Kolben seitlich und von oben draufdrücken!
    Macht es Plopp! und die Kolbendichtung liegt gleichmäßig an und lässt sich drehen, ist alles ok.

    Falls noch nicht geschehen sollte die Systemhülse im Inneren gründlich vom alten Fett gesäubert werden.

    Hierzu nehme ich einen längeren Holzstab, um den ich bspw. Küchenpapier wickele und dann die Hülse damit ausputze. Das sollte man solange tun, bis sich keine Rückstände mehr am Papier zeigen.

    Anschließend kümmere ich mich um die Feder:

    In diesem speziellen Fall bleibt aber nur noch der Austausch...
    Die alte Feder wird ansonsten ebenfalls gründlich entfettet. Die neue Ersatzfeder wurde hier auch nochmal kurz mit Bremsenreiniger abgewischt und dann werden die Federführungen eingeschoben.
    Die Federführungen müssen stramm aber nicht zu schwer in die Feder gleiten. Das haben sie bis jetzt aber auch immer getan.
    Anschleßend sprühe ich die Feder mit einem dünnen Film Motul-Kettenfett ein. Das haftet so gut, dass auch nach mehreren hundert Schuss noch genug auf der Feder sitzt. ( ;) Wenn es die Beschleunigung auf der Kette aushält, dann auch die Feder)

    Hier erkennt man den weißen dünnen Film...

    Das Fett kann man nun kurz antrocknen lassen und kümmert sich wieder um den Kolben:

    Dieser ist nun ebenfalls bereit zum Fetten. In der Regel benutze ich hier das mitgelieferte Moly-Fett. In diesem Fall habe ich aber mal ein kleines Experiment mit einer eigenen Mischung aus Teflon-Waffenfett, TbT-Fett und MoS2- Pulver angerührt! :D
    Ob's was taugt kann ich erst später berichten...

    Die richtige Fettung des Kolbens inkl. der Kolbendichtung ist in meinen Augen ein entscheidender Faktor für eine konstante Schussentwicklung (vom Dieseln bei übermäßiger Fettung mal ganz abgesehen). Hier ist Gefühl entscheidend... Das kann ich hier schlecht erläutern!
    Ich habe mal ein Bild gemacht, was jedoch auch eher schlecht als Beispiel dienlich ist, da es nach wesentlich mehr Fett aussieht, als es letztendlich ist...
    Vielleicht kann man sich merken: Es ist immer etwas weniger, als man für genug erachtet! :D
    So zumindest meine Erfahrung...

    Eins zeigt das Bild aber gut:
    Die vordere kompressionsseitige Dichtfläche sollte IMMER sauber bleiben! Das "Dichtungshemd" hingegen sollte mit am besten gefettet werden!


    Ok, nun nur noch der Einbau der Feder:

    Hier mal ein schematisches Bild, wie und wo die Führungen und entsprechenden Washer eingebaut werden:


    In meinem Fall wurden die beiden Federführungen komplett ohne Washer eingebaut, da ich weiß, dass die neuen Ersatzfedern die 7,5J Grenze sehr gut ausreizen!
    Wäre die eingebaute Feder geblieben, und die Ausgangsleistung bei 5,6J, so hätte ich den Slip-Washer (C) in den Kolbenboden eingelegt und noch einen Power-Washer (D) auf die hintere Federführung (A). Dann muss man halt im Chrony schauen, wo man herauskommt. Das wäre erfahrungsgemäß dann bei ca. 7J. Was völlig ausreichend ist!
    Viel wichtiger als die maximale E0 ist die konstante V0!

    Und die stabilisierte sich beim Einbau eines Kits bis jetzt immer!
    Standardabweichungen von <1m/s sind auch mit den Weihrauchfedern möglich!

    :D In diesem Fall habe ich sogar meinen "V-Mach Rekord" von der HW97k gebrochen...

    Vielleicht ist es das "neue Fettexperiment"? ;)

    Aber beim Preller ändert sich das leider oft auch von Tag zu Tag...


    Im nächsten und wohl letzten Beitrag dann noch kurz etwas zum Zusammenbau, zum Abzug und zur letzten "großen Umbaumaßnahme" Richtung "Mini-HW98"...

    :W: eihrauch - Always on the Target!

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 12:17)

  • Verbesserungen am System - TbT Laufmantel



    Noch ein kurzer Nachtrag zum letzten Beitrag:

    Der Einbau bzw. die Demontage erfolgt natürlich in umgekehrter Reihenfolge.
    Ein kleiner Tipp noch zum Abschlussstück:
    Es ist ganz hilfreich, auch um das Gewinde der kleinen Madenschraube zu schonen, das Abschlussstück zuerst, bevor man die Schraube eindreht, mit einem der Stifte für den Abzug zu sichern...
    Der geht erfahrungsgemäß etwas einfacher auf Anhieb herein.
    Ist der Stift drin, kann man sich in Ruhe um die Schraube kümmern.

    Hier noch ein Bild dazu:

    Dann noch eine Kleinigkeit zum Abzug:

    Der Rekord-Abzug gehört für mich zum besten, was auf dem momentanen "Freizeit-LG"-Markt erhältlich ist.
    Man muss sich allerdings auch hier kümmern!
    Es sei jedoch gesagt, dass man hierfür etwas Erfahrung mitbringen sollte, da ein schlecht bzw. falsch eingestellter Abzug eine Gefahrenquelle darstellt und sich ungewollt ein Schuss lösen könnte!!!
    Ich hatte es schon erwähnt, ich zerlege den Abzug bei solchen Tuningmaßnahmen in der Regel komplett und poliere die Innereien an den entsprechenden Stellen.
    Ich habe mir soben überlegt hierzu nochmal einen gesonderten Beitrag zu schreiben, da der Abzug auch nochmal einen gewissen eigenen Aufwand mit sich bringt. Außerdem ist für dieses Gewehr noch ein Rowan-Tuning-Züngel geplant, da ich einen Vergleich zum (überragenden) V-Mach Abzug wollte. Den entsprechenden Einbau würde ich dann auch gleichzeitig bebildert beschreiben.

    Im Endeffekt sieht man momentan von außen nur die polierten Stellen der Fangklinke.
    Hier auf den Bildern wieder nicht ganz so gut erkennbar:

    Aber dazu bei gegebener Zeit nochmal mehr...


    Jetzt zur letzten Maßnahme:

    Die HW 30S ist bis hierhin "eigentlich nur eine 30 im 98er Schaft". :D
    Es fehlt der HW 98-typische Laumantel!

    Hier war es gar nicht so einfach etwas vergleichbares zu bekommen! Durch Zufall bin ich jedoch auf Nick's Seite über Laufmäntel gestolpert! :D
    Die "TbT Barrel Sleeves" werden von Nick in Kleinserie geordert und sind leider auch nicht für jedes Modell erhältlich!
    Umso mehr freute mich, dass es auch Laufmäntel für die HW 99 (englische Version der HW 50) gab. Da dachte ich mir schon: "Perfekt! Die HW 50 hat schließlich auch einen 15 mm Lauf und die Länge von 395 mm ist auch identisch zur HW 30!".
    Nach einem freundlichen Gespräch mit Nick machte er mich allerdings auf die unterschiedlichen Größen des Laufblockes aufmerksam! Das hatte ich völlig außer acht gelassen! HW 30 und HW 50 besitzen zwar die identlischen Läufe, die für den Laufmantel relevanten Maße von Mündung bis Block sind allerdings unterschiedlich!
    HW 50: 308 mm
    HW 30: 316 mm

    Laufmantel also zu kurz!
    :thumbup: Da hatte Nick mir aber schon das freundliche Angebot gemacht einen passenden "Laufabschluss" aus schwarzem POM zu drehen.
    Zitat Nick: "See how that looks..."

    Nagut, da die erhältlichen 6 Mäntel (Ich habe den letzten bekommen :whistling: ) dann auch schon wieder vergriffen waren. Habe ich dieses Angebot dann dankend angenommen!

    3 Wochen später ist dann alles endlich bei mir eingetroffen.

    Der Laufmantel ist super vearbeitet und besitzt eine sehr schöne glänzend schwarze Brünierung.
    Das POM Laufabschlussstück passt auf den Milimeter genau...

    Also letzte Aufgabe:

    Die Schwalbenschwanzführung fürs Korn muss weichen!

    Auf den Bildern erkennt man gut die mit den roten Pfeilen gekennzeichneten Stellen, an denen die Führung das passgenaue Aufschieben des Laufmantels verhindert...

    Mit der Schlüsselfeile habe ich dann langsam Stück für Stück weggenommen, bis der Mantel sich haargenau aufschieben ließ.

    Das Ergebnis war nun weniger schön, aber der Zweck heiligt die Mittel.


    Zum Schluss habe ich den Laufmantel mit ein paar Tropfen Loctite 638 aufgeschoben und direkt im Anschluss unter Druck den POM Abschluss mit UHU Endfest 2k aufgeklebt...


    Somit ist der HW 30 "Match" TbT Umbau (fast, Abzugzüngel...) abgeschlosen!
    :thumbup:


    Für mich gehört das Gewehr jetzt schon zu einem persönlichen Liebling auf Lebenszeit! Nicht zuletzt, aufgrund der Tatsache, dass aus einer Idee ein Unikat wurde, und auch einiges an Zeit investiert wurde, sondern es lässt sich auch einfach wunderbar Schießen! :thumbup:

    Ich hoffe, es war/wird für den einen oder anderen etwas Informatives, Neues, Inspiration oder einfach nur Freude am Lesen dabei gewesen/sein.

    Da ich jetzt seit gestern abend fast 10 Stunden hier geschrieben/Bilder durchsucht und versucht habe mir etwas aus den Fingern zu saugen streich ich jetzt mal die Segel.

    Zum Abschluss noch eine kleine Sammlung von ersten Bildern des fertigen Gewehres, ein Schussbild (leider nur auf 12m) und ein völlig irres Crony Ergebnis...

    :thumbup:

    Adios

    UCh

    • PS: Wer inhaltliche Fehler in den Ausführungen findet, darf gerne im Sinne aller darauf hinweisen!

    :W: eihrauch - Always on the Target!

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    Einmal editiert, zuletzt von Unfallchirurg (11. Dezember 2018 um 12:23)

  • Nachtrag - Bilder



    Hier noch ein paar Bilder:


    Erstes Schussbild (ca. 50 Schuss nach Einbau):


    10 Schuss, 12 m aufgelegt (Hand auf Benchrestauflage) Indoor, JSB Exact 4,51


    Hier das wirklich überraschende Crony-Ergebnis:


    Lauf nach 100 Schuss mit VFG Schnur gereinigt und 10 Schuss durch den Crony:

    (Meine beste Standardabweichung mit der HW 97k V-Mach lag mit 10 Schuss bei 0,6 m/s)


    Nach Montage des Laufmantels...


    Perfekt ausbalanciert! Die 330 gramm zusätzlich auf der Front tun dem Gewehr gut!


    Der "Schrothülsen-Ritt-Test" wurde zumindest bestanden! :D



    Noch ein paar Bilder:


    Montiert wurde ein Hawke Panorama 4-12x40