Waffenmuseen in Suhl und Zella-Mehlis

  • Sind schon wieder Ferien ;) ? Fast...…


    Waffenmuseum Suhl

    Auf der obersten Etage befindet sich noch bis 30.09.2018 die Sonderausstellung "Haenel Druckluftwaffen". Vieles, was man sonst nur aus den Büchern von Ernst G. Dieter kennt, ist zu sehen.

    Die Wertigkeit der Verarbeitung + die pfiffig schnörkellose Umsetzung interessanter Ideen dürfte auch den Nicht -Haenelaner erfreuen. Vor dem Hintergrund, das die meiste Zeit Mangelwirtschaft mit Weltkrieg, Planwirtschaft oder Treuhandanstalt im Nacken herrschte, sind das Produkte, wie man sie sich heute nochmal wünschen würde. Ein Haenel 120 oder die Unterhebelrepetierer haben eine Ausstrahlung zwischen "Haben müssen" und "was fürs Leben".

    Vor den Vitrinen hängen zum Teil schon zur Seite schiebbare Poster für die Folgeausstellung "Waffen der Frauen" . Brüste, Handschellen und Sado-Maso-Zubehör mögen was Prickelndes haben, aber so nah beieinander irritieren sie die männliche Auffassungsgabe ein wenig. ;)

    In der 2. Etage finden sich viele Prunk- und Jagdwaffen, schwere Wallbüchsen und eine Videoshow über Schäfter, Systemmacher, Graveure usw. ,die man auch als DVD kaufen kann. Ein separater Raum zeigt Sportwaffen, einige Haenel Schnittmodelle, frühe Geradezugumbauten für Biathlon und eine Irosa-Lichtschießanlage, die man nutzen kann. Zwei Balgbüchsen von 1800, gewaltige Luftbüchsen mit einem Ziegenlederbalg im Hinterschaft als Druckbehälter, sind dort auch zu sehen.

    Militärwaffen haben wieder einen eigenen Raum. Es ist ein MG, ein SSG 82, ein Revolver in 9 mm Makarov für die Stasi + eine Klein-MP, die KK-Kalashnikow, diverse Volkssturmwaffen, Stgw 44 + jede Menge Karabiner ausgestellt. 7,92 ist als alleinige Kaliberangabe für die 8x57 und 8x33 Patronenlager genannt. Ein weiterer Raum zeigt Wehrsportkarabiner und -Luftgewehre und Blockbüchsen zum Sportschiessen.

    Eingestreut finden sich Vitrinen mit Stockschusswaffen und -Degen, Wildererwaffen + Tränenpistolen.

    Ein paar Schritte von dort ist das Automobilmuseum. Weniger wegen der Autos, aber für jeden, der sich für die toprestauriertete Simson-Mopeds und MZ in allen Varianten interessiert, ist es ein Hingucker.

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    In der Wahrnehmung neben Suhl unterschätzt ist nach meinem Empfinden das

    Museum in der Beschussanstalt Zella-Mehlis

    Wer sich ernsthaft für Waffentechnik, Büchsenmacherwesen und die kulturelle Entwicklung des Waffenbaus interessiert, findet dort die ansprechenderen Exponate. Laufherstellung, Abzugssysteme in diversen Baugruppen, Munitionsherstellung, Beschusstechnik, Hölzer + Schäfte usw. sind dort viel detallierter zu sehen. Man kann durch eine Laufrichtmaschine schauen, es gibt Schnittbilder diverser Munition und Schrotkörnungen als Schaukasten. Alles ist sehr anschaulich geordnet, es ist weniger Publikum dort, kurz, das Sehen und Fühlen gibt einfach mehr mit.

    Rundum findet sich eine Büromaschinenkollektion, ein Raum mit früheren Konsumgütern der DDR, ein paar Autos, etwas zum Skisport, da Oberhof gleich ums Eck liegt.
    Waffen selbst sind dort nicht in ähnlicher Vielzahl wie in Suhl, aber Weihrauch-Vorkriegsprodukte wie die KK-Blockbüchse und eine Doppelflinte, eine Vitrine mit Moritz & Gerstenberger (EM-GE) Druckluftwaffen, diverse Gaspistolen, Arminius-Pickert Waffen usw. findet man. Die Ursprünge der Firmen Walther und Anschütz finden sich in Zella-Mehlis. Weihrauch hat dort früher Türschliesser und Fahrradzubehör neben den Waffen produziert. Andere Hersteller sind auf Medizingeräte, Feinmechanik o.ä. umgeschwenkt, um Nachfragedellen zu überstehen. Das wird mit diversen Exponaten belegt.

    Daher wird auch erst in der Beschussanstalt der Wandel, den diese Region nach 1945, aber auch schon phasisch nach 1918 erfahren hat, richtig bewußt. Früher war es die Waffenkammer Europas, es gab über Jahrhunderte eine Entwicklung der Spezialisierungen wie Laufherstellung, Schäfter, Holzschraubenbau und vieles mehr. Köhler haben so wenig weiches Eisen mit so viel Mühe geschmolzen und viel Handarbeit und Manpower war erforderlich, bis eine Schusswaffe entstand.

    1945 endete die Tätigkeit der Beschussanstalt und der Waffenherstellung bis auf die Fa. Manteuffel mit ihren Bügelspannern und kleinere Büchsenmacher für Spezialanfertigungen. In Suhl überlebte die Firma Merkel als Teileinheit eines volkseigenen Betriebes (VEB), da die Sowjetunion an der Jagdwaffenproduktion grosses Interesse hatte. Unter dem Dach des gleichen mehrfach umbenannten VEB entstand auch die Haenel Druckluftwaffenproduktion. Heute gehört die Marke Haenel zur Firma Merkel, diese wiederum ist Tochter einer Holding aus Abu Dhabi.

    Fotos waren leider nur für private Zwecke erlaubt.

    Öffnungszeiten
    Suhl: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr (Montags nur in den Thüringer Ferien)
    Zella-Mehlis: Montag bis Freitag 10-17 Uhr, Wochenende 10 - 16 Uhr

    Andreas