Waffen komplett brünieren lassen

Es gibt 109 Antworten in diesem Thema, welches 22.851 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Juli 2020 um 19:25) ist von NC9210.

  • Du kannst deine teile auch dampfbrünieren, dauert zwar länger, aber funktioniert und wird gleichmäßig.
    auf youtube gibts einige videos über Rustblue.

    kannst auch über ner dampfenden badewanne machen oder über nem entsprechend langen gefäss mit heißem wasser, evtl. noch von unten beheizt.

    btw: ich entfette eigentlich alles was fettfrei sein soll zu erst grob mit spülwasser und anschliessend mit aceton, kostet nicht viel und ist 100% sauber.

    Grüßle Torro

  • Wow, jetzt kommt hier noch richtig was zusammen, Danke!

    @Playtstaion: Danke für den Link! vielleicht versuche ich davon mal was abseits des Luftgewehrs ;)

    Torro: Die Dampfbrünierung sieht interessant aus, aber ist vermutlich etwas viel Aufwand für ein oder zwei Gewehre..

  • Ha. Ich habe meine Brünierungsrezepturen wiedergefunden. Ich poste mal ein paar der Rezepte:

    1000 ml destilliertes Wasser
    30 g Ethanol (Spiritus)
    20 g Salpetersäure, 69 %ig
    75 g Eisen (3) - chlorid, FeCl-3
    20 g Kupfer-2-sulfat

    oder eine der sog. ‚Schweizer Brünierungen’:
    Kupfer – 2 - sulfat: 5 g
    Eisen – 3 - chlorid: 70 g
    Salpetersäure, konz.: 15 g
    Salzsäure, konz.: 5 g
    auf 1000 ml Wasser auffüllen

    oder auf ähnlicher Basis:
    Eisen-2-chlorid: 70 g
    Eisen-3-chlorid: 12 g
    Quecksilber-2-chlorid: 2 g
    Salzsäure, konz.: 15 ml zu 1000 ml Wasser.

    Weiterhin:
    Eisen – 2 - sulfat. 30 g
    Eisen – 3 - chlorid: 15 g
    Kupfer – 2 - sulfat: 15 g
    Ethanol: 50 g in 1000 ml Wasser.

    EisenIIIChlorid bekommt man z.B. im Elektronikläden, da damit Platinen geätzt werden. Kupfersulfat ist auch kein Problem. Das größte Problemn wird Salpetersäure sein, da man damit Sprengstoff herstellen kann.

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Laugen werden z.T. bei den echten Brünierungen verwendet. Aber wegen der Erhitzung der Werkstücke inkl. der Aufhebung der Härtung, ist das für Uns nicht praktikabel. Die Hersteller brünieren völlig anders als bei Schnellbrünierungen bzw Kaltbrünierungen. Da wird heißbrüniert.

    Und jetzt wißt Ihr, das man aus Brünierflüssigkeiten Sprengstoff herstellen kann. ;)

    Wofür überhaupt brünieren?
    Brünieren hat den Vorteil, den nicht rostfreien Stahl vor Rost zu schützen.
    Wie funktioniert das?
    Der Stahl wird angeätzt, so daß eine feine, dünne, poröse Schicht entsteht. Diese saugt dann das Brünieröl auf. Dieses schützt den Stahl vor Rost.
    Auch entstehen Eisenverbindungen, die vor Rost, einer anderen Eisenverbindung, schützt.

    Ähnliches passiert bei Eloxieren von Alu. Man erhält einmal eine dick, schützende Aluoxidschicht. Zum anderen schützen die in die poröse Schicht eingebetteten Substanzen (oft farbig) vor weiterer Oxydation.

    Hier noch 2x Rezepte für eine echte Heißbrünierung:

    Etwa bei 120-180 Grad. Die Temperatur steuert auch die Farbe mit.

    Natriumhydroxid: 400 g
    Kaliumnitrat: 10 g
    Natriumnitrit: 10 g
    Wasser: 600 ml

    Natriumhydroxid: 800 g
    Dinatriumhydrogenphosphat: 100 g
    Natriumnitrit: 50 g auf 1000 ml Wasser.


    Hier ist absolute Vorsicht gefordert!!! Die heißen Ätzmittel sind hochgeradig gefährlich!!!!!!!!!!!
    Spezielle Schutzkleidung, ... ist unumgänglich!!!!

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

    3 Mal editiert, zuletzt von the_playstation (6. Juni 2017 um 01:07)

  • @ Play
    danke für deine Mühe, aber das was du da geschrieben hast klappt nicht.
    Ich habe mich damit schon beschäftigt. Das würde ich sogar hinkriegen, nur woher einen
    Temperaturregler bekommen der so exakt arbeitet wie man es benötigt?
    Woher eine Wärmequelle bekommen die die Hitze in der geforderten Dosis nachliefert
    ohne den geforderten Temperaturbereich zu verlassen? ( Bei Hobbyanwendung. )
    Vergiss es einfach.
    Das ist alles machbar, auch billig machbar, übersteigt aber die Möglichkeiten der meisten
    bei weitem.
    Ich habe einen mündlichen Kostenvoranschlag von einem Büchsenmacher das ist so im Bereich
    120 Euro für EINEN Lauf und 180 Euro für ein Luftgewehr.


    Kann man nochmal ganz zu Anfang zur Eingangsfrage zurück?
    Das hilft dem Themensstarter, das hilft mir.
    Selber brünieren kommt für mich nicht in Frage, und ich würde es auch niemandem raten.
    Ich habe eine Brünieranlage ganz in der Nähe, 35 Minuten mit dem Fahrrad.
    Nur, die brünieren nicht für Privat. Die Sekretätin war pampig, scheinbar
    rufen da ständig Leute an.
    Ausnahme, alles ist vorbereitet. Also geschliffen und gereinigt. Da würde man
    mit sich reden lassen. Sagte mir ein Bekannter der dort schon mal was abgegeben hat.
    Das sind ganz andere Preise.

    Darum die Frage:
    Wie bekomme ich ein Finish hin das nachher gut aussieht?
    Auf Spiegelglanz-polieren fällt weg. Das sieht dann aus wie der Spannhebel der Anschütz 220.
    Auf der kompletten Waffe sieht das meiner Meinung nach sch eis se aus.
    Soll man mit 1200er Schleifpapier in Laufrichtung abziehen?
    Ich wollte mal ein Edelstahlblech so veredeln, das ging gar nicht gut aus. Wie machen das die Profis?
    Oder Soll man mit Schlämmkreide arbeiten?
    Erst polieren, dann anätzen? Oder erst polieren, dann mit Schlämmkreide mattieren?
    Wer hat das mal gemacht, wer kann Tips geben?

    Nochwas, die geweblichen Brünierer benutzen eventeull ein Salz das dann nicht die Farbe produziert die
    die Waffenfans haben wollen. Also vorher abklären.

  • Ich habe gerade bei einem kleinen Brünierer ein paar Orte weiter angerufen. Die würden das machen, haben nur aktuell keine Kapazität.

    Er meinte es würde um die 20€ für 15 Kilo kosten (ich hätte ja direkt vier Gewehre zum Brünieren). Das ist dann eine Heißbrünierung nach DIN 50938 und nicht so eine Pinselplörre.
    Ich werde die Tage wenn er etwas weniger gestresst wirkt nochmal anrufen und fragen wie sich das verhält wenn noch Brünierung vorhanden ist und wie ich vorbereiten soll. Evtl fahre ich auch einfach mal vorbei und schaue mir das an.

    Büroklammer:

    Zwecks der Oberfläche werde ich wohl versuchen die Hebelteile Spiegelblank zu polieren. Den Lauf ebenfalls. Dem Lauf werde ich dann mit Stahlwolle eine leichte orientierung geben, damit er eben nicht ganz so glänzt wie die Hebel.

    Der Rest des Systems bekommt eine eindeutige Orientierung mit etwas gröberer Stahlwolle. Ich hoffe mal dass das dann ungefähr dem Original entspricht ;)
    Werde Bilder machen wenn ich soweit bin, habe aber aktuell noch vieles um die Ohren, dauert also vermutlich noch ein par Wochen.

  • Ich würde Kaltbrünieren. Mit einer fertigen Lösung, falls man nicht zufällig die notwendigen Chemikalien zur Hand hat (und diese auch korrekt auflösen / zubereiten kann).

    Vorher halt gründlichst entfetten, entölen, ...!!!!

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • @ Play,
    lass doch gut sein.

    Er kriegt es für 20 Euro brüniert. Echt brüniert.
    Da ist Kaltbrünierung teurer.

    Kaltbrünierung ist keine echte Brünierung. Das ist mehr so ne Farbe. Eine Beschichtung.
    Sicherlich gibt es da Möglichkeiten daß die optisch an echte Brünierung ran kommt, wenn
    man sie mit bestimmten Mitteln poliert und einölt.
    Mich stört halt immer dieser Geruch auf der Hand wenn ich kaltbrünierte Sachen anfasse.
    Es ist immer eine Notlösung.

    Ich habe auch mal ein wenig gegoogelt wegen Bremsenreiniger.
    Würth behauptet er sei Silikonfrei.
    ( Sagt aber auch : Nicht für Klebestellen geeignet. )

    Andere sagen er wäre Rückstandsfrei.

    Stimmt vieles nicht. Schade. Ich habe immer an das Zeugs geglaubt. Muss man halt mal gucken,
    vielleicht findet sich irgendwo eine Marke die hält was sie verspricht.

  • @Playstation: Wieso meinst du? Wenn die Farbe nicht passt kann ich es immer noch anders probieren. Wenn ich aber für 20€ eine Heißbrünierung (Bei 3 Gewehren) bekomme kaufe ich doch keine so Plörre für 12€.
    Ich verzweifel nur gerade am Kornträger des Anschütz. Versuche den Stift da raus zu bekommen um das Teil vom Lauf ziehen zu können... keine Chance...

  • Playstation, meistens sind stifte oder schwalbenschwanzführungen konisch, und gehen nur in eine richtung rein bzw raus.
    meistens von rechts nach links.


  • Ich verzweifel nur gerade am Kornträger des Anschütz. Versuche den Stift da raus zu bekommen um das Teil vom Lauf ziehen zu können... keine Chance...

    Letztes Jahr November hätte ich dir sagen können ob der Stift nach rechts oder nach links raus kommt.
    Ich habe den Kornträger einzeln da, aber weggeräumt und finde ihn nicht mehr.
    Ich meine aber daß die Ebene am Lauf schief ist, also der Stift anders rum raus kommt als man denkt.
    Ich habe auch mit Sicherheit ein 220 mit dem Kornträger da. Ich finde aber gerade nur die mit dem Schwalbenschwanz.
    Dieser Block ist von oben geschraubt.

  • Soweit ich weis geht sowas normal von links nach rechts (im Anschlag gesehen).

    Die Verstiftung am 220 sind aber ganz normale Passtsifte, da ist nichts konisch. Mit einem größeren Hammer habe ich ihn doch noch überredet bekommen ;)


    Was meinst du ist am Kornträger geschraubt? Ist der nicht einfach drauf gesteckt? Hatte jetzt geplant den mit einem Abzieher runter zu ziehen oder das Teil kurz in die Presse zu legen und den Lauf runter zu drücken. Auf der Explosionszeichnugn sieht es auch nur aufgepresst aus.

    Ich bin aber noch unschlüssig ob ich den Lauf aus dem System pressen soll oder vielleicht doch alles zusammen zum brünieren gebe...

  • So, damit ihr mir hier nicht einschlaft: ich habe schon mal angefangen den Schaft des 220 zu überarbeiten. Das Ding wird schön!


    So sieht das ganze mit dem herrlich hochwertigen und wunderschönen Lack aus:


    Der Rost sieht nicht so schlimm aus da das System einige Tage in WD40 eingelegt war. Nach der ersten Entrostung ist der Zustand eigentlich so dass ich es direkt wieder zusammen bauen könnte. Die Brünierung ist lediglich etwas Matt. Die anderen beiden Gewehre sehe aber deutlich schlimmer aus, also werde ich alle drei zum Brünieren geben.


    Und nach dem ersten Öldurchgang:

  • Habe heute mal angefangen das System von der Brünierung zu befreien. Danach war erst wirklich zu sehen wie weit der Rost sich ausgebreitet hat.

    Mit meiner groben Polierpaste bekomme ich das denke ich nicht weg, dazu ist es zu tief. Ich kann allerdings auch nicht abschätzen wie das nacher unter der Brünierung aussieht.


    Hier sieht man ganz gut wie arg der Rost ist:


    Edit: Auf dem Bild sieht es deutlich schlimmer aus als es ist ;)


    Es sind keine wirklichen Rostnarben, aber man spürt es mit dem Fingernagel als leichte Rauheit..

    Jemand eine Idee wie ich das schleifen kann ohne dass ich tagelang von Hand schleife? Einen Bandschleifer habe ich leider nicht...

  • P.S.

    Eine echte Brünierung ist quasi auch Rost. Nur eine andere Art. Und porös. Was gut ist, weil dort das Brünieröl eindringt und den Stahl drunter schützt.

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Zitat von Downhiller

    Was meinst du ist am Kornträger geschraubt? Ist der nicht einfach drauf gesteckt?

    Hatte ich ganz übersehen. Es gibt verschiedene Kornträger. Ich kenne zwei.
    Bei einem ist der Kornträger auf den Lauf geschraubt. Das ist ein Konus, darauf der eigentliche Kornträger.
    Bei dir ist es aber anders. Bei dir ist das Visier mit diesem Stift befestigt.

    P.S.

    Eine echte Brünierung ist quasi auch Rost. Nur eine andere Art. Und porös. Was gut ist, weil dort das Brünieröl eindringt und den Stahl drunter schützt.

    Gruß Play.

    Du kennst dich ja richtig gut aus!
    Brünieröl. Habe ich noch nie gehört.
    Eine echte Brünierung ist porös. Interessant.
    Kannst du da mehr dazu erzählen?

  • Brünieröl ist eigentlich wurscht. Hauptsache ein Öl, das nicht säurehaltig ist sondern eher leicht basisch. Die Brünierung soll halt den Stahl mit einer schützenden Oxydschicht versehen, die sich nicht weiterfrißt, so wie Rost. Im Endeffekt sind aber beides Oxyde. Nur unterschiedlicher Wertigkeit. Das Öl, egal welches, wird dann von der porösen Brünierung aufgesaugt und das Öl schützt dann den Stahl. Und da es in der Brünierung ist, bleibt es drin.

    Eine echte Brünierung ist immer eine Heißbrünierung. Sie ist per Heimarbeit kaum zu erreichen und ist in der Regel ein Bestandteil der Herstellung.

    Ähnlich funtioniert auch eine Eloxierung. Auch hier wird eine poröse Oberfläche geschaffen, in die dann Fremdmaterial, oft mit einer Farbe gemischt, einzieht.

    In beiden Fällen ist die Schutzschicht so dicker und fester und recht abriebfest.

    Bei einer Schnellbrünierung wird allerdings geschummelt. Es ist keine echte. Daher ist Sie nicht so haltbar, ...

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play