Was es nicht alles gibt

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.261 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. September 2018 um 16:46) ist von Nashorn.

  • Man sagt ja immer, Revolver lassen sich, mit Ausnahme des Nagantrevolvers, nicht wirklich schalldämpfen.
    Allerdings war ich gestern auf der Blaulichtmeile in Essen, die im Rahmen des NRW Tags stattfand. Alle möglichen Behörden und Institutionen, die sich irgendwie mit Blaulicht in Verbindung bringen lassen, waren dort vertreten. Sehr interessant, weil auch relativ unbekannte Abteilungen, wie der Personenschutz Ausland ihre Arbeit und Ausrüstung vorstellen konnten. Auch ein Trupp Fallschirmspringer der GSG 9, die aus dem Heli direkt in den Veranstaltungsort sprangen.
    Nun zu meinem Aha-Erlebnis:
    Das LKA hatte diverse Stände, einer davon als Thema Waffen und Werkzeuge. Und an einer Stellwand hing ein schallgedämpfter Revolver. Die Konstruktion war sehr interessant. Der Dämpfer war im Durchmesser ca. 60mm stark und kapselte quasi die komplette Waffe bis auf das Griffstück. Also ging quasi ein Rohrmantel in einem durch über den kompletten Lauf und Trommel Auf dem Dämpfer ein Rotpunktvisier, unter dem Dämpfer ein Lichtmodul. Unten am Griffstück war eine klappbare Schulterstütze befestigt, ein schlichtes Drahtkonstrukt.
    Kaliber laut Beschriftung .45 Auto.
    Ich hab mal danach gefragt und der Beamte sagte, es wäre eine Sonderanfertigung für Spezialkräfte.
    Google hat zuhause leider keine Treffer gebracht.
    Hat jemand von euch dieses Teil schon einmal gesehen?

    Gruß,
    Esti

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ja, Nashorn. Das war die Waffe!
    Danke, ich hab die nicht gefunden.

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  • Ich frage mich ja wozu das Ding gut sein soll, bzw. wie es besser sein soll als ein Selbstlader in .45... Das Subsonische Kaliber leuchtet ja ein, aber so eine Revolverkonstruktion wo es doch bewährtes gedämpftes auf dem Markt gibt?

    Friendly fire - isn't

  • Weil du bei einer Automatik immer Geräusche durch die Verschlussbewegung hast und sich ein Teil der Verbrennungsgase auch ihren Weg aus dem Auswurffenster bahnen.
    Lediglich eine Autmatik mit Verschlusssperre würde gegen letzteres helfen, da benötigt man dann aber wieder zusätzliche Handgriffe und dabei macht der Verschluss wieder metallische Geräusche.


    Stefan

  • Lediglich eine Autmatik mit Verschlusssperre würde gegen letzteres helfen, da benötigt man dann aber wieder zusätzliche Handgriffe und dabei macht der Verschluss wieder metallische Geräusche.

    In Sachen Schalldämpfer muss ich da noch anmerken, dass die meisten GK-Pistolen mit aufgeschraubten SD und der dazu passenden Munition zur Repetierwaffe werden. Der schwere SD verhindert in der Regel die (halb)automatische Repetierfunktion. Das ist eben wegen der dann wegfallenden Verschlussgeräusche durchaus gewünscht. Will man die Repetierfunktion erhalten, braucht es einen SD mit Impulsverstärker. Ob man dann leistungsschwächere Unterschallmunition für eine Repetierfunktion verwenden kann, ist fraglich. Der Einwand, dass Vollautomaten scheinbar problemlos mit SD auch vollautomatisch arbeiten, zählt nicht. Denn MPIs haben meist ein einfachen Feder-Masse Verschluss, während herkömmliche Pistolen einen verriegelten und somit abkippenden, drehenden oder verschiebbaren Lauf haben. Da stört die zusätzliche Masse in Form eines SD an der Laufmündung schon erheblich.
    Bei Waffen mit Feder-Masse Verschluss ist es umgekehrt. Dort hilft der zusätzliche vom SD erzeugte Staudruck. Deswegen repetieren auch KK-Pistolen mit der deutlich schwächeren Subsonic Munition, die ansonsten damit nicht (halb)automatsch repetieren würden.
    Aber Unterschallmunition muss es auch nicht unbedingt sein. Im Bereich der Jagdwaffen etablieren sich durch erleichterte Erlaubnisbedingungen die SD. Dort kann man keine Unterschallmunition aus gleich mehreren Gründen sinnvoll verwenden. Dennoch hat der SD dort auch seinen Nutzen, weil er den Mündungsknall verringert, den ja gerade der Schütze und sein Hund erleiden müssen. Es kommt dabei nicht auf das "leise" Geschoss drauf an, das ja weiterhin mit fast dreifacher Schallgeschwindigkeit fliegt.
    Das nur um deutlich zu machen, es kommt nicht immer auf die absolute Dämpfungsleistung an, sondern die Funktion und der Zweck ist maßgebend.

  • Stimmt Floppyk. Jagdlich macht Unterschallmunition keinen Sinn.
    Allein um eine E0 von größer 2000Joule bei sicher im subsonischen Bereich liegenden 300m/s zu erreichen braucht man Geschosse mit rund 700 Grain. Von E100 gar nicht zu reden. Und das Geschoss muss ja dann auch noch zuverlässig aufpilzen, was gerade bei bleifreien Geschossen nicht funktioniert. Dort werden ja mindestens 600m/s für ordentliche Funktion angegeben.
    Man läge vom Kaliber her bei ca. 50BMG.
    Nun liegt ja der Einsatzzweck dieser Revolver in sehr speziellen behördlichen Aufgaben.
    Und er hing an dieser Schautafel, die die Entwicklung von Faustfeuerwaffen vom Steinschloß bis heute darstellte, ganz am Ende der Revolversparte.
    Mich würde ja mal interessieren, wie stark die Dämpfung bei dieser Waffe tatsächlich ist.

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  • Für die Nicht-Jäger:
    Ein Geschoss braucht eine gewisse Mindestgeschwindigkeit, um entweder durch Aufpilzung oder Schockwelle zu funktionieren. D.h. die möglichst hohe Organzerstörung um eine Tötungswirkung beim Wild sicher zu stellen.
    Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestenergie muss sichergestellt werden. D.h. für Rehwild muss das Geschoss 1000 J in 100 m und für Hochwild (Rotwild, Schwarzwild ect.) 2000 J in 100 m bei Mindestkaliber 6,5 mm erreichen. Da sich die kinetische Energie in Joule aus Geschossgewicht und Geschwindigkeit errechnet, kann man eine niedrige Geschwindigkeit mit höherer Masse in gewissen Grenzen ausgleichen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschwindigkeit im Quadrat einhergeht*.
    Viel Masse und langsame Geschwindigkeit muss dann aber auch mit einer leichten Deformierbarkeit einhergehen, was großen Gasdrücken entgegensteht.
    Das ist der zweite Nachteil, denn langsame Geschosse haben eine deutlich steilere Flugparabel. Das bedeutet, der jagdlich nutzbare Bereich wird deutlich kleiner. Der Jäger nutzt dazu den Bereich der GEE (günstigste Einschussentfernung). Übliche Munition liegt im Bereich von 150 - 200 m. Sie gestattet es dem Jäger, dass er im Prinzip von Mündung bis zur GEE ohne neue Justierung des ZF oder Änderung des Haltepunktes mit jagdlicher ausreichender Präzision schießen kann, wobei das Geschoss maximal eine Trefferabweichung von +4 cm hat.
    Bei langsamen, ultraschweren Geschossen wäre die GEE wohl eher bei 80 m zu finden, was jagdlich kaum mehr brauchbar ist.
    Das Optimum jagdlich geeigneter Geschosse zu finden, ist nicht ganz einfach. Daher auch die große Auswahl an Munitionsbezeichnungen mit jeweils ihrer Geschossauswahl.

    *
    Formel. E = (m * v²) / 2
    (Energie = Masse multipliziert mit Geschwindigkeit zum Quadrat dividiert durch 2)
    oder deutlicher:
    Eine Verdoppelung der Geschossgewichtes ergibt eine Verdoppelung der Energie (bei gleichbleibender Geschwindigkeit).
    Aber eine Verdoppelung der Geschossgeschwindigkeit ergibt eine Vervierfachung der Energie.

  • Allein um eine E0 von größer 2000Joule bei sicher im subsonischen Bereich liegenden 300m/s zu erreichen braucht man Geschosse mit rund 700 Grain. Von E100 gar nicht zu reden. Und das Geschoss muss ja dann auch noch zuverlässig aufpilzen, was gerade bei bleifreien Geschossen nicht funktioniert. Dort werden ja mindestens 600m/s für ordentliche Funktion angegeben.

    Könnte man z.B. mit der .510 Whisper machen. Gerade bei bleifreien Geschossen gibt es spezielle Konstruktionen für Unterschall. Die Geschosse haben z.B. tiefe Einfräsungen, die das Aufpilzen vereinfachen. Ob man bei einem .50er Kaliber das überhaupt noch braucht ist eine ganz andere Frage.

  • Ich denke schon, dass ein Aufpilzen noch von Nutzen wäre. Denn neben der Durchmessererhöhung entstehen ja auch scharfe Kanten, die den Blutverlust verstärken.
    Und auf der anderen Seite steht ja dann die Sache mit dem Bedürfnis.
    Ein Bedürfnis für SD gründet ja auf Gehörschutz. Dieser ist aber schon bei normaler Überschallmunition gegeben und wenn jetzt auch spezielle Unterschallkaliber Mode bei derder Jagd würden, könnte ich mir vorstellen, dass die Behörden daraus negative Konsequenzen ziehen.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

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  • Ich denke schon, dass ein Aufpilzen noch von Nutzen wäre. Denn neben der Durchmessererhöhung entstehen ja auch scharfe Kanten, die den Blutverlust verstärken.

    Bei Flintenlaufgeschossen pilzt auch nichts auf, da hat sich noch keiner über die Zielballistische Wirkung beschwert. Bei Bleikerngeschossen entstehen eigentlich kaum scharfe Kanten, Optimal entsteht ein vorne abgerundeter Bleipilz.

    Ein Bedürfnis für SD gründet ja auf Gehörschutz. Dieser ist aber schon bei normaler Überschallmunition gegeben und wenn jetzt auch spezielle Unterschallkaliber Mode bei derder Jagd würden, könnte ich mir vorstellen, dass die Behörden daraus negative Konsequenzen ziehen.

    So leise sind die Unterschallpatronen auch nicht, die großen Kaliber lassen sich auch schlecht dämpfen.
    Das diese Kaliber bei der Jagd Mode werden kann ich mir nicht vorstellen, dafür sind die Nachteile zu groß. Es ging mir nur um die theoretische Möglichkeit.

  • Bei Flintenlaufgeschossen pilzt auch nichts auf, da hat sich noch keiner über die Zielballistische Wirkung beschwert. Bei Bleikerngeschossen entstehen eigentlich kaum scharfe Kanten, Optimal entsteht ein vorne abgerundeter Bleipilz.

    Das stimmt schon. Gut, die Flintenlaufgeschosse sind auch meist noch deutlich stärker im Durchmesser aber so klein sind .50er Geschosse ja auch nicht.
    Wobei das Aufpilzen natürlich nicht schaden würde. Könnte mir vorstellen, dass dadurch auch die Energieabgabe im Wildkörper steigt.


    So leise sind die Unterschallpatronen auch nicht, die großen Kaliber lassen sich auch schlecht dämpfen.Das diese Kaliber bei der Jagd Mode werden kann ich mir nicht vorstellen, dafür sind die Nachteile zu groß. Es ging mir nur um die theoretische Möglichkeit.

    Ganz leise wird schwierig werden.
    Die dicken Murmeln brauchen ja auch mehr Schub als kleine Geschosse.
    Und die Versorgung mit Munition wird auch nicht leichter bei so exotischen Kalibern.
    Insofern hast du natürlich Recht, dass da wohl keine Mode entstehen wird.
    Nur hier und da liest man von Fragen nach jagdlich tauglicher Unterschallmunition.

    Etwas OT: Irgendwie kam in dem Gespräch mit dem Beamten vom LKA auch die Rede auf die 3D-Druckerwaffenstory, die ja immer mal wieder Wellen schlägt.
    Und es war angenehm zu hören, dass auch in den Behörden durchaus das Bewusstsein herrscht, dass hier viel Wind um nix weht und sowieso jeder Metaller prinzipiell in der Lage wäre, eine Schusswaffe zu bauen. Ich glaube, wir kamenerklären dahin über eine in einem Gipserbeil! versteckte Schusswaffe, die auch ausgestellt war.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

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  • Und es war angenehm zu hören, dass auch in den Behörden durchaus das Bewusstsein herrscht, dass hier viel Wind um nix weht

    Von denen, die ich kenne, scheinen die meisten im LKA und BKA recht entspannt zu sein, was Legalwaffen angeht. Und generell fahren die nicht so einen Alarm wie Politiker und Medien es gerne pflegen. Aber nachdem die Medien Meinung und die Politiker Gesetze machen, ist es relativ wurst, wie die Polizisten oder andere Behörden es sehen...

    Friendly fire - isn't

  • Von denen, die ich kenne, scheinen die meisten im LKA und BKA recht entspannt zu sein, was Legalwaffen angeht. Und generell fahren die nicht so einen Alarm wie Politiker und Medien es gerne pflegen.

    Ich kenne zwar keine LKA/BKA Beamte, aber diese Meinung ist bekannt.
    Alarm gibt es aber im Bereich der organisierten Kriminalität, insbesondere weil dort Schusswaffengebrauch mittlerweile mehr die Regel als Seltenheit geworden ist. Kann man mindestens einmal pro Woche in den Medien lesen.

    Aber nachdem die Medien Meinung und die Politiker Gesetze machen, ist es relativ wurst, wie die Polizisten oder andere Behörden es sehen...

    Nicht ganz. Als es vor wenigen Jahren um die Freigabe von Schalldämpfern für Jäger ging, hat man das BKA angefragt. Diese haben eine besondere Deliktrelevanz verneint, was dann zu bekannten Erleichterungen im Erwerb führte.
    Aber die Politik fasst das Waffenrecht ungern an. Schließlich will man die Jäger nicht vergrätzen. Die werden geschätzt und wie es so aussieht, wird der Jäger in naher Zukunft gebraucht werden wie nie zuvor.

  • Weil du bei einer Automatik immer Geräusche durch die Verschlussbewegung hast und sich ein Teil der Verbrennungsgase auch ihren Weg aus dem Auswurffenster bahnen.
    Lediglich eine Autmatik mit Verschlusssperre würde gegen letzteres helfen, da benötigt man dann aber wieder zusätzliche Handgriffe und dabei macht der Verschluss wieder metallische Geräusche.


    Stefan


    Die beste und wirkungvollste Pistole was die Schussgeräuschdämmung anbelangt dürfte die britische Welrod Mk II sein. Vorneweg Unterschallkaliber ohne automatische Funktion aber mit Magazin.

    Mitr

    Ich habe keine Probleme mit Lactose und Gluten. Als Ausgleich leiste ich mir ein paar Intoleranzen im zwischenmenschlichen Bereich.

  • Nicht ganz. Als es vor wenigen Jahren um die Freigabe von Schalldämpfern für Jäger ging, hat man das BKA angefragt. Diese haben eine besondere Deliktrelevanz verneint, was dann zu bekannten Erleichterungen im Erwerb führte.

    Stimmt, aber bei der Aufbewahrungsverschärfung letztes jahr wurde die Meinung des BKA dazu ignoriert...

    Friendly fire - isn't