Feinwerkbau 150 - das 2. Leben

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.260 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. März 2017 um 21:54) ist von diopterauge.

  • Hallo liebe Gemeinde,

    vor ein paar Tagen habe ich die FWB 150 aus meiner Jugendzeit auf dem Dachboden meiner Eltern wiedergefunden.
    Ich denke, daß sie annähernd 40 Jahre dort gelegen hat.


    Die Vorgeschichte der Waffe kenne ich nicht wirklich - ich war damals 12 Jahre alt - und es war im Verein das Gewehr, das immmer frei war.
    Daraufhin hatte mir mein Vater das Gewehr seinerzeit - als gebrauchte Vereinswaffen zur Disposition standen - für 50 Mark (war damals eine Menge Kohle, die er sich mühselig vom Taschengeld abgespart hatte) gekauft.

    Allerdings war ich geschockt, als ich das Gewehr vor ein paar Tagen ausgepackt habe:
    Nein , der Zahn der Zeit hat keine gewaltigen Spuren hinterlassen; das waren wohl eher Leute, die vor meiner Zeit das Gewehr besessen haben.

    Das System ist schwarz lackiert statt brüniert.
    Allerdings schaut die lackierung recht professionell aus; zumindest ist sie mit einer Spritzpistole ausgeführt worden.

    Oder gab es seinerzeit ab Werk lackierte Systeme?
    Auch scheint der Schaft eine nachträgliche Lackierung in einem dunklen Mahaghoni-Ton erhalten zu haben, deren Farbe mir eigentlich gut gefällt.

    Allerdings sind mehr als reichlich Schrammen und Macken vorhanden.


    Beim Schusstest ist das Gewehr durchgefallen:
    beim 12. Schuß gab es ein komisches Rasseln im System und der Diabolo blieb im Lauf stecken.

    Nachdem ich die steckengebliebene Kugel mit einem Kupferdraht aus dem Lauf gestossen habe, rastete das Gewehr beim Spannen nicht mehr ein; d.h. der Spannhebel schnellte in seine Ausgangsposition zurück.

    Nach ein paar Spannversuchen hat sich dieser Fehler allerdings gegeben.
    Der Hebel rastet wieder ein.

    Beim Schuss treten jetzt mechanische Geräusche auf und man kann auf 10 mtr eine enorme Höhenstreuung der Geschosse erkennen.
    Vom Diabolo sind nach 10 mtr Flug im Stahlkugelfang noch rund 3mm übrig - normal sollte es doch wohl zerbröselt sein


    Sooooo......


    nun meine Fragen an euch:

    ++ gab es die FWB 150 jemals mit lackiertem statt brüniertem System?
    Es handest sich um eine Seriennummer in den 16ooo- ern also etwa 1965/66


    ++ wurde die 150er irgendwann mit farbig (Brauntöne) lackiertem Schaft ausgeliefert?

    ++ Beim Schusstest tippe ich auf einen Federbruch.
    Da nach etwas Recherche keine originalen Federn für die FWB 150 mehr erhältlich sind , wären mir Erfahrungen
    über Federn aus dem Zubehör in Punkto Lebensdauer und Konstanz sehr hilfreich.


    NEIN, ich will keine Exportfeder einbauen! Das Ding soll in einen annähernden Originalzustand zurückversetzt werden.


    Viele Grüße vonn's platte Land und ich freue mich auf eure Antworten

    Salt'N'Peppa


    Nachtrag: Kann es sein, daß es von der 150er eine "abgespeckte" Version a la 300S Junior gab? Es gibt im Gegensatz zu meiner anderen 150er keinen Laufmantel und das Gewehr ist auch wesentlich leichter

    Einmal editiert, zuletzt von Salt'n'Peppa (1. März 2017 um 01:33)

  • Also was die Ersatzteile angeht,
    hilft Dir vielleicht Diese Seite weiter.

    Das ausgerechnet da eine Kleinserie "nur" lackiert wurde,
    kann ich mir eigentlich kaum vorstellen.
    Die Umstellung würde die Produktion ehr behindern
    als günstiger machen.

  • Denk nicht, dass das original ist. Wenns gefällt... so lassen
    Verschlimmbessert ist schnell.

    Dann immer wieder die gleiche Prozedur.
    Zerlegen, reinigen, schaun was gebraucht wird,
    und dann Ersatzteile bestellen.
    Wenn du nicht sicher bist, sagen wir dir was du
    genau brauchst oder was leicht modifiziert werden
    muss, damit es im 150er passt.

    Laufmantel gab es damals nach Wunsch.

    Aber auf alle Fälle!!! Nicht weiter rumprobieren,
    bevor es mit neuen Teilen bestückt ist.

    Gruß Klaus

  • Soooo.....

    ...nach einem Abend im Keller schießt das Gewehr wieder! :))

    Vor ein paar Tagen habe ich die Waffe zur Bestandsaufnahme zerlegt:
    Dabei stellte sich heraus, daß im Laufe der Zeit Staub, Dreck und altes Fett (oder was auch immer - ich will's garnicht wissen) eine recht starke Symbiose eingegangen sind.

    Dieser habe ich dann mit Bremsenreiniger ein jähes Ende gesetzt!

    Weiterhin habe ich festgestellt, daß Laufdichtung und Kolbenpuffer nur noch rudimentär vorhanden waren.
    Ich habe daher bei einem thüringer Versandhaus, über deren kurze Lieferzeiten ich positiv überrascht war, einen Reanimationskit für die FWB 150 bestellt. Ich habe das Set ohne Kolbenring geordert, da dieser keinerlei Verschleissspuren (schreibt man das jetzt mit 3 "s" oder nicht?) aufwies.

    Heute Abend schlug dann die Stunde der Montage:

    Zuerst habe ich versucht den neuen Kolbenpuffer einzudrücken: Ging' ums's verrecken nicht; er sträubte sich wie wild!
    Das Teil hing immer schräg und wollte nicht in die dafür vorgesehene Passung springen.
    Erst nachdem ich den Kolbenpuffer mit heißem (!!) Wasser aus dem Wasserkocher erwärmt und die Gegenseite am Kolben mit etwas Silikonöl besprüht hatte, ging es recht leicht.

    Das Ersetzen der Laufdichtung ging problemlos vor sich.

    Zu dem Set gehört auch eine neue Feder:
    Beim Vergleich von alter und neuer Feder konnte ich keinen Unterschied feststellen:
    Anzahl der Windungen, Drahtdurchmesser, und Länge waren identisch - ja, selbst die neue Feder war genau so lang wie die Feder, die sich seit mindestens 40 Jahren im Gewehr befand- ich entschloß mich daher, die Orignalfeder weiter zu verwendern.

    Beim Zusammenbau habe ich alle gleitenden Teile mit einem Gemisch aus MoS² Hochdruckfett und 15-W40 Motorenöl leicht geschmiert.
    Auch die Raststange hat ihr Fett wegbekommen!

    Herausgekommen ist ein Luftgewehr, das schießt, wie frisch aus dem Laden.
    Alles läuft butterweich, man trifft im Keller aufgelegt auf der Haushaltsleiter auf 10mtr 5er Streukreise auf der Wettkampfscheibe ohne die 8 nach aussen anzukratzen.


    Mit einem Vereinspresslüfter treffe ich 285 bei 30 Schuss - ich bin gespannt, was ich mit der ollen 150er schaffe.

    Ich vergaß noch zu erwähnen: Um die Arbeiten an dem Gewehr durchzuführen, ist ein Federspanner erforderlich.
    Diesen habe ich mir mit einigen Anregungen aus dem Netz, einingen Holzresten, Schrauben, Muttern und Gewindestangen
    in etwa einer halben Stunde selbst gebaut.

    Sooo.....

    schießen tut's erstmal - aber die Optik ist noch unterirdisch


    Viele Grüße aus Westfalen

    Salt'N'Peppa

  • Wir kennen uns....
    ... und schaffen aufgelegt zwischen 274 und 281 Ringen mit 6 Serien a 30 Schuss.

    Die 150er schießt nach der Revision also gar nicht mal schlecht.
    Ich sehe da mit etwas Übung, Gewöhnung und leichten Modifikationen noch Potential nach oben.
    Momentan ist ein 4.0 mm Ringkorn verbaut, das sicherlich nochum einiges verkleinert werden kann.

    Sind die Scheiben eigentlich im Laufe der Zeit kleiner geworden?

    Ich wage jetzt einfach einmal- im Gegensatz zur landläufigen Meinung - zu behaupten, daß ein Hobbyschütze, der keine
    olympischen Ambitionen hat, auch mit einer älteren Federdruckwaffe einen gewissen Erfolg erzielen kann.


    Ein paar Bilder meines alten Gewehrs habe ich auf Wunsch einiger Forenmitglieder einmal angehängt:
    Man sieht - das Ding sieht echt gammelig aus.

    Ich denke, hier ist erst einmal ein Abbeizbad angesagt.

    Nachdem Holz und Metall vom alten Lack befreit sind werde ich die Metallteile schleifen und mit einer Kaltbrünierung bearbeiten.
    Mal schauen, was dabei herauskommt.

    Den Schaft gedenke ich abzuschleifen und ihn in einem dunklen Mahghoniton (wie der jetztige Lack) zu beizen und zu ölen.

    Sollte das zu keinem befriedigenden Ergebnis führen, kommt die Spritzpistole zun Einsatz.

    Eine gewisse Patina in Form von Rostnarben am System und einigen Macken am Schaft darf dabei erhalten bleiben, denn das Gewehr ist über 50 Jahre alt und hat seinen Charakter.

  • Jetzt geht's an das Äußerliche

    Mittlerweile habe ich das Gewehr noch einmal zerlegt um Lauf und Spannhebel mittels Abbeizer vom alten Lack zu befreien.
    Das hat soweit prima geklappt.

    Nachdem der Lack runter war, wurde mir auch klar, warum man es seinerzeit lackiert hat, denn die Hülse war recht rostig.
    Ob es wohl mal nicht trocken gelagert wurde?

    Dem Rost bin ich erst einmal mit einer in der Bohrmaschine eingespannten, feinen Drahtbürste recht brachial zu Leibe gerückt.
    Dabei habe ich darauf geachtet, nicht zuviel Druck auszuüben um keine tiefen Kratzer zu erzeugen.

    Danach habe ich die Teile in mehreren Gängen mit dem Deltaschleifer und 180er bis 400er Papier geglättet.
    Weiterhin habe ich mit 600er und 1000er Papier in 2 Gängen mit der Hand naß nachgeschliffen.

    Einige Rostnarben sind noch geblieben; aber wie schon geschrieben, soll das Gewehr nicht in den Neuzustand versetzt werden.

    Da ich neugierig war, habe ich den Spannhebel schon mit Kaltbrünierung behandelt und siehe: Das Ergebnis ist recht ansprechend geworden.

  • Das erste Bild ist leider etwas unscharf aber was erkennen kann lässt auf mehr hoffen! Weiter so! :thumbsup:

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Schau doch mal im Internet nach Oberflächenbeschichtern/-veredlern in deiner Nähe.
    Hab letztes Jahr einen Betrieb gefunden, der mir meine 150er komplett gestrahlt und neu brüniert hat-für 20€.

    Das mit der Kaltbrünierung sieht am Anfang ganz gut aus, wird aber mit dem Zeit fleckig und ist sehr rostempfindlich. Hab das auch mal versucht. Ein Jahr später gings dann zu o.g. Betrieb.
    Eine richtige Heißbrünierung ist einfach viel abriebfester und beständiger.

    Kaltbrünierung ist eben nur für Kleinteile und Ausbesserungen gedacht/geeignet.

    Ich hab das System damals von Hand (!) auf Hochglanz poliert, lief immerwieder an, danach die Sache mit der Kaltbrünierung.
    Ganz ehrlich, ich würde es nicht nochmal machen.
    Schon garnicht, wenn ich's für 20€ richtig vom Fachmann erledigt bekomme. Selbst wenn's 50€ kostet.
    Alleine der Zeitaufwand, wenn man richtig poliert und eine glatte Oberflächengüte herstellen will, steht in keinem Verhältnis zu den Kosten einer richtigen Brünierung. Und das Material kostet auch Geld.

    Rechnet man das alleine zusammen (Brüniermittel, Entfetter, Schleifpapier, Poliervließ, Schleifpaste, Polierpaste, Wasser, Lappen) kann man's schon machen lassen.


    Aber wenn du es trotzdem probieren möchtest:
    Gutes Gelingen

  • ich hab kaltbrünierirung auf eine ganze mp sten gemacht, sollte gut werden, wurde aber schnell fleckig und brünierung hielt unterschiedlich gut.

    als antikfinish betrachtet wäre das aber eins a.

    grußedwin

    INVICTUS

  • Bei mir haben bisher alle Brünierungen gut geklappt. Ist aber eine gewisse Arbeit und man muß sicherstellen, daß der Stahl vollkommen fettfrei, ... ist. Nur dann klappt das gut.

    Gruß Play.

    Die Realität ist eine Frage des Wissens. Gruß Play

  • Kaltbrünierung ist eben nur für Kleinteile und Ausbesserungen gedacht/geeignet.

    Das stimmt.
    Größere Flächen sind damit eine recht haarige Sache.
    Entfetten, entfetten, entfetten...Du meinst es reicht, dann gleich noch mal entfetten.
    Mann kann das Werkstück durchaus mit dem Heißluftfön anwärmen.
    Dann kommt es auf möglichst gleichmäßiges und sattes Auftragen an.
    Pinseln ist da ehr schlecht, mit Aplikator oder Schwamm tupfen...
    Aufsprühen oder Tauchen wäre ideal.
    Danach Öl im satten Überschuß auftragen und ruhig ein paar Tage so stehen lassen.