Prellschlag reduzierende Zielfernrohrmontage mit Linearführung

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 10.917 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. April 2018 um 19:16) ist von dieter5266.

  • Hallo,

    ich bin LG Neuling und schieße mit ZF auf 10m im eigenen Keller Schießstand. Die Anforderungen an Zielfernrohre durch LG mit Prellschlag war mir neu und so habe ich mich damit ein bisserl tiefer beschäftigt. Dabei hatte ich die Idee ursprünglich für ein anderes Bastelprojekt vorgesehene THK Linearführungen zur Prellschlag Entkopplung des ZF vom LG zu nutzen. Angeregt durch das bei näherer Recherche gefundene Diana Produkt ZeroRecoil und eines gleiches Ansatzes hier im Forum habe ich das nun die letztes beiden Tage in die Tat umgesetzt und bin vom Ergebnis sehr zufrieden.

    Absolut wiederholgenau :thumbsup: und wie ich finde sehr gute Entkopplung :thumbup: vom Prellschlag wie ein kleines Zeitlupenvideo mit HW30 zeigt.

    Das ZF ist ein Typ China-Wegwerf-0815. Die Federn sind ohne ein Fedeführung mit Vorspannung eingelegt und sind nach ca. 50 Schuß immer noch Positionsgenau (ich warte noch auf die ursprünglich vorgesehenen Druckfedern mit geringerer Federrate und wollte einfach mal einen Test mit vorhandenen Druckfedern machen).

    Ich persönlich finde, daß diese Art der Entkopplung sogar ein bisserl besser ist, als die des Diana ZeroRecoil, da beim ZR am Ende noch ein Aufprall auf der Frontplatte stattfindet s. in diesem Video bei t 1:17 und 1:26.

    In beiden Videos sieht man aber sehr schön zuerst den Rückstoß (Rückwärtsbewegung des LG's) durch die Kolbenvorwärtsbewegung und dann den Prellschlag (schlagartiges Stoppen der Gewehr Rückwärtsbewegung durch den Kolbenaufschlag - auf Luftpolster oder Zylinderboden) und die anschließende Vorwärtsbewegung des Gewehr's.

    MfG
    Dieter

  • In beiden Videos sieht man aber sehr schön zuerst den Rückstoß (Rückwärtsbewegung des LG's) durch die Kolbenvorwärtsbewegung und dann den Prellschlag (schlagartiges Stoppen der Gewehr Rückwärtsbewegung durch den Kolbenaufschlag - auf Luftpolster oder Zylinderboden) und die anschließende Vorwärtsbewegung des Gewehr's.

    Wie hast du genau den Prellschlag, der sich durch sämtliche Metallteile bis ins Zielfernrohr fortsetzt, gedämpft? Gibt es in der Zielfernrohrklemmung noch eine zusätzliche Dämpfung?

  • Als ich damals mit dem FT anfing, hatten wir dieses Thema auch schon auf dem Tisch. Ein damaliger Vereinskamerad hat ein ähnliches Teil wie Dieter5266 konstruiert, ebenfalls mit entsprechenden Linearführungen. Anfangs war das alles sehr interessant, jedoch sind diese Teile nicht von langer Lebensdauer. Eine Dauereinsatz beim FT im Freien kann man da getrost vergessen.
    Was die ZR Montage von Diana angeht, so kann ich da gar nichts gutes von berichten. Ich hatte drei Stück von den Dingen in den Fingern, die waren schon von Natur aus Krumm und hatten zur Seite sogar einen halben Millimeter Spiel. Bei einer waren sogar die Montageringe nicht einmal in der Flucht.
    Da es heute im Gegensatz zu damals eine Menge Prellschlagfester ZFs gibt, kann man getrost auf so etwas verzichten.
    Mein Fazit bei der ganzen Sache:
    Je weniger bewegliche Teile zwischen ZF und System, umso präziser die ganze Sache. Und mal ehrlich, ich habe schon manche Montage mit meiner 16 Joule HW geschrottet, aber noch kein ZF.

    Mitglied in der Selbsthilfegruppe "Anonyme Prellerschützen".


    Field-Target mit einer HW97RS im 1. DFTC2000 e.V.

  • corax:
    der Prellschlag wird durch die Linearführung entkoppelt, da die Führungsbahn keine Kraft (z.B. durch Rückstoß oder Prellschlag) in Längsachse auf die Führungswagen übertragen kann. Ohne die Federn mit entsprechend langen beidseitigen freien Wegen würde das Zielfernrohr auf den Linearwagen durch dessen Trägheit nahezu stehen bleiben (wenn man das LG genau horizontal hält), nur durch die Vorspannung in den Führungswagen würde eine sehr geringe Kraftkomponente in Richtung Rückstoß und dann in Richtung Prellschlag das ZF zuerst in die eine und dann in die andere Richtung minimal bewegen. Damit ist dann die Endposition umbestimmt. Damit das ZF immer wieder an der exakten Ausgangspositionen positioniert wird benötigt man die Federn mit Vorspannung wodurch sich wieder eine verzögerte abgefederte Bewegung Richtung Rückstoß und dann entgegengesetz durch den Prellschlag ergibt wie in meinem Video zu sehen ist.
    Vielleicht mache ich mal ein Zeitlupenvideo ohne die Federn, dazu muß ich allerdings erst noch Endanschläge fertigen, damit mir die Linearwagen nicht von der Führung flutschen (sonst reicht die Bewegungsfreiheit in Längsachse nicht).

  • Zum Thema Lebensdauer der Linearführungen:
    Korrosion:
    Da Führungswagen, Führungsschiene und Kugeln aus korrosionsbeständigem Stahl sind, sind diese Ausführungen hoch korrosions- und umweltbeständig.(aus THK Beschreibung)
    Belastung:
    dyn. Tragzahl C für zwei Wagen 4,3kN d.h. bei 430kg Last ist nach 100000m die Überlebenswahrscheinlichkeit 90%, bei 10mm pro Schuß sind das 1*10^6 Schuß (1 Million), 500 Schuß HN Green ~15€ , d.h. wenn ich 30000€ an Diabolos verballert habe, lebt das Teil zu 90% wenn mein ZF 430kg wiegen würde. Das lasse ich meine Frau besser nicht wissen. Spaß beiseite, von Seiten der Führung ist das gänzlich überdimensioniert, was aber beim FT an sonstigen schädigenden Einflüssen dazu kommt, kann ich auf Grund meiner Unerfahrenheit nicht einschätzen und werde diesen Hinweis dankenswerter Weise aufnehmen. Die Erfa zum Diana ZR bestätigt mich das mal so auszuprobieren.
    Bzgl. prellschlagfeste ZF's: Ja, wenn ich das Geld für prellschlagfeste ZF's für meine mittlerweile 3 LG's hätte, bzw. möchte ich mir eigentlich etwas günstigere ZF's dazu kaufen und das Gesparte durch diese Bastelarbeit in ein 4. LG investieren. Und das scheint zu klappen......

  • Solche Führungsschienen und Blöcke kenne ich von Arbeit und die halten ne ganze Menge aus. Laufen bei uns im Dauerbetrieb über Jahre vor und zurück. Das einzige was regelmässig gemacht wird ist mal ein bischen Schmierung auf die Schiene, damit die Lagerböcke bzw. die Kugeln im inneren geschmiert werden. Wenn sie mal im Zuge einer Reparatur (meist aber an anderer Stelle) dann mal mit getauscht werden ist nur minimal ein Verschleiß festzustellen.

    Also über die Bewegung selbst vor/ zurück wird sicher nix verschleißen. Wie sich das ganze aber durch den Prellschlag selbst also die Erschütterung auswirkt....könnte mir schon vorstellen, dass die kleinen Kugeln mal einen weg bekommen könnten auch wenn sie selbst sonst nicht verschlissen sind.

  • @dieter5266
    danke zunächst für deine ausführliche Antwort. Die Kräfte in Längsrichtung auf das Zielfernrohr - Rückstoß und das abrupte Stoppen der Rückwärtsbewegung durch den Prellschlag - sind durch deine Konstruktion mit einem Führungswagen und den Federn zu beiden Seiten sicher stark abgeschwächt. Weil ich mir so etwas nicht bauen kann, habe ich das System von Diana ein wenig umgebaut. Zunächst eine schwächere Feder eingebaut ( die serienmäßige Feder ist meiner Meinung nach für ein 7,5 J Luftgewehr viel zu stark ) und dann auf der anderen Seite eine Feder eingebaut, um die Bewegung in die andere Richtung nach der Auslenkung abzuschwächen. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass play das Diana-System ebenfalls entsprechend modifiziert hat.
    Beim Prellschlag knallt außerdem der Kolben auf das entsprechende Lager. Hier frage ich mich, ob die dadurch ausgelösten Schwingungen, Vibrationen nicht das eigentliche Übel ist, das ein Zielfernrohr auf Dauer zerstören kann. Die Verbindung von der Stelle bis zum Zielfernrohr ist komplett metallisch und fest verbunden. Ein Stimmgabeleffekt quasi.

  • Als ich damals mit dem FT anfing, hatten wir dieses Thema auch schon auf dem Tisch. Ein damaliger Vereinskamerad hat ein ähnliches Teil wie Dieter5266 konstruiert, ebenfalls mit entsprechenden Linearführungen.


    Genau :) vor etwa 10 Jahren.


    Die Linearführung befindet sich in dem Fahrradschlauch, samt vorder- und rückseitiger Druckfedern. Ich habe es auch mit Elastomerdämpfern versucht.
    Im Endeffekt, war das Teil zu hoch, zu sperrig, zu schwer und zeigte bei Hoch- bzw Tiefschüssen ein merkwürdiges Verhalten, da die Position des ZF bei Schussabgabe nicht identisch war.

    Heute befindet sich die Freilaufmontage vielleicht noch im LZPD (Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste) in Duisburg, die haben sie mir leider nicht zurückgeschickt. Es wurde nach einer Lösung für Probleme mit ZFs auf MPs gesucht und über 17 Ecken war man auf mich gestoßen.

    Gruß
    Musashi

  • Was mir dabei sehr gut gefällt ist, dass bei der Montage beidseitig eine Feder ist, bei der von Diana wird zwar der erste Schlag entkoppelt, dann läuft das Ding aber u.U. auf Block.
    Meine Idee dazu, die Federn evtl. noch durch kleine Stoßdämpfer aus dem Modellbau ersetzen, dadurch sollte das ZF auf kürzerem Wege sanft abgebremst werden.
    Aber das Wichtigste bei einer Montage ist dass die 100% Spielfrei läuft, jeder Hundertstel vervielfacht sich mit zunehmender Entfernung.

  • Mich würde mal interessieren, wieviel Spiel die Führung hat. 100% spielfrei geht ja nicht, da sonst keine Bewegung möglich wäre. Die Frage lautet also, in welchem Winkel lässt sich das Glas nach rechts und links schwenken?

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • 100% spielfrei geht ja nicht

    Doch, sogar mit Vorspannung. Ich halte davon trotzdem nichts.
    Was eigentlich das ZF beschädigt sind die hochfrequenten Schwingungen der Feder und dagegen kann das System nichts ausrichten.
    Meine 5 Cent dazu.

    Technik ohne Toleranz

  • Ich bin ja solchen Sachen sehr aufgeschlossen...aber bei zusätzlich beweglichen Teilen zwischen Gewehr und ZF hätte ich doch gerne vergleichbare Ergebinsse. Mal mit, mal ohne. Und das muß Loch in Loch sein. Damit meine ich wirklich Loch in Loch und nicht irgendwie einen ausgestanzten Kreis in der Mitte. Für nen FWB300 wär das z.B. klasse.

    Einmal editiert, zuletzt von Olja (2. April 2018 um 23:29)

  • Mich würde mal interessieren, wieviel Spiel die Führung hat. 100% spielfrei geht ja nicht, da sonst keine Bewegung möglich wäre.

    Wie Ra.We.110 schon schreibt, spielfrei geht.
    Kenne das zB von CNC Fräsmaschinen, die arbeiten auch mit einer Kugelumlauflagerung und arbeiten unter Last bis aufs Tausendstel.
    Machbar ist fast Alles, kommt halt auf den Aufwand und die Kosten drauf an.

  • Ich wollte mir das ZeroRecoil holen und schauen, ob man es ein wenig umarbeiten kann. Ich hätte gerne auf beiden Seiten eine Feder. Hat sich das schon mal jemand im Detail angesehen?

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.