Hallo,
schon geraume Zeit hätte ich gerne ein Walther Mod. 55 in der Sammlung gehabt.
Wäre mein erstes Walther überhaupt ich war schon gespannt auf den Vergleich
mit den zahlreichen Fabrikaten, die mir schon durch die Hände gegangen sind.
Bevorzugt natürlich das Modell mit Laufverriegelung, sprich LGV und wenn das
dann auch noch an einem Troler Schaft hängen würde... perfekt.
Nun begab es sich, dass mir recht günstig ein solches Exemplar angeboten wurde.
Es sei überholungsbedürftig. Macht mir ja nix.
Was dann kam, war doch recht traurig und im Zuge der -ich nenne es mal so-
Instandsetzung schwand meine Begeisterung für dieses Modell und es taten sich
auch einige Rätsel auf, die mir unerklärlich sind.
Ausgangszustand war eine richtige Leiche.
Das gesamte Gewehr war extrem schmutzig. Das System stark rostnarbig, wobei
die restliche Brünierung so schlecht gar nicht war. Der Schaft war fast frei von
Lack, dafür dreckig wie tzau. Und jemand hatte anscheinend versucht den Lack zu
entfernen und dabei Werkzeug verwendet, dass für Holzarbeiten so geeignet ist
wie ein Vorschlaghammer zur Möbelpflege.
Dabei machte der geneigte Pfuscher auch vor der zahlreich vorhandenen Schaft-
Verschneidung keinen Halt.
Mein erster Plan war, mir Werkzeug zu besorgen und die Verschneidung nach
zu arbeiten und dann die Schadstellen auszuschleifen und den Schaft zu lackieren.
Aber der Schaft hat überdies diverse 'weiche Stellen', wo die Oberfläche sich korkartig
anfühlt und sich mit dem Daumennagel abkratzen lässt. Gerade an der rechten Seite
der Verschneidung am Handgriff ist die größte Stelle und dort ist auch ein Stück
des Holzes schwammartig weich. Man kann dort einen kleinen Schraubendreher
reinstecken, wie in Styropor.
So beschloß ich, von der richtigen Restaurierung abzusehen und vor allem den
Schaft nicht zu lackieren, da man danach jeder der hunderte Schadstellen erkennen
würde.
Plan B: Reinigen, Scharten ausschleifen, die weiche Stelle ausfräsen und mit
Knochenleim auffüllen. Den Schaft dann lediglich oelen und mit Antikwachs
behandeln.
(das dieses Finish so was von gründlich daneben gehen sollte, hätte ich mir nicht
träumen lassen. Hab's schon divers oft gemacht und es wurde immer gut. Aber davon
später mehr)
System reinigen, Roststellen mit Stahlwolle und Ballistol abreiben und durch Auftrag
von Gunex vor weiterem Rost schützen und technisch aufarbeiten.
Dann ging es frisch ans Werk.
Hier einige Vorher-Bilder:
Selbst der Diopter befand sich im Zustand der Auflösung. Starke Korrosion.
Und sogar...
...die Kolbenfeder war verrostet.
Beim Zerlegen fiel erfreulich auf, dass sich alles öffnen und lösen ließ.
Bedenken hatte ich, den schweren Laufmantel runter zu bekommen, aber der
liess sich leicht abziehen. Der Lauf darunter war sogar einigermaßen OK.
Aufgebaut ist das Walter recht einfach, fast schon bissle primitiv. Doof, die
Lösung den Spannhebel ungeführt zu lassen.
Technisch also keine Probleme. Alles zerlegt und ausgebaut, gereinigt und
für tauglich befunden. Alle Bauteile ordentlich geschmiert und danach das
Ganze wieder zusammengebaut.
Die Abzugseinheit sitzt etwas wackelig im System, zusammengebaut geht
das aber ganz gut. Die Abzugssicherung ist etwas fummelig. Es ist eine
falsche (einteilige) Feder verbaut, aber sie ist gerade und kräftig genug.
So kam auch diese wieder an ihren Platz.
'Zeitwertgerecht' lautete die Parole.
Der Diopterhalter wurde geschliffen und lackiert, Der Diopter gangbar gemacht.
Schaft war schlimmer. Schleifen bis zum Abwinken. Mitten in der Schaftbacke
befand sich ein tiefes Loch. Bis das wieder alles eben war... uff!
Den 'Schwamm' habe ich ausgefräst und mit Knochenleim verfüllt.
Nachdem das Ganze wieder einigermaßen nach Schaft aussah, habe ich
feingeschliffen und Schaftoel aufgetragen. Scherell's 'premium gold' ein
heller, weicher, angenehmer Farbton.
Dann ist's passiert. Warum auch immer. Der Schaft wurde fast schwarz.
Mit unansehnlichen Flecken und seltsam hellen Abschnitten.Die Hoffnung,
dass das mit dem Trocknen wieder besser wird, hat sich nicht erfüllt.
Schlimme Sache.
Hab's dann recht lustlos zusammengebaut, hatte mich innerlich schon wieder
von dem Teil getrennt.
Nach der ersten Schußabgabe, ließ sich der Lauf weder richtig öffnen, noch
wieder schließen. Hab dann wieder ausgeschäftet und im Forum nachgefragt.
Die Kollegen hier konnten mir helfen.
Vielen Dank dafür!
Jetzt ist's beinander und alles funktioniert.
Sieht Schei$e aus, tut aber.
Nächstes Phänomen: Ich kann den Diopter verstellen, wie ich auch will.
Hab' alles ausprobiert und hab' auch schon diverse Diopter eingestellt.
Egal wie, das Teil schießt beständig tief.
Das Ringkorn, direkt über das Schwarze gehalten ist eine Zwölf.
Das Ringkorn um das Schwarze -wie es sich gehört- und das Dia schlägt
direkt unter dem schwarzen Bereich ein.
Ich mag's nimmer.
Hier noch Bilder vom (traurigen) Ergebnis: