Ungarische Spezialität: Waffen von Bartal – Teil 1

  • Vorwort, rechtlicher Hintergrund

    Als allererstes möchte ich mich im Voraus für das schwache Deutsch entschuldigen, leider habe ich sehr wenig Gelegenheit meine Deutschkentnisse auf „aktuellem Stand“ zu halten. Hoffentlich kann ich meine Fehler aber mit interessantem Inhalt ausgleichen..

    Ich bin mir ziemlich sicher, daß nur wenige von euch mit den ungarischen Waffengesetzen vertraut sind. Im Wesentlichen gleicht unser System dem der deutschen, d.h. Luftwaffen sind nur bis 7,5J frei (ab 18 Jahren), Feuerwaffen kann man sich quasi nur für Sport und Jagd Zwecke ins braune Buch einführen lassen (vorausgesetzt, man kann die bürokratischen Hürden überwinden). Hobbyschützen, die mit „richtigen Waffen” schießen möchten, müssen sich also entscheiden, ob sie Sportschützen, oder Jäger sein wollen. Zum Glück sind aber alle Vorderlader Waffen ab 18 Jahren frei erwerblich. Schwarzpulver und Zündhütchen (oder Kapseln) darf man leider nicht erwerben und besitzen, diese Utensilien bekommt man nur am Schießplatz.

    Wie es aussieht, können sich also die „schießwütigen” Ungarn und Ungarinnen nur an schwachen „Spuckrohren” (Luftwaffen bis 7,5J) ausleben – oder? „Was nicht verboten ist, das darf man!” – dachten sich einige Büchsenmacher in Ungarn. Einer von ihnen ist Béla Bartal, wer die gegebene rechtliche Grauzone ausnutzt, und solche frei erwerblichen Waffen (kurz und lang) baut, die einen .22-er Diabolo mit cca. 20-30J Energie (V0) aus dem Lauf schießen können.

    Die Bartal Pistolen und Gewehre sind im rechtlichen Sinne gesehen einschüssige „Vorderlader”. Diese Waffen werden aber nicht nach klassischer Methode geladen (also von der Laufmündung her), sondern funktionieren ein bischen anders: in den ausschwenkbaren Patronenblock, der sich zwischen Feuerwall und Lauf befindet, kommt von vorne das (Projektil, Diabolo), und von hinten die 6 mm Flobert Knallpatrone rein. Da Patrone und Luftgewehr-Munition frei erwerblich sind, kann man auch schießen. Eigentlich gelten hier die selben Regeln, wie bei den Luftwaffen: man darf auf eigenem Grundstück (oder noch besser: im Keller) schießen, sofern die Nichts und Niemanden gefährden. Klar, 20-30J sind kein Kinderspiel, und deshalb muss man sehr umsichtig und vorsichtig sein.

    Die Pistole

    Die Pistolen und die Gewehre sind momentan in drei Kalibern erhältlich: .22 (5,5 mm), .25 (6,35 mm) und 7 mm. Die 7 mm Version ist nicht besonders beliebt, da die Geschosse selbst gegossen werden müssen (der Hersteller bietet zwar zwei verschiedene Gussformen an – Rundball und „Minié” -, aber es ist halt extra Arbeit, und nicht jeder hat die Möglichkeit, oder das Handgeschick, um die Geschosse selber herzustellen). Am weitesten verbreitet sind die .22-er, da Luftgewehr-Munition in diesem Kaliber „überall” erhältlich ist.

    Die Pistolen werden mit entweder standard oder ergonomischen Griffen angeboten: Linkshänder haben leider Pech, diese bequemen Holzteile gibt es nur für Rechtshänder. Alle Pistolengriffe sind gekerbt, was die Handhabung noch bequemer macht.

    Die Waffen tragen die CIP und Kaliber Stempelung sowohl auf dem Lauf, wie auf dem Patronenblock. Die .22-er Pistolen können mit 0,1 Gramm Schwarzpulver befüllt werden (0,5 Gramm für die .25-er, 0,7 Gramm für die 7 mm Version), aber bis jetzt habe ich sie immer nur mit den Knallpatronen benutzt.

    Alle Bartal Waffen werden aus Eisen und Hartholz gebaut, nichts ist aus Spiater oder Plastik gefertigt. Die Pistolen haben die üblichen Bauteile: Lauf (gezogener Lauf mit Ummantelung aus Aluminium), Gehäuse (Rahmen), Patronenblock, Hahn (mit sicherer Halbstellung), Griffstück mit Holzgriffen (bestehend aus zwei zusammengeklebten Halbschalen), Abzug, Korn und Kimme (beide verstellbar).

    Wie bereits oben angesprochen, zum Laden der Waffe muss der Patronenblock zuerst nach Rechts herausgeschwenkt werden. Der Block wird mit zwei Stiften und einem Magnet (beim .25-er wurde der Magnet weggelassen) an seinem Platz gehalten. Zuerst muss man den Hahn in seine Halbstellung ziehen, dann kann das Teil herausgenommen werden. Ist der Patronenblock frei, kann man mit dem Ladervorgang fortfahren: von vorne wird das Geschoss in die Bohrung geschoben (eingeführt wird mit der Hand, dann wird das Geschoss mit einem Metallstift bis zum Ende der Bohrung geschoben), dann kommt von hinten die 6 mm Flobert-Patrone rein. Der geladene Patronenblock kann dann wieder an seinen Platz geschwenkt werden. Dazu richte man zuerst die kleine Bohrung an der Vorderseite des Blocks an den Stift, den man hinten, am Lauf findet. An drei Seiten des Patronenblocks findet man Sacklöcher, die verhindern, dass der Block aufgebohrt und damit die Waffe quasi „scharf" gemacht werden kann (sonst könnte man .22 LR Munition verwenden).

    Die Waffe kann nur mit einem Schuß entladen werden! Feuerbereit kann die Pistole nicht geführt werden! Die Kimme kann nur seitwärts, und das Korn kann nur in der Höhe verstellt werden.

    Am Hahn sind zwei Dorne (Stifte) angebracht: der obige ist der Zündstift, und der untere ist ein Sperrstift, der den Patronenblock bei geschlossenem Hahn an seinem Platz hält.

    Die Energie der Waffe hängt vom verwendeten Geschoss und von der Patrone ab; bislang waren die RWS Patronen am stärksten: laut Hersteller kann die Pistole cca. 30J (V0) damit. Leider werden die RWS nicht mehr hergestellt; schwächer sind die Sellier & Bellot, oder die Umarex (cca. 22-25J), aber die Patronen der Marke „Pobjeda” sind fast so stark, wie die RWS Knaller.

    Im nächsten Teil zeige ich euch das Gewehr, und hoffentlich kann ich auch ein paar eigene Messungen und Videos (Ladevorgang, Schussabgabe, Entleerung usw.) präsentieren.