Die ideale Führwaffe?!? - Kriterien mal aufgedröselt ...

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 6.627 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Januar 2018 um 20:07) ist von FlashBang.

  • Die Frage nach der idealen Führwaffe in Sachen Selbstverteidigung taucht ja immer wieder mal auf, meist gibt es Antworten, die durchaus stark von persönlichen Vorlieben geprägt sind, auch wenn solche subjektiven Kriterien nicht immer allgemeingültig sind.

    Um einmal ein Beispiel zu bringen: die H&K P8 ist mir deutlich lieber als eines der diversen Glöckchen - eben wegen der zusätzlichen Sicherung. Warum? Weil ich - wen im Schlafsack die fertiggeladene Waffe liegt, einfach eine zweite Bewegung vor dem Brechen des Schusses durchaus beruhigend finde ...

    Aber, um bei den SSW zu bleiben: warum nicht mal die einzelnen Aspekte separat betrachten und schauen, was zum Schluss dabei heraus kommt. Das darf durchaus kontrovers betrachtet werden, denn jeder hat eben seine eigenen Präferenzen.

    1.) Abzugsystem SAO - SA/DA - DAO

    Single Action Only: für die SV eigentlich denkbar ungünstig, denn bei einem Versager (sollte nicht, kann aber passieren) ist entweder durchladen oder ein zusätzliches Spannen des Hahns angesagt. In einer Notwehrsituation sicher nicht der ideale Ablauf. Beispiele: ISSC M22, Zoraki 906

    Single Action/Double Action: jepp, schön niedriges Abzugsgewicht, wenn es nicht rummst, einfach erst mal weiter den Finger krumm machen - funktioniert in den meisten Fällen. Beispiele: RG 96, P22(Q)

    Double Action Only: funktioniert auch gut - ist halt Training für den Finger, aber ebenso einfach zu handhaben wie SA/DA ... Beispiele: fehlen mir grade irgendwie ...

    Fazit: eine Waffe mit SAO-Abzugssystem ist für die SV deutlich weniger geeignet.

    2.) manuelle Sicherungen (ohne interne Sicherungen)

    Sicherungen und Sicherungssysteme gibt es wie Sand am Meer. Das vermutlich einfachste ist die Walzensicherung ...

    Walzensicherung: der Hammer kommt einfach nicht an den Schlagbolzen, solange die Waffe gesichert ist. Einfach, aber effektiv. Beispiel P22(Q)

    Abzugsicherung: in gesichertem Zustand lässt sich der Abzug nicht betätigen bzw. ist entkoppelt vom Hahn. Beispiele RG 96, M22, Zoraki 906

    Züngel am Abzug: muss mit dem Abzug betätigt werden, sonst blockiert der Abzug. Ja, aber ... um den Abzug ist regelmäßig ein Bügel, der danach schreit, daß der Finger sich zuerst hinein begibt, um den Abzug zu betätigen. Beispiele: M22, PPQ - bei der Gelegenheit: der Abzug der M22 ist eigentlich eine Katastrophe, der will ins Gelenk und nicht mit der Fingerkuppe bedient werden ... subjektive Meinung :)

    Entspannhebel/-drücker: eigentlich keine Sicherung, sondern nur ein Wahlhebel von SA zu DA ...

    Sicherheitsrast: ist a) keine Sicherung, b) hieß sie auch mal Laderast und c) soll eigentlich bei Waffen mit außen liegendem Hahn verhindern, dass beim Spannen des Hahns im Falle des Abrutschen ein Schuss bricht (wäre doof für den Daumen hinter dem Verschluss). Deswegen ist bei Waffen ohne außen liegendem Hahn eine Sicherheitsrast schon nicht zu finden. Einziger echter Vorteil: eine Waffe mit Sicherheitsrast lässt sich fertiggeladen und entsichert führen, falls die Waffe keinen Trägheitsschlagbolzen hat, da ansonsten eine mechanische Einwirkung auf den Hahn einen Schuss auslösen könnte. Beispiele für die Sicherheitsrast: M22, RG 96, 906, für den Trägheitsschlagbolzen: M22

    Fazit: die Walzensicherung ist einfach und schützt auch davor, dass sich ein Schuss löst, wenn die Waffe auf den Hahn fällt. Wer seine Waffe fertiggeladen und entsichert führen will (wobei die Notwendigkeit hierzu m.E. hierzulande durchaus kritisch zu sehen ist), braucht einen Trägheitsschlagbolzen oder eine Sicherheitsrast.

    3.) Trommel oder Magazin

    Die Trommel des Revolvers hat einen deutlichen Vorteil: einfach noch einmal abkrümmen, und die nächste Patrone wird abgefeuert. Keine Notwendigkeit zum Durchladen im Störungsfall. Sie hat zwei deutlichen Nachteile: bei fünf oder sechs Schuss ist Schluss und Nachladen dauert länger als ein Magazinwechsel. Banal gesagt: eine P8 mit zwei Magazinen ersetzt fünf-sechs Revolver ...

    Magazine erhöhen die verfügbare Munitionskapazität deutlich, aber im Störungsfall ist nicht damit getan, einfach noch einmal abzukrümmen.

    Fazit: steht und fällt mit der Zuverlässigkeit der Munition. Bei einer scharfen Waffe würde ich persönlich mir da keine Gedanken machen und mich immer für die Pistole entscheiden. Bei SSW und der teilweise durchaus gegebenen Munitionsfühligkeit ist es aber doch ein Argument. Wenn man eine Kombination Waffe/Munition gefunden hat, die störungsfrei arbeitet, dann spricht nichts gegen die Pistole.

    4.) Handhabungssicherheit

    Mal ganz banal formuliert, drücke ich meiner deutlich besseren Hälfte nur eine Waffe in die Hand, die handhabungssicher ist. Sprich die keine "Tricks" erfordert. Hausaufgabe 1: man entspanne die Waffe in fertiggeladenem Zustand. Beim Revolver: Hahn festhalten, Abzug betätigen, Hahn ein wenig nach vorne führen, Abzug loslassen, Hahn ganz nach vorne führen. Hui, kann in Situationen, die nicht von Ruhe und Zeit geprägt sind, zum Tinnitus führen. Eine Waffe, die sich beim Sichern automatisch entspannt, ist da schon sympathischer (RG 96, M22). Eine Waffe, die ich in gesichertem Zustand entspannen kann, geht auch noch (P22). Eine Waffe, die ich dazu entsichern und dann den Abzug betätigen muss, ist durchaus grenzwertig (906 oder Revolver). Eine Waffe, bei der ich von vorne bis hinten tricksen muss, ist da eindeutig suboptimal (z.B. Zoraki 917)

    Fazit: je weniger "getrickst" oder "gebastelt" werden muss, desto besser.

    5.) Revolver

    ja, passen nur bedingt in die o.a. Punkte. Keine Sicherung neben dem Transfer bar, begrenzte Munitionskapazität, aber bei Störungen einfach mal überlegen. Ist im Zweifel auch eine Glaubensfrage ...

    Fazit: Hmm, kann ich nur subjektiv beantworten - Revolver sind nett, aber wenn es darauf ankommt, bleibe ich bei der Pistole.

    6.) Größe

    Na ja, zwischen der Zoraki 906 und der RG 96 liegen Welten. Die Zoraki würde ich im Zweifel in der kleinen Uhrentasche der Jeans unterbringen, meine deutlich bessere Hälfte würde die RG 96 im Rucksack oder Trolley unterbringen :D

    Fazit: Größe ist relativ ...

    Zusammenfassung:

    DIE ideale Führwaffe/Waffe für die Selbstverteidigung gibt es nicht. Es gibt eine Reihe von Gründen, die für oder gegen eine bestimmte Waffe sprechen, aber keiner ist so durchschlagend, dass es zum unschlagbaren Argument wird.

    Für mich (sehr subjektiv, zugegeben) sind aus dem Bereich der SSW die RG 96 und die P22(Q) die Beispiele für sicher und einfach zu handhabende Waffen. Die RG 96 ist sicher keine Pistole für das verdeckte Führen bei zart gebauten Personen, die P22 ist da deutlich kompakter.

    Aber vielleicht lässt sich dieser Thread ja dahingehend ausbauen, weitere Kriterien zu sammeln und zu bewerten, um den Bauplan der idealen Waffe zu erstellen ...

    RG 59, RG 96, PPQ M2, P22, R1, 917, 906, M22 u.v.a.


  • Zusammenfassung:

    DIE ideale Führwaffe/Waffe für die Selbstverteidigung gibt es nicht. Es gibt eine Reihe von Gründen, die für oder gegen eine bestimmte Waffe sprechen, aber keiner ist so durchschlagend, dass es zum unschlagbaren Argument wird.

    ... Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt!

  • Deja Vu. 8o Erneuter Versuch das Rad zu erfinden. ;(
    Und den Bauplan schicken wir dann an welche Adresse ? ? ? 8)

  • Stimmt es das die 9mmR Kartuschen auf 250 bar begrenzt sind und die 9mm PA auf 400bar (8mmPA =450bar)?
    Das gilt dann wohl auch fuer Pfeffer und CS - waere IMHO wohl nochmals ein Nachteil fuer die Revolver.
    Ich behalte wohl besser meine RG800 falls ich mal ne SV Waffe benoetige...

  • "Kriterien mal aufgedröselt"

    Offenbar soll eine Entscheidung nicht aus dem hohlen Bauch heraus getroffen werden. Gut so!
    Suche evtl. nach weiteren Entscheidungskriterien, überlege eine für Dich passende Gewichtung und wikipediere mal Entscheidungsmatrix.

    Vorlagen lassen sich nullkommanichts anpassen.

  • Ganz gut zusammengefasst. Bei der Wahl der Waffe denke ich spielen persönliche Vorlieben eine große Rolle, aber egal was man nimmt, man muss mit ihr umzugehen wissen, gerade im Hinblick auf Störungen. Ob SA oder DA bei einer Pistole ist bei einem Zündaussetzer eh wurscht, da man lernen muss den Verschluß schnell zurückzuziehen, was wohl im Übrigen auch bei Leuten, die beruflich damit hantieren in Stresssituationen das einzige ist, was man dann noch hinbekommt. Die Waffe muss zuverlässig mit der verwendeten Kartusche funktionieren, und da kann es auch Unterschiede in den Chargen geben. Also testen.

    Größe, kann auch wichtig sein ob man im Winter oder Sommer damit unterwegs sein will. Man muss sie unterbringen und schnell ziehen können.

    Aber was ich persönlich sehr wichtig finde ist, dass vorne auch ordentlich was vom Wirkstoff rauskommt, denn neuerdings immer mehr dichtgepfrofte Läufe lassen vielleicht nicht mehr soviel durch, im eigenen Umfeld brauche ich den Wirkstoff nicht....

    Umgang, Pflege, Testen, jeder Handgriff muss sitzen. Nur ne Knarre dabei zu haben reicht nicht, man muss sich schon mit ihr beschäftigen. Sprays oder ne gute 100m Zeit können dem mit Waffen Ungeübten eher behilflich sein.

    Auf der ganzen Welt gibt es nichts schwächeres als Wasser. Doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt, kommt ihm nichts gleich.

    Tao Te King
    Taoistisches Weisheitsbuch

  • Kartuschen auf 250 bar begrenzt. . . waere IMHO wohl nochmals ein Nachteil fuer die Revolver

    Nein, da das Prüfverfahren für Revolverkartuschen sich völlig von dem der PAK unterscheidet.
    So wird z.B. bei der RK-Testung ein Luftspalt von 1,5mm angenommen.
    Pi x Daumen schenkt sich da nichts . . . 8) Steht auf knapp 200 Seiten im Beschussgesetz und in der Beschussverordnung

  • Danke, Schrotty. Das war auch mein Gedanke. Was vorne aus der Mündung bei PAK und RK raus kommt, wird sich kaum unterscheiden.

    Jedenfalls wumst mein kleiner RK-Twinny nicht weniger wild als meine PAK-Z914.

  • Eine Marktübersicht-Tabelle, in der für die wichtigsten Modelle diese äußerlich-funktionellen Merkmale gegenübergestellt werden, wäre echt mal ein gutes Werk!

    Single Action/Double Action: jepp, schön niedriges Abzugsgewicht, wenn es nicht rummst, einfach erst mal weiter den Finger krumm machen - funktioniert in den meisten Fällen. Beispiele: RG 96, P22(Q)


    Den Satz verstehe ich nicht -- wenn es bei einer Pistole "nicht rummst", kommst du doch praktisch nie weiter, indem du es einfach nochmal versuchst. Du musst praktisch immer zuerst repetieren.

  • Den Satz verstehe ich nicht -- wenn es bei einer Pistole "nicht rummst", kommst du doch praktisch nie weiter, indem du es einfach nochmal versuchst. Du musst praktisch immer zuerst repetieren.

    "Praktisch immer" stimmt so nicht... Nicht selten kann es sein, dass Zündhütchen doppelt/mehrmals abgeschlagen werden müssen bis sie zünden! Das kann mehrere Gründe haben: Zündhütchen selbst (zu hart z.B.) oder der SchlaBo (defekt, verdreckt, etc.)

  • Die ideale Pistole zum führen gibt es tatsächlich nicht.
    Die RG800 / RG100 und die RG9 / RG90 waren de facto aber schon sehr nahe dran.
    - zuverlässig
    - klein
    - Double Action
    - Sicherheitsrast
    Damit sind sie fertiggeladen, entspannt und entsichert im Holster sehr sicher führbar.
    Einzig beim Kaliber hakt es aufgrund der mangelnden Abwehrmunition in 8mm k und .315. Hier wäre 9mm PA wünschenswert.

    Die RG88 als nächstgrößeres Schwestermodell hat von Röhm warum auch immer keinen Sicherheitsrast spendiert bekommen, was sie in meinen Augen disqualifiziert.

    Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. (Albert Einstein) 
    Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt. (Albert Einstein)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bad.Boy (11. Januar 2018 um 17:57)

  • Stimmt.
    Habe die RG800 vor der Einfuehrung des KWS gelegentlich gefuehrt, mit Poly-Inneholster sehr bequem zu tragen.
    Habe sie an Silvester nach sehr langer Zeit wieder mal getestet und siehe da: funktionierte nicht richtig mit Fiocci (neue Munition)...war sehr ueberrascht da ich mich von frueher an keine Fehlfunktion erinnern kann. Die 414 PTB sollte IMHO auch mit der 450bar Muni klarkommen, werde jetzt mal Codex bestellen und nochmals testen.

    Einmal editiert, zuletzt von JS-Pyropath (11. Januar 2018 um 18:15)

  • Double Action Only: funktioniert auch gut ... Beispiele: fehlen mir grade irgendwie ...

    Oh Unwissender, ich helf dir Mal -> GECO P217 (Made by Erma) -> The One and Only . . . . 8)

  • Danke, Schrotty. Das war auch mein Gedanke.

    Aber den Unsinn vom Pyromanen erst mal liken und erweitern - bin schwer erschüttert.
    Ts, ts, ts - das kannst du nie wieder gutmachen . . .. :D8)

  • Die RG88 als nächstgrößeres Schwestermodell hat von Röhm warum auch immer keinen Sicherheitsrast spendiert bekommen, was sie in meinen Augen disqualifiziert.

    Warum, wenn ich mal fragen darf ? Wer nicht in der Lage ist, die Walzensicherung beim Ziehen zu entsichern, braucht eh keine Plempe mit einstecken. Dieses Thema Sicherheitsrast bei nicht scharfen Waffen ist doch langsam lächerlich.
    Davon abgesehn wer paranoid ist und das braucht, darf sie sich gerne selbst nachrüsten.

    Die RG 88 hat einen ganz anderen Schwachpunkt, und das ist der Magazinauslöseknopf. Der muß definitiv runtergeschliffen werden, denn er steht im Original über den Griffschalen und wird dann versehentlich ausgelöst. Aber auch das ist leicht machbar.

    Wenn diese Schritte erledigt sind, finde ich die RG 88 eine Top-"Führwaffe". Zuverlässig, klein, angenehme Haptik und passt in jede Hosentasche, ohne zu pummelig zu sein. Schlankes Modell eben :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Olja (11. Januar 2018 um 20:03)