Wäre ein Waffengesetz nach Schweizer Vorbild in Deutschland nicht wünschenswert?

Es gibt 159 Antworten in diesem Thema, welches 27.959 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Juni 2018 um 18:41) ist von Sgt_Elias.

  • Hallo Leute,
    die o.g. Frage stellte jemand bei Gutefrage.net
    Dazu formulierte er noch folgendes:
    Die Schweiz hat wie die USA ein relativ liberales Waffengesetz. Aus den USA bekommt man immer wieder von Waffenmissbrauchsfällen mit - von der Schweiz habe ich so etwas noch nicht gehört. Also liegen diese Vorfälle nicht am Waffengesetz, sondern an der Mentalität und dem Geistes Zustand der Menschen. Warum führt man in DE nicht genau das Gleiche Waffengesetz ein, wie in der Schweiz? Das wäre doch ein Vorteil für den Bürger?


    Darauf gab es eine bemerkenswerte Antwort eines Users die ich euch nicht vorenthalten möchte:

    Zitat:
    »Ein Staat ist nur immer so frei wie sein Waffengesetz«

    -Gustav Heinemann (deutscher SPD-(!)-Bundespräsident 1899 – 1976)


    Ohne jemandem zunahe treten zu wollen: Die Schweizer Kultur ist eine andere als die in DE! Da ist mal zum einen, dass die Schweiz ein stark ausgeprägtes Milizwesen hat: Hier herrscht noch die Pflicht zum Militärdienst und zu jährlichen Schießübungen (das sog. "obligatorische Schiessen", mit dem Gewehr z.B. auf 300m (!)). Da ist zum anderen die starke Tradition der Schützenvereine, des Morgartenschiessens, des Züricher Knabenschiessens, der kantonalen Schützenfeste, jedes zweite Dorf hat ein Schützenhaus, etc.
    Kurzum: Das Schiesswesen ist in der Schweizer Kultur stark verankert und dank Militärpflicht weiß nicht nur praktisch jeder erwachsene (Mann), wie man mit Waffen umgeht, sondern hat auch die entsprechende Verantwortung im Umgang mit diesen erlernt -und respektiert sie. (Bevor wieder irgendwelche Besserwisser kommen: Ja, auch hier in CH gibt es ab und zu mal vereinzelte Spinner. Aber die stoppst Du eh nicht -siehe letztens den Typ, der dann halt per Kettensäge auf andere los ist..)
    Der zweite wesentliche Unterschied ist ein kultureller: DE hat eine extrem paternalistische Bevölkerung -man denkt nicht selber, sondern "lässt denken"; man übernimmt keine Verantwortung, sondern gibt sie an Papa Staat ab; man nennt sich "freiheitliche Demokratie", ist aber keine. (-Ich erlaube mir dieses Urteil, weil ich selber 40 Jahre in DE gelebt habe, bevor ich nach CH ausgewandert bin, das ist also keineswegs "Deutschen-bashing", sondern deutsche Lebenserfahrung!)
    Herr und Frau Schweizer ticken genau andersherum: Man fühlt und lebt eine aktive Verantwortung in- und für die Gesellschaft. Das spiegelt sich in vielerlei Dingen wieder, z.B. einem erstaunlich gut funktionierendem direktdemokratischem Wahlsystem -und eben auch einem erstaunlich gut funktionierendem liberalem Waffensystem.
    Das Schlüsselwort ist also "Verantwortung" : Freiheit und liberale Rechte sind untrennbar verbunden mit Verantwortung und sozialen Pflichten.
    Gustav Heinemanns bon-mot kann man also auch durchaus "andersherum" interpretieren, dass nämlich in DE heute kein liberales Waffenrecht eingeführt werden kann, weil Michel in keinster Weise "freiheitlich" in o.g. Sinne wäre, um verantwortlich damit umgehen zu können. -Dasselbe gilt z.B. auch für Volksentscheide: Der durchschnittliche Deutsche interessiert sich dank seines paternalistischen Biedermeiertums dermaßen wenig für Politik, dass man ihm besser keine direkte Demokratie in die Hand gibt.
    Wohlgemerkt: Heute! Du hattest ja aber gefragt, ob es sinnvoll wäre, das einzuführen. Da würde ich sagen: Ja, es wäre absolut sinnvoll. Aus demselben Grund, aus dem die USA das im zweiten Verfassungszusatz als Grundrecht verbrieft:
    Da eine wohlgeordnete Miliz, durch das Volk selbst gebildet, die beste Sicherung eines freien Staates ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen nicht beeinträchtigt werden.“

    Sprich: Der einzige wirklich effektive Schutz des Volks vor einem zweiten Adolf Hitler ist (bzw. "wäre"), dass es sich im Falle eines Falles gegen einen solchen verteidigen kann. -Wer das für hypothetisch hält, dem empfehle ich einen aktuellen Blick auf den Bosporus, damit er sieht, wie schnell sich (Pseudo-)Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte in Luft auflösen können.
    Voraussetzung wäre jedoch wie o.g. erst mal ein kultureller Wandel in DE zu mehr Eigenverantwortung, sozialem Engangement und Waffenkunde!
    Zum Schluss noch ein Zitat aus der Vergangenheit, das auch zum Nachdenken anregen sollte:
    Dieses Jahr wird in die Geschichte eingehen. Zum ersten Mal hat eine zivilisierte Nation ein vollständiges Waffenregister. Unsere Strassen werden dadurch sicherer, unsere Polizei effizienter und die ganze Welt wird in der Zukunft unserem Beispiel folgen!"

    -Adolf Hitler, zum deutschen Waffengesetz 1935"


    Ich finde die Antwort sehr treffend. Was meint Ihr dazu?

    Gruß Udo

  • Warum führt man in DE nicht genau das Gleiche Waffengesetz ein, wie in der Schweiz? Das wäre doch ein Vorteil für den Bürger?

    Im Prinzip stimme ich zu :thumbup: und würde es begrüßen.
    Worin aber der Vorteil für "den Bürger" (der kein Hobbyschütze wie ich bin...) liegen soll,erschließt sich mir nicht so ganz.
    Soll der sich dann gegen staatliche Ungerechtigkeit oder aufkommende Diktaturgefahr mit der Waffe in der Hand zur Wehr setzen? :wogaga:

  • Den Gedanken an ein liberaleres WaffG finde ich utopisch, wir können ja nicht mal verhindern dass es weiter verschärft wird.

    Also ich wäre schon froh wenn es so bleibt wie es jetzt ist und nicht noch weiter reglementiert wird.

    Aber träumen darf man doch........... ;):D

    Gruss
    Markus :thumbsup:

  • Eine Liberalisierung des Waffenrechtes in D von heute auf morgen wäre in der tat ziemlich gefährlich
    für die öffentliche Sicherheit. Wenn überhaupt muss sowas langsam und Schrittweise über einen
    Zeitraum von 20-30 Jahren passieren, damit sich der deutsche Michel an die damit einhergehende
    Verantwortung vorbereiten und gewöhnen kann.

    Unsere Regierung vertraut dem Volk nicht mal bei den Silvesterpistolen und will sogar wissen, wer
    so eine relativ ungefährliche SSW mit sich führen will. Es geht doch bei dem Zettel nicht um die
    Erlaubnis zum führen, sondern darum zu wissen, wer sowas zu Hause hat und sich mit dem
    Thema Waffen allgemein beschäftigt.
    Von daher brauchen wir über das führen von scharfen Waffen gar nicht nachzudenken.
    Das ist auch für mich utopisch.

    2 Mal editiert, zuletzt von JvB (26. August 2017 um 16:56)

  • Den Vergleich zwischen der Mentalität in der Schweiz und in Deutschland finde ich treffend.

    Wir haben darüber hinaus allerdings nicht nur Unterschiede in der Mentalität, sondern auch in der sozialen Struktur. Ohne das jetzt im einzelnen aufdröseln zu wollen (no politics), sehe ich hier schon Risikofaktoren, die die Schweiz in dem Maß nicht hat.

    Ich finde das Gesetz in Deutschland für einen freiheitlichen Staat unnötig restriktiv, vor allem beim Erwerb und beim Behaltendürfen einmal erworbener oder geerbter Waffen. An dem Argument, Deutschland sei nicht besonders freiheitlich, ist zweifellos was dran. Dass es für das Führen sehr hohe Hürden gibt, finde ich richtig.

    Aber wie schon gesagt wurde: was nützen die theoretischen Gedanken? In Deutschalnd gibt es nirgends Mehrheiten für eine Liberalisierung.

  • Das es Hürden beim Erwerb gibt, finde ich auch richtig.
    Was für mich unlogisch ist, ist die unfaire Behandlung im Gegensatz zu anderen Gefahren.
    Die Genehmigung für das Führen und Besitzen einer Waffe könnte ähnlich sein wie bei einem Führerschein.
    Auch das Gefahrenpotential ist ja ähnlich bzw sogar geringer, wie die kürzliche Geschichte zeigt.

    Der Aufwand für die Genemigung ist z.T. halt extrem unterschiedlich.

    Um ein böselustiges Beispiel zu geben:
    Jeder kann sich (Kampf)hunde anschaffen und abrichten.
    Jeder kann künftige Attentäter (Kinder) in die Welt setzen und ausbilden.
    Man kommt recht leicht an einen Führerschein und nahezu problemlos an ein Fahrzeug ran.

    Für mich ist z.B. ein Gewehr eine nicht so gefährlich Waffe, da schwer verdeckt zu tragen und nicht lautlos.
    Dagegen kann ein Messerattentäter (wie kürzlich in HH) recht unentdeckt mehrere Menschen (im Supermarkt) ermorden, bis es überhaupt auffällt.

    Je nach Statistik und Gefahrenanalyse / Potential müßte entschieden werden.

    Meiner Meinung nach wäre ein genereller Test sinnvoll, wo z.B. die geistige Gesundheit, Stabilität, Rechtsempfinden, ... festgestellt wird. Und dann ist es recht egal, ob der, der den Test bestanden hat, sich einen Hund kauft, ein Gewehr, ein Auto, ...

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Ich finde die Gedanken gut und richtig, habe selber in den USA gelebt und auch geschossen und kenne auch die Schweiz ein wenig.

    In beiden Ländern ist der Besitz und Gebrauch von Waffen seit je her dazugehörig. Die Kinder LERNEN den Umgang von den Eltern, später beim Militär oder sonst wo.

    Das heißt man geht einfach anders mit dem Thema um. Besser? Ich weiß es nicht. Schaut euch einen ami cop an, der beim kleinsten blinzeln einen aus Angst erschiesst bevor er dran glauben muss...

    Und ja, das rumprügeln auf uns Jägern und Sportschützen ist völliger fanatismus, um die wirklichen Probleme nicht anzugehen. ABER: in Zeiten wo Polizisten verprügelt werden weil sie ne Knolle ausgestellt haben ist es meiner Meinung nach undenkbar eine Liberalisierung durchzuführen - denn ich will auch nicht, dass ein gewisses Klientel noch einfacher als ohnehin schon an waffen kommt. .

    Hängt alles mit der Vernunft der Menschen im Land zusammen - und wenn ich so durch die Straßen gehe oder fahre hab ich da arge Zweifel.

    ----
    "Raten ist wie Scheibenschießen"

  • Halli hallo :)

    Na, man muss da schon ein Bisserl aufpassen und Äpfel mit Äpfel vergleichen...
    Man darf auch nicht außer acht lassen, für was würde etwas im Ursprung konzeptiert .
    Ein Auto,ist nun mal als Fortbewegungsmittel angedacht...
    Wie ein baseballschläger für,den Sport..
    Etc...usw..
    Dass man beides für Straftaten missbrauchen kann liegt ja an der kriminellen Kreativität des Menschen..nicht an der Sache selbst.
    Eine Schusswaffe ist auch nur Metall..ja..aber sie wurde halt in erster Linie zum töten konzeptiert.
    Diese wird nur anderweitig missbraucht, dass manche sportlich mit schießen..andere sammeln...
    Und so kannste das beliebig weiterstricken...
    Ich kann auch jemandem mit dem Schal töten..sollte ich deshalb eine Sachkunde dafür ablegen müssen ? Nein...denn dafür wurde er nicht konzeptiert..nur missbraucht...
    Und die Idee mit dem generellen Test, was dann quasi eine mpu wäre, würde dann schön tief in die Persönlichkeitsrechte greifen...
    Auch wenn ich dir recht gebe, dass mansch Menschen sich wirklich nicht fortpflanzen sollten.
    Von daher, ists eigentlich in Ordnung..auch wenn ich persönlich auch nicht alles gut heiße...

    Schönes Wochenende + Grüße, Kai

  • Es ging mir um die Kombi mit der Ausbildung zu kleinen Attentätern.

    Für einen Sportschützen ist eine Waffe sicherlich nicht zum Töten da. Und für einen Jäger zum Jagen. Sprich Töten von Tieren. Wieder hängt es am Namen.

    Sportmesser, Jagdmesser, Anglermesser, Kampfmesser, Attentätermesser.
    Ähnlich könnte man sagen Familienauto, Sportauto, Attentäterauto.

    Die Reduktion auf den Namen (inkl Ursprung) finde ich gerade in der heutigen Zeit nicht mehr zeitgemäß.

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Unsere Regierung vertraut dem Volk nicht mal bei den Silvesterpistolen

    Und bald nicht mehr bei Sylvesterraketen und Krachern.
    Wenn man sich das jedes Jahr auf YT anschaut was viele Idioten vorsätzlich damit einen Missbrauch treiben und die Schäden die dabei entstehen, wundert mich ein zukünftiges Verbot nicht.
    Wahrscheinlich gehen die Sach- und Personenschäden in die Millionen.
    Und so einem Volk echte Waffen anvertrauen: Im Leben nicht.


    Ich kann auch jemandem mit dem Schal töten..sollte ich deshalb eine Sachkunde dafür ablegen müssen ? Nein...den dafür wurde er nicht konzeptiert..nur missbraucht...

    Bei allen Vergleichen sollte man niemals vergessen das so ne Knarre viel gefährlicher ist, als alle anderen Dinge die als Waffen missbraucht werden.
    Schusswaffe = kleine Fingerbewegung = große Wirkung auf große Entfernung.
    Mit Hieb- und Stichwaffen muß man sich erstmal überwinden auf jemanden los zu gehen und das Blut um die Ohren spritzen zu lassen. Ausserdem kann sich das Opfer noch wehren oder weglaufen.
    Zitat: "Sie werden doch nicht wirklich auf mich schiessen!"...."Ist nur ne Fingerübung".


    Aber wie schon gesagt wurde: was nützen die theoretischen Gedanken? In Deutschalnd gibt es nirgends Mehrheiten für eine Liberalisierung.


    Das stimmt. Es ging mir hauptsächlich um die Beschreibung der Deutschen Mentalität, als Grund weshalb es diese Liberalisierung vielleicht niemals ein Chance haben kann.
    Wer will denn noch Verantwortung in einem Staat übernehmen, wenn selbst die Polizei sagt "greifen sie nicht ein wenn Sie ein Verbrechen sehen. Rufen Sie nur an".
    Wenn Leute sogar achtlos über einen Schwerverletzten steigen, um an den Geldautomaten zu kommen, statt sich zu kümmern.
    Wenn Opfer vor Gericht zu Tätern gemacht werden.
    Wenn Verbrecher mehr Rechte haben als Bürger.
    In so einem Staat vergeht einem die Lust Verantwortung zu übernehmen, denn man wird dann oft auch noch bestraft.
    Ups, das gleitet jetzt vielleicht zu sehr in die Politik ab.

    Gruß Udo

  • Wie es schon andere User beschrieben haben, ist das reine Utopie.
    Die Schweiz und Tschechien kann man nicht vergleichen mit den USA und D. Man braucht doch nur die Nachrichten lesen und sich vorstellen, was dann los wäre, wenn dazu noch scharfe Waffen benutzt werden würden, was teilweise ja schon der Fall ist.

    GmbH

  • denn ich will auch nicht, dass ein gewisses Klientel noch einfacher als ohnehin schon an waffen kommt.

    Lol das Klientel was du ansprichst kommt schon jetzt an Waffen ilegal halt. Ich behaupte wenn das Waffenrecht etwas liberaler wäre würde zwar der Ilegale Waffenhandel nicht ausgetrocknet aber zu mindest reduziert.

  • Der verantwortungsvolle Umgang mit Waffen gehört meiner Meinung nach zu Erziehung, Bildung und Ausbildung.
    Mit ein wenig Engagement ist das zu leisten, auch und gerade für den (eigenen) Nachwuchs.
    Wie es woanders aussieht ist für mich ziemlich irrelevant.