Update: Brünierung mit Brüniersalz - Selber Brünieren

Es gibt 166 Antworten in diesem Thema, welches 57.395 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Oktober 2020 um 20:32) ist von Ferrobell.

  • Hallo miteinander,

    in diesem Thread: Selbst-Brünierung mit Öl vs. Schnell-/Kaltbrünierer hatte ich mir vor einiger Zeit die Frage gestellt mit welchem Produkt/Verfahren man am besten selbst Brünieren kann.
    Nach für mich nicht wirklich zufriedenstellenden Ergebnissen mit Kaltbrünierer-/Schnellbrünierern diverser Hersteller hatte ich mir Brüniersalz (1kg Gebinde von Onlinehandel chema-shop) bestellt.
    Heute hatte ich endlich die Zeit dieses Salz zu testen. Da ich noch ein "Tausch-Laufgewicht" für eine FWB 300 hier liegen hatte wollte ich es damit probieren.
    Das Laufgewicht aus ST38 wurde zunächst abgekocht und fein säuberlich mit Bremsenreiniger entfettet (Handschuhe tragen, sonst können Fingerabdrücke bleiben).

    Nun zum Herstellen der Brünierlösung:
    Hier möchte ich erstmal ein paar Sicherheitshinweise erwähnen! Das Zeug ist nämlich eine starke Lauge und sollte dementsprechend vorsichtig angewendet werden!
    Ich habe bei dem ganzen Kittel (Lange Kleidung), Handschuhe und Schutzbrille getragen. Auch sollte man beim Brüniervorgang auf gute Belüftung achten.

    Das Ansetzen der Lösung:
    Hierfür habe ich einen kleinen Keramikkochtopf verwendet (es geht auch Glas oder Edelstahl). KEINESFALLS sollten Aluminium oder Zinkbehälter verwendet werden, die Lauge frisst sich da in kürzester Zeit durch.
    Die Lösung sollte 1:1 Salz:Wasser angesetzt werden (Ich habe kaltes destilliertes Wasser verwendet).
    Im Folgenden ist darauf zu achten, dass erst das kalte Wasser in das Gefäß gegeben wird und dann portionsweise die entsprechende Menge Salz eingerührt wird!
    Ich habe für mein Laufgewicht ca. 300ml Brünierlauge angesetzt (300g Salz).
    Das ganze wird dann erwärmt.

    Hier nochmal ein Sicherheitshinweis! Das Salz muss KOMPLETT aufgelöst sein, da es sonst zu Siedeverzug kommen kann und euch die ganze Brünierlauge um die Ohren fliegt/spritzt!!!


    Besonders hilfeich ist ein gutes Thermometer! Ich habe ein Infrarotthermometer benutzt. Erstaunlich ist hier, dass bereits beim langsamen Einrühren des Salzes sich die Lösung durch die Exothermie auf 78°C erwärmt hatte!

    Brüniervorgang:
    Ich habe die Lösung langsam auf ca. 110-115°C erwärmt (130°C Siedetemperatur!) und dann das TROCKENE Laufgewicht mit einer Zange langsam in die Brünierlauge gelegt.
    (Es darf kein Wasser mehr in die erwärmte Brünierlauge gegeben werden! SPRITZGEFAHR!)

    Das ganze habe ich dann unter leichtem "Wenden und Hin-/herrollen" des Laufgewichtes für 15 min in der Brünierlauge gelassen.

    Man sieht sehr schnell wie das Metall oxidiert!

    Nach ca. 15 min war für mich das beste Ergebnis erreicht und ich habe das Werkstück aus der Lösung genommen, mit kaltem Wasser abgespült (zischt ordentlich) und sofort im Anschluss in einem kleinen Topf mit Wasser ca. 10 min ausgekocht um den chemischen Vorgang zu stoppen.
    Man kann die Werkstücke dem jeweiligen Farbergebnis entsprechend auch bis 20 min in der Lösung lassen.


    Im Anschluss habe ich das Laufgewicht entnommen und direkt sehr ausgiebig eingeölt (mit Gunex, das hatte ich grad zur Hand) und abkühlen lassen.


    Fazit:
    DAS ERGEBNIS IST PERFEKT!!!

    Ich habe sogar fast genau den selben Ton getroffen, in welchem der Lauf meiner 300S brüniert ist!

    Ein schönes tiefes Schwarz mit leichtem Blauschimmer! KEINE Flecken, keine Blauschleier etc.


    Bilder reiche ich später nach...


    DIES IS KEINE ANLEITUNG, SONDERN STELLT LEDIGLICH EINEN ERFAHRUNGSBERICHT DAR! FÜR EVTL. SCHÄDEN ODER VERLETZUNGEN ÜBERNEHME ICH KEINE HAFTUNG!

    Schönen Gruß
    UCh

  • Die Lauge ist nach Abkühlen wiederverwendbar!
    Wieviele Brünierungsvorgänge man letztendlich durchführen kann weiß ich auch noch nicht, aber wenn ich mir überlege was eine vergleichbare Brünierung vom Fachmann kostet finde ich es recht günstig!

  • Super Preis. Da kaum Jemand 1kg benötigt. Wie wäre eine Bestellung und dann Verteilung auf alle Interessenten.

    Ich werde Anfang nächste Woche was bestellen. Abfüllminidöschen hätte ich.

    Gruß Play

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Nach diesem Ergebnis überlege ich sogar meine nächsten zu restaurierenden Gewehre (Lauf + System) komplett in einer entsprechend großen Edelstahlwanne zu brünieren!!!

    Da wären dann größere Mengen als 1kg von nöten!

  • Das Ergebnis sieht wirklich gut aus 8o

    Hast du die Brünierlauge während der Einwirkzeit weiter auf dem Herd erhitzt?
    Das dürfte ja dann bei einem ganzen Systemgehäuse so nicht möglich sein, oder?

    Ich stehe ja auch noch vor dem Problem mit meiner Haenel 310 das ich momentan nicht genau weiß, wie ich sie brünieren soll.
    Waffen-Gotha macht momentan nichts und den Büchsenmachern in meiner Umgebung traue ich nicht wirklich bei sowas.
    Kaltbrünierer will ich der Haenel eigentlich nicht antun.

    Viele Grüße
    Sascha

  • Das Ergebnis sieht wirklich gut aus 8o

    Hast du die Brünierlauge während der Einwirkzeit weiter auf dem Herd erhitzt?
    Das dürfte ja dann bei einem ganzen Systemgehäuse so nicht möglich sein, oder?

    Ich stehe ja auch noch vor dem Problem mit meiner Haenel 310 das ich momentan nicht genau weiß, wie ich sie brünieren soll.
    Waffen-Gotha macht momentan nichts und den Büchsenmachern in meiner Umgebung traue ich nicht wirklich bei sowas.
    Kaltbrünierer will ich der Haenel eigentlich nicht antun.

    Viele Grüße
    Sascha

    Ja, das Ergebnis ist wirklich klasse!!!
    Ich hatte Anfang des Jahres eine 300S bei Feinwerkbau zum Brünieren im Werk!
    Man sieht keinen Unterschied!!!
    Nur die Werkzeugspuren vom Drehen schimmern im Sonnenschein ein wenig durch... Da hätte ich das Laufgewicht besser polieren sollen! Aber es stört mich nicht!

    Ja, die Temperatur sollte gehalten werden!

    Das ist auch mit einem kompletten System möglich!
    Man braucht theoretisch nur eine größere Stahlwanne und einen Gasbrenner, den man darunter platziert!
    Einzig die konstante Arbeitstemperatur so zu halten wird etwas schwieriger!

    Trotzdem wäre solch ein Aufbau wohl nicht wesentlich teurer als eine Werksbrünierung!

  • Hallo,

    hat das genau so abartig gestunken wie die Fertigbrünierung, die es zu kaufen gibt?

    Gruß Viper1497

    Nein, es riecht gar nicht!

    Man muss nur beachten, dass man mit einem recht ätzenden Stoff agiert!

    Es ist in keinster Weise zu vergleichen mit dem Ballistol Schnellbrünierer oder dem Birchwood Casey Set!!!
    Ein solches Ergebnis ist meiner Meinung nach auch nicht mit Schnellbrünierer zu erzielen!

    Schnellbrünierer ist für mich ab jetzt auch nur noch eine Option um kleinere Stellen auszubessern!

  • Schönes Ergebnis!
    Aber neben Büchsenmachern gibt es auch noch Galvanikbetriebe/Oberflächenveredler die sowas machen.
    Einfach mal ans Telefon hängen und anfragen, was es kostet.

    Ich hab hier in Saarbrücken 20€ für ein komplettes System (FWB 150) gezahlt, incl. Strahlen-allerdings ohne Rechnung.
    Bei dem Preis wäre es mir den Aufwand nicht wert.

    Einmal editiert, zuletzt von diopterauge (30. Juni 2018 um 11:40)

  • Schönes Ergebnis!
    Aber neben Büchsenmachern gibt es auch noch Galvanikbetriebe/Oberflächenveredler die sowas machen.
    Ich hab hier in Saarbrücken 20€ für ein komplettes System (FWB 150) gezahlt, incl. Strahlen. Bei dem Preis wäre es mir den Aufwand nicht wert.

    Das ist aber auch ein super Preis!!! In der Höhe hab ich noch von niemandem etwas gehört! Glückwunsch! :thumbup:

  • Schönes Ergebnis!
    Aber neben Büchsenmachern gibt es auch noch Galvanikbetriebe/Oberflächenveredler die sowas machen.
    Ich hab hier in Saarbrücken 20€ für ein komplettes System (FWB 150) gezahlt, incl. Strahlen. Bei dem Preis wäre es mir den Aufwand nicht wert.


    Hallo,

    kannst du bitte einmal den Namen und die Anschrift nennen. Der von dir genannte Preis wäre günstig, da baut sich niemand seine Galvanikanlage selbst auf.

    Gruß Viper1497

    PS: Ich fand zwei Betreibe in SB, und je einen weiteren in Bruchmühlbach und Kindsbach.

    Einmal editiert, zuletzt von Viper1497 (30. Juni 2018 um 13:04)

  • Ich hab gerad noch etwas zu meinem Posting hinzugefügt und aus diesem, hoffentlich ersichtlichen, Grund werde ich die Adresse des Betriebes nicht veröffentlichen.

    Worauf ich eigentlich hinaus wollte:
    In jeder Gegend gibt es Galvanikbetriebe, Oberflächenveredelung, usw., usf. .
    Blättert mal die Gelben Seiten durch, nicht alle Kleinbetriebe sind im Netz gelistet.
    Dann anrufen, besser noch hinfahren, Werkstück vorlegen und i.d.R. wird sowas dann für ein kleines Geld in die Kaffeekasse erledigt.