Vorderlader überladen? ---> Revolver geschrottet!

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 21.304 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. April 2018 um 13:59) ist von dagger.

  • Gestern wurde bei uns ein Vorderlader geschrottet.
    Zur Vorgeschichte:
    Die Trommel wurde gereinigt.
    Er kam mit einem sauberen, geölten Vorderlader Revolver auf den Stand.
    Er hat diesen geladen und geschossen.
    Bislang war ich immer der Meinung, dass man Vorderladerwaffen nicht sprengen kann.
    Gestern wurde ich da wohl eines besseren belehrt.
    Wie kann sowas sein?
    Es ist auch keine neue Waffe.
    Hat dafür jemand eine Erklärung?
    Es wurde definitiv Schwarzpulver verwand.
    Es war keine doppelte Ladung in der Trommel aber auch wenn schon.
    Kann restliches Reinigungsöl den Schaden verursacht haben?
    Was kann eine Trommel derart aufbauchen?

    Ich brauch dazu mal kompetente Antworten!


  • Moin
    Luft in der Ladung (schlechte Verdämmung) könnte die Ursache sein.

    Als Beispiel mal eine Silvester-Rakete, der gut verdichtete (gepreßte) Raketenteil
    gibt dem "Geschoß" Schub, im Teil mit den Efekten ist die Ladung locker (mit Luft)
    untergebracht und es kommt dort zu einer schlagartigen Detonation.

    PS: Aus diesem Grund ist es auch verboten, mit normalen Vorderlader zu Böllern.

    Gruß Wolf

    Einmal editiert, zuletzt von EL LOBO (30. März 2018 um 10:07) aus folgendem Grund: Fehler berichtigt

  • Zu locker gestopft?

    Was ist das für ein Revolver?

    Wurde ein Zwischenmittel verwendet (Hartweizengrieß oder ähnliches)?

    Ist die Innenseite der Kammern einwandfrei? Ich habe schon Revolver mit millimetertiefen Gußlunkern in der Kammer gesehen...

    /edit:

    Normal kann man die Kammern bis obenhin vollstopfen und dann ohne Zwischenmittel die Kugel einpressen, das müssen die Dinger aushalten.

  • Nur Schwarzpulver und die Kugel.
    Es kann sein, dass er einen Filzplättchen dazwischen gelegt hat aber das weiß ich nicht genau.
    Ansonsten keine Zwischenmittel.

    Zum Thema Materialermüdung:
    Das war nur ein Schuss und der Hat die Aufbauchung fabriziert.
    Alle anderen Trommeln sind markellos.
    Das ist auch kein Billigteil!
    Neupreis wird bei 700 bis 900 € gelegen haben.

    Spekuliert haben wir mit Ölresten vom Reinigen in der Trommel.
    Sowas hat aber noch nie jemand gesenen.
    ...und bei uns wird viel VL geschossen.

  • Das mit den Ölresten kann ich mir nicht vorstellen
    Stimmt das Timing Trommel /Lauf?

  • Nur Schwarzpulver und die Kugel.
    Es kann sein, dass er einen Filzplättchen dazwischen gelegt hat aber das weiß ich nicht genau.
    Ansonsten keine Zwischenmittel.

    Kompetente Antwort ?
    Also bei uns wird das so gelehrt und so gemacht: Bei ausgebauter senkrecht stehender Trommel, Pulver rein, Zwischenmittel Gries rein, dann die übermaßige Kugel ohne Filz mit einer externen Ladepresse einpressen. Dabei schält sich von der Kugel ein Bleistreifen ab.
    Ich würde per Ferndiagnose sagen, das da zwischen Ladung und Kugel ein Luftraum war. Dadurch baut sich sehr schnell ein sehr hoher Druck auf.

  • Hallo,

    welche Vorgeschichte hatte der VL Revolver. Wie viele Schüsse wurden damit abgefeuert?

    Normalerweise erreicht man mit Handfeuerwaffen nicht die Lebensdauer des Materials.

    Gruß Viper1497

  • Mein erster Gedanke war auch eine nicht auf der Ladung aufsitzemde Kugel.
    Wobei das Geschoss noch nicht einmal nachlässig oder falsch in die Trommel eingepresst worden sein muß. Je nach Ladung und abhänig davon wieviele Schuß vorher aus der Trommel abgegeben worden sind, kann die Kugel einfach duch Massenträgheit in der Trommel nach vorne gerutscht sein.
    Ich meine mal von sowas im bezug auf Doppelläufige Perkusionsbüchsen gelesen zu haben.

  • Hallo,

    welches Schwarzpulver wurde verwendet?
    Es gibt viele Sorten davon.

    Es ist möglich, dass ein rasant abbrennendes Pulver verwendet wurde und zufällig ein weiterer Fehler, wie zu viel Abstand zur Kugel noch hinzukommt.

    Gruß Viper1497

  • Dazu hatte dieser Ami mit dem Lederschlapphut doch mal ein Video
    gemacht. Die Ladung wurde nicht ordnungsgemäß verpresst und
    dann gezündet. Sah genauso aus, wie bei Dir jetzt auch. Schade drum.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • Es kann sein, dass er einen Filzplättchen dazwischen gelegt hat aber das weiß ich nicht genau.
    Ansonsten keine Zwischenmittel.

    Zumindest im Bereich des DSB sind Zwischenmittel beim Revolver vorgeschrieben.
    Wenn auch nur ein Filz zwischen gelegt wurde, bleibt das ungünstig. Denn mit einem "richtigen" Zwischenmittel reguliert man die Setzhöhe der Rundkugel. Sie soll kurz unter der Trommeloberkante sitzen. Damit reduziert man den präzisionsabträglichen Freiflug der Kugel, bis diese in das Laufprofil eintreten kann. Ohne Zwischenmittel sitzt die Kugel viel zu tief.Deswegen wird oft Maisgrieß oder Kaffeesatz benutzt.
    Was die Aufbauchung der Trommelkammer betrifft, so denke ich nicht an Ölrückstände im Lauf. Das halte ich bei VL für relativ unkritisch, solange da das Öl nicht im Lauf schwimmt. Ich denke, das war eine Hohlladung, also Lufteinschluss zwischen Treibmittel und Kugel.
    Etwas exotisch wäre auch eine nicht fluchtende Trommelkammer zum Lauf, die den Kugelübergang behindert und gasdrucksteigernd wirkt. Das hätte aber durch schon früher vorkommende Bleispritzer und ggf. Schäden am Laufkonus bemerkt werden müssen.
    An zu schnelles SP im Sinne von Schweizer Nr. 1 denke ich auch nicht. Denn Erstens bewirkt die verschiedene Körnung des Pulvers nur eine moderate Veränderung der Abbrandgeschwindigkeit und Zweitens sind die ersten beiden Schweizer Pulver 1 und 2 für Kurzwaffen bestimmt.
    Einen VL zu überladen ist ebenso unwahrscheinlich. Ich kenne sogar jemanden der behauptet, dass das gar nicht geht. Die Abbrandgeschwindigkeit lässt das SP gar nicht durchzünden und dem entsprechend wird das unverbrannte SP aus dem Lauf geblasen.
    Ich bin da zwar nicht so sicher, aber eine doppelte Ladung hat mein Kentucky klaglos und ohne Schäden verdaut.
    Dennoch rate ich dringend von Experimenten ab!!

  • Wenn auch nur ein Filz zwischen gelegt wurde, bleibt das ungünstig.


    Die Abbrandgeschwindigkeit lässt das SP gar nicht durchzünden und dem entsprechend wird das unverbrannte SP aus dem Lauf geblasen.


    Ich bin da zwar nicht so sicher, aber eine doppelte Ladung hat mein Kentucky klaglos und ohne Schäden verdaut.

    Filz hat IMMER einen gewissen Lufteinschluss. In diesem Zusammenhang ist "ungünstig" noch sehr vorsichtig gewählt.

    Zum Teil ist es richtig, daß unverbranntes SP ausgeblasen wird, aber da kommt es auch auf die Lauflänge an. Bei einem Revolver ist das aber zu vernachlässigen. Die kann man mit SP nicht überladen.

    Eine Kentucky bekommst Du nicht klein. :D Das ist ein Arbeitstier. Eine Kavalleriekanone mit Handgriff. Ich habe schon gehört, daß man eine LePage ins Nirvana geschickt hat, aber eine Kentucky verträgt auch die (NICHT NACHMACHEN!!!) doppelte Ladung. Sie ist dann nicht unbedingt stärker aber sie macht mehr Feuer und Rauch. Ist also nur verschwendetes Geld und die Kugel verzieht, da sie nach dem Laufaustritt noch mal einen falschen Schubs bekommt.

    Laut Beschreibung muß es also Luft gewesen sein. Für VL-Revolver, wie z.B. den Navi, nutze ich grundsätzlich Grieß oder besser noch Kaffeesatz. Das dichtet absolut und nahezu luftleer. Mal davon abgesehen, daß man bei Fehlern eine neue Trommel braucht, welche dann nicht mehr nummerngleich ist, ist das ein nicht unerhebliches Risiko für umstehende Zuschauer und die eigene Hand.

    Man kann durch guten Rat lernen. Das ist der sichere Weg.
    Man kann durch Nachahmung lernen. Das ist der riskante Weg.
    Man kann durch Fehler lernen. Das ist der schmerzhafte Weg.
    ...den dieser Schütze gegangen ist.
    Ich hoffe, er lernt daraus.

    Gruß, Ralf
    Alt, aber bewaffnet. :thumbsup:

    Orbis non sufficit quod Omnia tempus habent.

  • PS: Aus diesem Grund ist es auch verboten, mit normalen Vorderlader zu Böllern.

    Gruß Wolf

    Das ist so nicht richtig, gibt es auch keinen Grund für, die Teile sind technisch identisch, nur mit anderem Stempel. Hierzu gibt es ein Dokument vom Innerministerium, welches das Böllern mit Vorderladerwaffen erlaubt. Die Problematik des Führens ist natürlich eine andere, aber zulässig ist das. Hier das Dokument des BMI.
    Da wird viel Unsinn erzählt, schön es schwarz auf weiss zu haben.
    Bis dann,

    Markus

    malum pro malo

  • Hier das Dokument des BMI.Da wird viel Unsinn erzählt, schön es schwarz auf weiss zu haben.

    Jeder ist seines (Un)Glückes Schmied ... :whistling:

    Wir unterhalten uns hier gerade über sog. Luftschläge bei VL-Waffen und die Folgen.
    Du darfst selbstverständlich in deine Le Page (nur als Bsp.) so wie es beim Böllern üblich ist,
    einen Kaffeelöffel Sp. einfüllen, vorn einen Korken einschlagen und abdrücken,
    wenn du danach nur noch den Griff in der Hand hast, kannst du ja noch einmal das og. Dokument
    durchlesen, zB den Hinweis im letzten Absatz, wo etwas über Eigenverantwortung steht.

    Gruß Wolf