Ballistik eines Diablos berechnen

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 17.584 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Juni 2017 um 20:46) ist von Daisy.

  • Hallo wiedermal an alle ;)

    Ich hab mal wieder folgende Frage an euch:


    Wie rechnet man die Ballistik eines Diablos in den folgenden Punkten am besten aus :


    1. Bei Berücksichtigung des Windes,

    2. Bei Berücksichtigung der Temperatur,

    3. Bei Berücksichtigung des Abschusswinkels zum Ziel,


    Folgende Infos für euch noch:

    Habe ein Luftgewehr (7,5 Joule), mit der ich 4,5 mm Diablos verschieße denn dies ist zum Plinken Ideal ;)

    (( Eins vorweg: Mir ist klar dass man wegen 50 Metern nicht so einen Rechenaufwand betreibt, aber mir macht sowas Spaß. Deswegen Hab ich mich ja bei euch angemeldet ;) ))


    Ich hab zwar die Formeln, wie man die Distanz mit den Mill Punkten bestimmt, ein Winkelmessgerät für das Luftgewehr, die Baufort Tabelle, und ein Thermometer, aber wo finde ich eine Formel, in der ich die Parameter einstellen kann????

    Natürlich gibt es da Programme, die mir das ausrechnen, aber ich hasse es, wenn bei den Teilen mal die Elektronik nicht funzt, oder sonstwas wieder mal nicht hinhaut. :pinch:


    Deswegen möchte ich die ganzen Sachen auf dem Papier ausrechnen, und dann entsprechen mein Visier einstellen. (Old school halt ;);) )


    Meiner Meinung nach haben ja diverse Programme wie Chairgun auch die ganzen Parameter zum einstellen, aber wie lauten die Formeln, nach der die rechnen??????


    Viele Grüße


    Mertakker :D

  • Ich mache es mir mal ganz einfach -
    im Wikipedia Artikel "Ballistik" findest du in den Einzelnachweisen, Weblinks und Literaturangaben
    alles was du zu deinen Berechnungen brauchst. Physik und Mathekenntnisse must du selber mitbringen. 8)
    Dieser Link ist auch noch ganz witzig. :thumbup:

  • Natürlich gibt es da Programme, die mir das ausrechnen, aber ich hasse es, wenn bei den Teilen mal die Elektronik nicht funzt, oder sonstwas wieder mal nicht hinhaut.

    Erstens brauchst du da vor Ort beim Schiessen nichts ausrechnen auch nicht auf Papier. Das machst du vorher, denn die Windsituation ändert sich schneller als du rechnen kannst.
    Zweitens rechnet z.B. Chairgun sehr genau und einfach zu bedienen ist es auch noch.
    Drittens spielt die Temperatur nur eine untergeordnete Rolle bei Diabolos.

    Ich will dich aber auf keinen Fall abhalten die Ballistik nochmal zu Fuß zu rechnen, wenn es dir Spaß macht.

    Gruß Udo


  • Meiner Meinung nach haben ja diverse Programme wie Chairgun auch die ganzen Parameter zum einstellen, aber wie lauten die Formeln, nach der die rechnen??????

    Hier eine vereinfachte Rechnung bei der die Differentialgleichungen entkoppelt sind. Die größte Unsicherheit bleibt der cw-Wert. Kleine Änderungen führen hier zu großen Änderungen der Ergebnisse.

  • Die gestern von mir angegebene Lösung beruht ja auf der Annahme, dass die x- und y-Komponente der Flugbahn entkoppelt sind. Diese Annahme wird zur Vereinfachung des Problems oft genutzt (auch der weiter oben angeführte Ballistikrechner). Nun hat mich aber interessiert wie die tatsächliche Lösung bei newtonscher Reibung und gekoppelten Differentialgleichungen aussieht. Das Ergebnis hat mich doch schon einigermaßen überrascht. Es gibt eine erheblich kürzere Flugbahn! Um die Rechnung zu überprüfen, kann man die cw-Wert ja Null setzten und dann stimmen beide Kurven wieder exakt überein.
    Fazit: Für reale Bedingungen ist der üblicherweise entkoppelte Ansatz nicht mehr als eine grobe Schätzung. Die Lösung sollte in jedem Fall mittels nichtlinearer gekoppelter Differentialgleichungen erfolgen.

  • Für Diabolos funktionieren beide Berechnungen bei weiten Entfernungen nicht richtig. Je nach Anfangsenergie und Schusswinkel kommt das Diabolo nach einiger Zeit ins Trudeln und die Flugbahn verkürzt sich drastisch.
    Interessanterweise verkürzt sich die Flugbahn mit steigendem Winkel gegenüber der Horizontalen.
    Siehe hier: Wie weit fliegt eigentlich ein Diabolo?


    Gruß Udo

    Einmal editiert, zuletzt von Udo1865 (30. Mai 2017 um 19:06)

  • Es ist keine direkte Antwort auf dieFrage des TS, aber ich krame diese Seite einfach nochmal raus, sie ist zu gut, um in Vergessenheit zu geraten.
    Außerdem empfehle ich, mal nach "chairgun" zu suchen. Vielleicht gibt es ja wieder eine kostenlose Voll-Version?

  • Die Mathematik ist noch ausbaufähig :) Ein kritischer Punkt ist der Cw-Wert. Tatsächlich hängt diese ja von der Reynoldszahl und damit von der Strömungsgeschwindigkeit ab. Wenn es für einen Körper (Diabolo) eine ordentliche Funktion dazu gibt, könnte diese in die Dgl’s integriert werden. Exemplarisch ist ja schon hier http://www.smart-reflow.de/simulation/diabolo.php eine gute Abhänhigkeit zu erkennen.

  • Der Ansatz und die geschlossene Formel für die Flugbahn sind aller Ehren wert, Respekt dafür!

    Soweit ich sehe, ist auch die Eigendrehung des Diabolos noch nicht berücksichtigt, was auch schwierig werden dürfte. Aber wenn die keinen Unterschied machen würde, würde man ja den technischen Aufwand nicht treiben, möchte ich mal behaupten...


    Interessanterweise verkürzt sich die Flugbahn mit steigendem Winkel gegenüber der Horizontalen.

    Ich vermute, das dürfte z.B. ein Effekt der Eigendrehung sein? Mit steigendem Winkel ist die Flugbahn gebogener, und wenn Drehachse und Flugrichtung zu weit voneinander abweichen, gibt's Getrudel.

  • Die Rotation des Geschoßes hat praktisch nichts mit der
    ballistischen Flugbahn zu tun.
    Ist der Winkel nach oben steiler wir die Parabel größer
    und damit die erreichbare Entfernung kleiner.
    Die Rotation stabilisiert das Geschoß im Idealfall so daß
    es exakt der ballistischen Kurve folgt. Wenn das nicht
    passt beginnt das Geschoß zu trudeln und weicht wegen
    des veränderten Luftwiderstands von der ballistischen
    Flugbahn ab.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Die Rotation des Geschoßes hat praktisch nichts mit der ballistischen Flugbahn zu tun.

    OK, gut. Man berechnet also seine Ballistikkurven, und wenn das Geschoß anfängt zu trudeln, ist es sozusagen per Definition mit der Ballistik vorbei.

    Zitat

    Ist der Winkel nach oben steiler wir die Parabel größer
    und damit die erreichbare Entfernung kleiner.

    Nein, das stimmt ja erst ab einem bestimmten, ziemlich steilen Winkel (45° im Vakuum, siehe Bild aus der Schulphysik. mit Luft flacher). Das wird wohl beim Schießen mit Druckluftwaffen normalerweise nicht vorkommen.

    Zitat

    Die Rotation stabilisiert das Geschoß im Idealfall so daß
    es exakt der ballistischen Kurve folgt. Wenn das nicht
    passt beginnt das Geschoß zu trudeln und weicht wegen
    des veränderten Luftwiderstands von der ballistischen
    Flugbahn ab.

    Genau, und "passen" tut es umso besser, je gestreckter die Flugbahn ist, das meinte ich.

  • OK, gut. Man berechnet also seine Ballistikkurven, und wenn das Geschoß anfängt zu trudeln, ist es sozusagen per Definition mit der Ballistik vorbei.

    Ja. Ein trudelndes Geschoß kann man nicht berechnen.
    Es folgt nicht mehr physikalischen Gesetzen sondern dem
    Zufall.

    Nein, das stimmt ja erst ab einem bestimmten, ziemlich steilen Winkel (45° im Vakuum, siehe Bild aus der Schulphysik. mit Luft flacher). Das wird wohl beim Schießen mit Druckluftwaffen normalerweise nicht vorkommen.

    Umgekehrt. Im Vakuum wird fast die selbe Entfernung erreicht.
    In deiner Grafik gut zu erkennen. Da der Luftwiderstand leider
    bremst und die höhere Kurve länger ist kommt das Geschoß
    nicht mehr gleich weit.
    Die max. Entfernung wir bei ca. 30° (+/-5°) erreicht.

    Genau, und "passen" tut es umso besser, je gestreckter die Flugbahn ist, das meinte ich.

    Nein. Die gestreckte Flugbahn ergibt sich aus V0, Gewicht und
    CW-Wert. Wenn die Rotation nicht passt verlässt das Geschoß
    seine Flugbahn. Das hat miteinander nichts zu tun.
    Wenn die Rotation nicht passt stellt es sich quer zur Flugrichtung.
    Dadurch ändert sich der CW-Wert und damit die Flugbahn. Dann
    beginnt es zu trudeln. Jetzt sind Richtungsänderungen nur noch
    zufällig.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

    2 Mal editiert, zuletzt von NC9210 (30. Mai 2017 um 22:21)

  • Die max. Entfernung wir bei ca. 30° (+/-5°) erreicht.

    Genau. Und unterhalb von 30° schießt man rein "ballistisch gesehen" immer umso weiter, je höher man anlegt. Sag ich doch. Wann schießt du denn im 30°-Winkel ab? Nie, du bleibst immer drunter.

    Zitat von Volker Blüm aus dem Link von Udo:
    "Vorher hatten wir schon zahlreiche Vorversuche gemacht. Summa summarum: die Gewehrmündung war ca. 3,10 m über der Wasseroberfläche. Bei horizontalem Abgang flogen die Diabolos im Schnitt 182 m weit (16,2 Joule Eo mit Schulz Exact 0,547 g). Wenn man das auf eine Horizontale bringt, liegen wir bei ca. 165 m maximale Schußweite. Und nun der Knaller: bei einem Abgangswinkel von 15° liegt die durchschnittliche Entfernung nur bei 149 m und NICHT weiter als 182 m, wie es uns Balistikprogramme sagen. Da passiert was mit dem Diabolo im Steigflug! Und meine in den USA erzielten 155 Yards (Anm. UE: 142 m) mit einem 27 Joule-Gewehr bei einem Abgangswinkel von 30° werden jetzt auch einsichtig."


    Die Rotationsrichtung verändert sich, wenn es nicht gerade seitenwindig ist, ja nicht besonders stark (Drehimpulserhaltung). Deshalb: wenn sich der Flugbahnvektor stark verändert (gebogene Flugbahn), trudelt's schneller.

  • Und genau darum geht es in der Anpassung des Dralls.
    Die Stabilisierung darf nur so stark sein daß das Geschoß
    sich der Flugbahn anpassen kann. Das klappt bei Büchsen
    mit den Ogiven sehr gut. Luftgewehre sind aber praktisch
    alle überstabilisiert - schon wegen der kurzen Geschoße.
    Da die praktikablen Entfernungen eher niedrig sind macht
    das in der Praxis nichts aus.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.

  • Tatsächlich ist der Drall noch nicht mit einbezogen. Bevor er jedoch hinzu kommt sollten wenigsten die Liftkraft, die Magnus-Kraft und die Picht-Dämpfungskraft mit berücksichtig werden. Sind diese Kräfte in die Gleichungen integriert, können wir uns dem Roll-Moment, dem Spin-Dämpfungsmoment, dem Magnusmoment, dem Pitchdämpfungsmoment und dem Overturning-Moment zuwenden. Ich denke die Corioliskraft dürfen wir vernachlässigen :)

  • Die Magnuskraft ist doch genau die Wirkung des Dralls? Aber ok, ich habe verstanden, dass der bis auf die Frage, wann das Geschoss ins Trudeln kommt, eigentlich keine Rolle spielt.

    Und die Coriolskraft: he, also wenn ein drittel Millimeter auf 10 m hier jetzt schon keine Rolle mehr spielen soll, über was reden wir dann überhaupt? ;)

  • Die Magnuskraft wirkt wenn das Geschoß einen Drall um
    die Hoch- oder Querachse erfährt. Das wird z.B. bei den
    Paintballern mit dem HopUp verwendet.
    Ein Geschoß aus gezogenem Lauf führt eine Drehung um
    die Längsachse aus. Dabei wird keine Magnuskraft aktiv.

    Weise einen intelligenten Menschen auf einen Fehler hin und er wird sich bedanken.
    Zeige einem dummen Menschen einen Fehler und er wird dich beleidigen.