Minox ZE 5i 5-25x56 SF #4

  • Minox ZE 5i 5-25x56 SF #4

    Dieses ZF stellt preislich die Mittelklasse dar und kostet(e) Listenpreis 1199 €. Da für Anfang 2018 die Nachfolgeserie ZE5.2 angekündigt ist, wird das ZF ZE 5i noch bei wenigen Händlern offenbar abverkauft. Ich habe es für 898 € bekommen. Der Nachfolger ist bei Akah im neuen Katalog mit 1399 € (ohne Schiene) gelistet.
    Die ZE-Baureihe ist nicht mit der günstigeren ZX-Baureihe zu verwechseln. Der Beschreibung nach, werden in der ZE-Reihe u.a. anders beschichtete Gläser verwendet. Möglichweise ist das analog zu der „HD“ Bezeichnung anderer hochpreisiger Optikhersteller zu sehen.
    Ich hatte auf meiner kleinen CZ-Büchse im Kal. .17 HMR ein ZF 6-24x50 der Marke Ritter montiert. Sicher mit 150 € ein günstiges Glas aus Fernost, aber dennoch grundsätzlich nicht schlecht. Aber wenn das Wetter und das Licht schlechter werden, merkt man doch die Nachteile günstiger Optiken. Ab etwa 18-fache Vergrößerung wird es zappenduster. Weiterhin ist mir auch gleich aufgefallen, dass ich fallenden Regen durch meinem Leica Fernglas, wie auch beim Zeiss Victory V8 ZF (2,8-20x56), welches ich auf meiner Sako 85 habe, problemlos sehen kann. Beim Ritter wird das Bild einfach nur diffus und Feinheiten gehen verloren. Beide Nachteile des Ritter ZF fallen dem Sportschützen auf beleuchteter Scheibe in 100 m aber nicht sonderlich auf.

    Minox:
    Der Hersteller Minox ist mir schon seit Beginn meiner Jagdausbildung bekannt. Ich habe ein Pirsch-Fernglas 8x32 erworben, was mir immer noch sehr gut gefällt. Damalige Testberichte bestätigten meinen positiven Eindruck. Anfangs ordnete ich diesen Hersteller in Fernost ein, aber Minox ist ein Deutscher Hersteller mit Firmensitz in Wetzlar.
    5-25 –facher Zoom ist schon heftig, war aber für eine weit hinlangende Büchse auf kleine Ziele für mich wichtig, auch wenn bei hohen Vergrößerungen grundsätzlich Licht verloren geht. Daher wollte ich ein schon hochwertiges Glas haben, auch weil Auflösung und Schärfe besser sind, als übliche Optiken aus Fernost. Minox wirbt mit Deutscher Herstellung und da erwarte ich auch deutlich mehr.
    Die bei hoch vergrößernden Zoomoptiken nötige Parallaxeneinstellung sollte an der Seite einstellbar sein. Mildotabsehen finde ich für die Jagd ungünstig, daher das übliche Absehen 4. Aber bitte beleuchtet und das nur als dezenter Leuchtpunkt im Zentrum. Die komplett beleuchteten Absehen halte ich für jagdlich unbrauchbar.
    Erstes Auspacken, schon kleine Enttäuschung. Nicht einmal einen billigen Bikini zum Schutz der Optik dabei. Erst nach Durchlesen der Garantiekarte kam die Erleuchtung. Minox verspricht 30 Jahre Garantie und bei Registrierung ein zwischen Bikini oder Neoprencover wählbares Geschenk. Na also. Ich werde die Schutzhülle wählen.

    Mechanisches:
    Die Einstellltürme sind mit Schraubkappen versehen. Keine Gummidichtung sicht- oder fühlbar. Einstellungen rasten sehr deutlich, Einstellrad nullbar. Verstellung 10 mm/100 m pro Klick. Parallaxeneinstellung ist schön leichtgängig, wie auch die Absehenbeleuchtung. Dichtung in der Kappe zum Batteriefach. Beides auf einer Achse links. Parallaxeneinstellung hat keine Scala, nur zunehmender Balken und Unendlichzeichen. Beleuchtung ist stufenlos, aber Scala von 0-11. Zoomeinstellung ist dafür sehr stramm. Gummiring am Okular, könnte helfen den berüchtigten „Magnumkiss“ etwas mildern. Bei meiner .17 HMR mit Sicherheit nicht zu erwarten.
    Noch eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen. Die Beschichtung des gesamten ZF ist nicht so mattschwarz, wie man es von vielen ZF kennt, sondern eher seidenmatt. Das passt gut zu den meist glänzenden Brünierungen heutiger Jagdwaffen. Das Objektiv ziert ein silbrig-grauer Ring mit „Made in Germany“ Schriftzug. Damit will Minox wohl die gehobene Baureihe auch sichtbar abgrenzen, denn dieser Ring hat die ZX-Reihe nicht.
    Minox hat dieses ZF auch wahlweise mit Z-Schiene. Ansonsten problemlose Montage. Der Tubusdurchmesser beträgt übliche 30 mm. Bei meiner CZ passt eine einfache 11 mm Montage. Die tiefe Version dieser Montage lässt idealerweise rund 3 mm Platz zwischen Objektiv und Lauf. An der Montage werden bei diesem fast rückschlagfreien Minikaliber keine besonderen Anforderungen gestellt, so dass ich das ZF auch nicht in den Ringen verkleben werde. Es ist aber ein ganz schöner Trumm auf dem kleinen Gewehrchen.

    Absehen und Beleuchtung:
    Das Absehen gibt es in mehreren wählbaren Varianten, wenn auch nicht die reichhaltige Auswahl der großen Marken. Ich mag die teilweise komplizierten Absehen nicht, die meist nur mehr verwirren als nutzen. Daher ist es nun das übliche Absehen 4 mit Leuchtpunkt geworden. Bei jagdlicher Verwendung macht man damit keinen Fehler.
    Prinzipiell kennen wir übliche Absehenbeleuchtungen, aber bei diesem ZF sind gleich 3 Besonderheiten. Es ist stufenlos verstellbar, schaltet sich selbsttätig bei senkrechter Waffe oder nach 3 Std ab. Eine Ersatzbatterie ist im Halter. Auch praktisch – man schraubt einfach die Kappe ab und dreht den Batteriehalter, der beide CR 2032 hält, um. Dann wird die 2. Batterie verwendet.
    Die Helligkeit ist richtig und so, wie ich es mag. Bei maximaler Helligkeitseinstellung sieht man den Leuchtpunkt bei Tageslicht gerade noch, bei Dunkelheit überstrahlt er nicht, wie auch die kleinste Einstellung dann gerade sichtbar wird. Erst bei völliger Dunkelheit erkennt man bei maximaler Helligkeitseinstellung einen roten Saum der LED im Tubus. Der Leuchtpunkt selbst ist klein und scharf. Das Absehen liegt in der 2. Bildebene und verändert seine Größe also nicht mit dem Zoom. Für meinen Zweck wäre mir das Absehen in der 1. Bildebene lieber gewesen, aber das ist diesem ZF nicht anzulasten. Wie genau die gesamte Mechanik im Bezug zur Treffpunktveränderung funktioniert, werde ich vielleicht noch austesten. Aber eine mögliche Treffpunktverlagerung mit der Zoomeinstellung ist nebensächlich, denn meistens wird in der höchsten Zoomstufe geschossen und darauf werde ich die Optik auch einstellen.

    Bildeindruck:
    Ich kann leider keine Fotos durch die Optik liefern. Das ist für mich nur schwer machbar und mangels reproduzierender Möglichkeiten halte ich das auch für wenig aussagekräftig, bzw. vergleichbar.
    Daher nun mein subjektiver Eindruck, natürlich im Vergleich zum günstigen Ritter ZF, wie auch mein Zeiss Victory V8 bemüht.
    Der Bildeindruck zum Ritter ist schon frappierend. Zum Zeiss ergibt sich ein vielleicht gerade noch sichtbarer Unterschied. Das beleuchtete Absehen vom Zeiss ist noch einen Tick feiner, während das Absehen insgesamt beim Minox dünner gezeichnet ist. Da möchte ich aber weder als Vor- oder Nachteil werten. Der hier schauerartige, momentan vorherrschende Regen zeigt es wieder. Im Zeiss und im Minox deutlich zu sehen, im Ritter nicht, wie auch das Bild deutlich dunkler ist. Das dürfte an der geringeren Auflösung und Detailtreue der Optik liegen. Verglichen bei etwa 6-fach eingestelltem Zoom an allen Optiken.
    Auch mit der kommenden Dämmerung habe ich nun die drei Gläser verglichen. Meine Frau erkennt zwischen dem Zeiss und dem Minox keinen Unterschied. Ich halte das Zeiss in Nuancen für besser. Aufgefallen ist mir aber der bessere Leuchtpunkt beim Zeiss. Es gibt einfach kein rotes Licht im Tubus. Beim Minox ist es bei voller Helligkeit und insbesondere schrägem Einblick sichtbar.
    Das Ritter-ZF ist deutlich schlechter und um zwei Stufen dunkler. Alle verglichen bei 20-facher Vergrößerung. Bei 24-facher Einstellung wird das Ritter gegenüber dem Minox nochmals deutlich dunkler. Das Zeiss kann „nur“ 20-fach. Dem Ritter mag noch den kleineren 50 mm Objektivdurchmesser als Nachteil gereicht werden. Dennoch müssen auch die völlig anderen Preisregionen dieser Optiken berücksichtigt werden.
    Die Angaben in den technischen Daten von Minox lassen Transmissionsrate vermissen. Die für Freizeitschützen durchaus wichtige Naheinstellgrenze ist nur mit 50 m angegeben, ohne jedoch die Zoomstufe zu nennen. Eigentlich wollte ich noch die Naheinstellgrenze ausmessen, aber dieser Wert ist für jagdliche Zwecke weitgehend uninteressant und für die Eignung auf dem Druckluftgewehr ohnehin zu hoch. Damit ist das ZF für ein LG uninteressant, weil zum einen die angegebenen 50 m viel zu weit sind und Minox auch keine Eignung zur Prellschlagfestigkeit macht. Aber eine sportliche Nutzung mit „scharfen“ Waffen steht nichts im Wege, weil diese üblicherweise auch erst ab 100 m geschossen werden.

    Fazit:
    Mich hat mich den Kauf gefreut und meine Erwartungen voll erfüllt. Ich denke auch, dass ich mit meinen bisherigen Erfahrungen ich dieses ZF in der Qualität durchaus der Spitzengruppe zuordnen kann. Besser geht natürlich immer, aber die Stufungen werden im High-End Bereich sehr fein. In diesen Regionen dürften die optischen Unterschiede mit Alltagsaugen kaum sichtbar, bestenfalls aufwändig messbar sein. Mich stört eigentlich nur der sehr schwergängige Zoomeinstellring. Für ein 500 € Gewehrchen macht ein 3 k€ Glas auch wenig Sinn, insbesondere wenn die optische Qualität sich nur um Nuancen verbessern lässt.
    Für LG-Schützen dürfte das ZF wenig interessant sein. Zu weite Nahgrenze und Minox macht keine Angaben bezüglich Prellschlagfestigkeit und Eignung auf Druckluftwaffen. Für ein Freizeitgewehr zum Plinken im Garten auch wohl zu teuer. Für Jäger und Sportschützen mit Ansprüchen auf weiten Schuss hingegen, scheint es mir ideal und auch im Preis völlig angemessen, auch wenn die Dämmerungseigenschaften gegenüber ZF in der üblichen 3-12-fach Klasse schlechter sein dürften. Aber das liegt in der Natur der Optik und ist beim ZF nicht zu ändern.
    Ich werde die Montage noch gegen gekröpfte Montageringe tauschen. Mir ist das ZF um vielleicht um die 20 mm zu weit hinten. Man kann sehen, dass nach vorne kein Spielraum mehr frei ist, auch weil das Minox komfortable 10 cm Augenabstand hat. Eine Kröpfung des vorderen Ringes erledigt das kleine Problem.

    Nachtrag:
    Da die Büchse vornehmlich im Liegendanschlag verwendet wird, war mir das ZF zu weit nach hinten. Das auch, weil der Augenabstand mit ca. 10 cm recht groß ist. Nun habe ich eine gekröpfte Montage von Hawke bekommen, die dem ZF Verstellspielraum nach vorne schafft. Leider ist diese Montage auch etwa 4 mm höher, so dass nun 6,8 mm Luft zwischen Objektiv und Lauf bleiben. Etwas tiefer wäre schöner, aber ich habe keine andere Montage bekommen.
    Die Montage selbst macht einen sehr guten Eindruck. Alle Kanten gerundet und sauber verarbeitet. Der gerade Teil hat eine Madenschraube als Stopstift. Es gibt noch weitere gekröpfte Montagen dieses Herstellers mit etwa doppelt so langer Kröpfung, sowie die Ringmaße 1" und 30 mm, sowie für 11/13 mm Prismenschine, wie auch für Picatinny. Insgesamt scheint das Angebot für gekröpfte Montagen aber recht überschaubar zu sein. Die von mir georderte Montage kostet Listenpreis knapp 40 €, bei Benke-Sport 32,90 €.


    Einmal editiert, zuletzt von Floppyk (24. November 2017 um 11:08)