Hülsenreinigung - eine Pflicht?

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 6.508 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Oktober 2018 um 18:44) ist von Floppyk.

  • Für den Wiederlader eine lästige Pflicht oder einfach nur für das Auge?

    Ich habe damals mit einem Tumbler angefangen. Die Hülsen werden außen ganz gut sauber, aber innen und in der Zündglocke nicht. Damals wurde mir gesagt, das ist nicht wichtig.
    Wenn man die Hülse innen und außen perfekt sauber haben will, muss man (teuren) Aufwand betreiben und die Hülsen mit nassen Reinigungsverfahren behandeln. Das erfordert ein vorheriges manuelles Entzündern und Trocknen der Hülsen.
    Auf die einzelnen Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren will ich gar nicht eingehen. Mir geht es um Nachteile wenn man die Hülsen nicht reinigt, bzw. gibt es einen zwingenden Grund zur Reinigung?
    Mir fallen eigentlich nur diese Vorteile ein:
    1. Die Kalibriermatrize wird geschont
    2. Fertige Patronen sehen besser aus
    3. Man entdeckt beschädigte Hülsen (besser)
    4. Präzision
    5. Patronenlagerschonung

    Aber Grund 1 kann eigentlich nicht bei Kalibriermatrizen mit Hartmetalleinsatz zählen, denn der lässt sich nicht so einfach verkratzen. Die anderen Matrizen kommen mit dem Hülsenkörper gar nicht in Berührung. Außerdem ließe sich die erste Matrize eines Satzes einfach erneuern, sollte diese Kratzspuren auf der Hülse hinterlassen.
    Grund 2 kann im Prinzip egal sein, denn das Aussehen ist nicht funktional begründet. Für die Lagerung und im Magazin blinkt das Messing halt schöner. Aber lohnt der Aufwand für die paar Sekunden des Anschauens? Allenfalls die Finger bleiben sauber(er).
    Grund 3 wäre ein Argument, aber nach meiner Erfahrung bemerkt man schlechte Hülsen eher beim Kalibrieren oder beim Geschoss setzen. Spätestens beim Einsortieren in eine Packung fallen die beschädigten Patronen auf.
    Grund 4 wäre denkbar, da aber viele noch mit dem Tumbler reinigen, kann das nicht so wichtig sein, denn der Tumbler lässt die Hülsen innen, wie auch die Zündglocke dreckig.
    Grund 5 ist schwer vorstellbar, weil ein Lauf wohl eher aus anderen Gründen verschleißt, als ein verkratztes Patronenlager.

  • Nen Kumpel/Vereinskamerad wischt optisch gute Hülsen nur mit nem Lappen ab, bei optisch verdreckten werden die Hülsen in so ne vibrierende Trommel mit Sand/Granulat?? Gelegt, hab schon ein paar Mal beim Wiederladen zugesehen, er hatte da eher Mal das Problem dass er "falsche" Hülsen aus dem Verein dazwischen hatte, anstatt dem einen zentralen Loch (Boxer) für das Zündhütchen hatten die wohl 2 Löcher (berdan oder so ähnlich). Da hat er sich wohl auch Mal irgend einen ausdrückdorn kaputt gemacht.
    Ich sehe da jetzt keinen wirklichen Grund warum man jetzt die Hülsen von innen blank haben möchte, kenne mich mit der Materie jetzt aber auch nicht so aus.

  • vibrierende Trommel mit Sand/Granulat

    Das ist ein Tumbler, der mit Mais- oder Nussschalengranuat gefüllt ist.

    "falsche" Hülsen aus dem Verein dazwischen hatte, anstatt dem einen zentralen Loch (Boxer) für das Zündhütchen hatten die wohl 2 Löcher (berdan oder so ähnlich).

    Das kommt halt vor. Es ist richtig, Boxerzündung hat einen zentralen Zündkanal und Berdan zwei kleiner Kanäle. Nur bei Boxerhülsen kann man das Zündhütchen automatisch (mit dem Kalibrieren) ausstoßen. Berdanhülsen benötigen eine Sonderbehandlung und auch besondere Zündhütchen. Berdan kommen eigentlich nur noch bei Hülsen militärischen Ursprungs vor und sind entsprechend selten auf Schießständen anzutreffen. Eine Quelle sind alte Surplus Bestände. Gerät eine Bedanhülse mit unter der Kalibriermatrize, ist das Abbrechen des Aussoßerstiftes fast schon eine zwangsläufige Folge. Nur selten sticht der durch die Hülse und überlebt das. Das ist aber nicht so schlimm. Hornady liefert immer einen Ersatzstift mit den Matrizensätzen mit. Ansonsten kostet so ein Fünfertütchen Stifte nur ein paar Taler. Ärgerlich ist es, wenn man keinen Ersatz parat hat und muss die Arbeit bis zur Lieferung einstellen.
    Daher sind in Wiederladerkreisen Berdan weitgehend verschwunden, es sein denn, man muss ein exotisches Kaliber wiederladen, wo Boxerhülsen schwer bis gar nicht zu beschaffen sind.

    Das zur Erklärung, aber die trifft meine Frage nicht.

  • Hat irgendein Schützenkollege tatsächlich mal so gemacht.
    Ich habs dann auch mal probiert, habe genug .45LC-Messing, lade aber nicht wieder.
    Ok, sie sind mikroverkratzt und innen unverändert angelaufen, aber soweit sauber, wie es ohne mechanischen Einfluss geht.

    Dem Messing passiert dabei nichts, normales Waschmittel greift ja bei Metallapplikationen an Klamotten auch nichts an, Nickel, Kupfer, Zink oder die Kombination daraus sind ja überall zu finden.


    Stefan

  • Grund 1 zählt wenn die Hülsen wirklich verschmutzt sind. Also wenn sie nicht nur verschmaucht sind sondern Erde oder Sand dran klebt. Da reicht zur Reinigung aber auch ein feuchtes Tuch.

    Grund 2 ist wie beim Auto. Manche putzen es, obwohl man es nur die paar Sekunden beim Einsteigen sieht.

    Grund 3 ist ein Argument. Die Schäden beim Einsortieren in die Packung zu entdecken ist zu spät, da muss man die Patronen wieder delaborieren.

    Grund 4 keine Ahnung. Aber die Zündglocke wird oft getrennt gereinigt.

    Grund 5 siehe Grund 1.

  • Hülsen in nen Wäschesack und mit in die Waschmaschine. Aber ich glaube das gibt Ärger daheim. :P

    Soll angeblich sehr gut klappen.
    Ich würde die Hülsen vielleicht nicht mit den schicksten und teuersten Klamotten der Frau zusammen waschen. Aber mit dem ollen Zwug für Werkstatt- und Gartenarbeit sollte das klappen.
    Aber es gibt im Netzt auch diverse Beispiele für Eigenbau-Nasstumbler für kleines Geld.
    Die bestehen in der Regel aus einer kleinen Kentertonne aus dem Bootsbedarf, einem Scheibenwischermotor, 12V Netzteil und ein paar Rollen.
    Sowas will ich mir auch in naher Zukunft bauen.
    Hab zwar den Schein und alles behördliche geklärt, aber bisher nicht die Zeit gefunden, praktisch zu starten.
    Aber jetzt muss ich mal ran. Sonst ist der Schein abgelaufen und ich kann ihn nichr verlängern, weil ich keine Praxis nachweisen kann.
    Ich denke schon, dass Reinigen nötig ist.
    Optik ist die eine Sache, aber man will die Hülsen ja so oft wie möglich nutzen. Werden die nicht gereinigt, könnte ich mir vorstellen, dass sich z.B. durch die Ablagerungen am Hülsenhals der Auszugswiderstand erhöht bzw. auch unregelmäßig wird. Das mindert die Präzision. Dickere Ablagerungen könnten auch Hitzenester an der Hülse bilden durch “Nachglühen“. Das dürfte der Hülse auf lange Sicht schaden.
    Und von aussen kann es bei engen Patronenlagern ja zu klemmenden Hülsen führen, sportlich ärgerlich, jagdlich eine kleine Katastrophe, wenn ich mal nachschiessen muss, weil etwa der erste ein Krellschuss war.

    "Büchsen kann man nie zuviele haben!" Pippi Langstrumpf

    "A shotgun, in my opinion, must have three things: Boom, Boom, Boom." Phil Robertson

  • Ich würde die Hülsen vielleicht nicht mit den schicksten und teuersten Klamotten der Frau zusammen waschen. Aber mit dem ollen Zwug für Werkstatt- und Gartenarbeit sollte das klappen.

    Das funktioniert tatsächlich einwandfrei, mache ich so.
    Mit gutem Weichspüler duften die Hülsen dann auch phantastisch.

    Mit bestem Schützengruß

    Andreas

    VDB - Fördermitglied


    "100 Prozent der Schüsse, die Du nicht abgibst, verfehlen ihr Ziel." - Wayne Gretzky -

  • Soll angeblich sehr gut klappen.

    Leute, mir geht es nicht darum, um beste Methoden zu finden, sondern um das Grundsätzliche.
    Für mich habe ich die Lavabossoli entdeckt und die ist für mich das Optimum.

  • Ich würde die Hülsen immer reinigen bevor ich diese wiederladen würde. Eigentlich ist das nicht zwingend notwendig (außer eventuell beim Zündkanal) aber es gibt einem ein bessere Gefühl und die Hülsen sehen auch zumindest außen besser aus.

  • Leute, mir geht es nicht darum, um beste Methoden zu finden, sondern um das Grundsätzliche.Für mich habe ich die Lavabossoli entdeckt und die ist für mich das Optimum

    Effizienz ist mir vor Allem das Wichtigste.
    Vor dem Wiederladen wird bei mir immer mit dem Ultraschallgerät und einem heißen Bad mit ordentlich Geschirrspülmittel und einem guten Schuss Salmiakgeist ca. 30 Minuten lang gereinigt.
    Die Hülse wird vorher entzündert und der Hülsenmund entgratet. Somit ist ein erneutes Reinigen der Zündglocke nicht mehr nötig. Wäre auch nur doppelt gemoppelt.
    Nach der Reinigung wird der Innenraum mit Heißdampf durch den Hülenboden ausgeblasen. Reste im Innenraum sind dann ausgeschlossen und die Hülse durch den Heißdampf innen und außen staubtrocken.
    Ich persönlich schwöre drauf und die Schussgruppen beim Benchresten mit .308 doder .338, gerade auf Long-Range, sprechen eigentlich für sich.

    Hier mal ein paar Fotos, wo man sehen kann, was für ein Dreck im Reinigungswasser herumschwimmt, wenn man nur ca. 50 Hülsen gewaschen hat.

    Vorher:

    Nachher:

    Ultraschall:

    Gruß, Technixx

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Ich haue die in ein Ultraschallbad oder wenns mehr ist in einen großen Kochtopf mit etwas Klarspüler vom Geschirrspüler und rühre die beim heiß werden gut durch. Dann lösen sich die Fette und der gröbste Dreck und das wars.
    Wer übelsten Glanz für sich selber will muss eben den Tumbler nehmen.

  • Ich haue die in ein Ultraschallbad oder wenns mehr ist in einen großen Kochtopf mit etwas Klarspüler vom Geschirrspüler und rühre die beim heiß werden gut durch. Dann lösen sich die Fette und der gröbste Dreck und das wars.
    Wer übelsten Glanz für sich selber will muss eben den Tumbler nehmen.

    Ach, ich vergaß: Ein wenig Zitronensäure wirkt Wunder.

    Du hast Recht, auf den Glanz kann man getrost verzichten - sauber muss es halt nur sein.
    Spätestens beim Fetten der Hülse ist der Glanz sowieso wieder weg.
    Übrigens laufen meine besten Lapua-Hülsen, die außen verranzt sind. Die bekommt man sowieso nicht mehr glänzend :D .

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Das sieht nach einem magnetischen Nadelreiniger aus, oder nicht?

    Und wenn ja, sind schon mal Nadeln innen hängen geblieben? So etwas schleicht sich schnell ein.
    Aber das Ergebnis sieht wirklich Klasse aus.

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Richtig. Man muss nach dem Reinigungslauf die Edelstahlnadeln mit einem starken Handmagneten von den Hülsen trennen. Das geht innerhalb ein paar Minuten.
    Ansonsten nur die Nachteile bzw. Zusatzarbeit wie bei allen Nassreinigungsverfahren.
    Zum Trocknen dient ein Dörrautomat für Obst für 25 € (neu) über eBay.

  • Cool! Haben wollen! Problem gelöst.

    Dann regt sich meine Frau auch nicht mehr über den von mir ewig benutzten Backofen auf.

    Wenn sie immer die Hülsen zum Trocknen darin findet, bekommt sie ´nen Koller :D .

    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • Ich kann die Lavabossli nur empfehlen. Ob sich die Drehzahlregelung bei den besseren Versionen lohnt, kann ich nicht sagen. Ich habe die einfache Version, aber die kostet auch schon gute 500 €.

    Was den Dörrautomaten angeht, so ist das eine einfache Sache. Ich lasse ihn unabhängig des Füllgrades 3 Std laufen. Das Ding hat eine Zeitschaltuhr bis 10 h und schaltet selbsttätig ab.

  • Wir benutzen Ultraschallreiniger (wenn wenig) oder eben die Waschmaschine mit einer alten Decke und ein zugeknoteten Stoffbeuteln.
    Haben aber auch schon genug ohne alles wiedergeladen. Was nützt mir eine 5 Stationenpresse Hornday LnL wenn ich doch wieder alle erst rekalibriere und entzündere, dann reinige um sie dann wieder erneut in die Presse zu stecken.
    Spreche aber von 9mm, 38, 357, 45acp. Bei LW Präzisionsladungen würde ich auch jede Hülse gründlich säubern.
    Neulich erst eine Ladung 9mm ohne vorher zu entzündern gewaschen und getrocknet. Wird innen nicht so sauber, reicht aber außen und die neuen ZH gehen auch problemlos rein.
    Da ich gerne dynamische Disziplienen und viel schieße, geht es mir in erster Linie ums sparen. Mit günstigen Komponenten lade ich ich leicht für den halben Preis was eine 50er Schachtel im Laden kostet.
    Nur bei den 9mm nicht.