Diana 65

  • Das Matchgewehr Diana 65 wurde im August 1968 eingeführt und stellt die Weiterentwicklung der Diana 60 dar. Die Unterschiede zum Vorgängermodell sind die in der Höhe verstellbare Schaftkappe ( bei der Diana 60 noch fest und erst ab Einführung der Diana 65 ebenfalls verstellbar zu bekommen ) sowie die Verriegelung des Knicklaufes. Der Schaft wurde unverändert übernommen, genauso der wahlweise zu bekommende Schaft mit Tiroler Backe. Beide Schaftvarianten waren als Rechts- und Linksschaft zu bekommen, wobei ab 1976 der Normalschaft nur noch als Linksschaft und der Tiroler Schaft weiterhin als Rechts- und Linksschaft bis 1978 zu bekommen war.
    Die Diana 60 wurde weiterhin als Einsteiger-Matchgewehr gefertigt. Die Produktion ging wie auch die der Diana 65 und des Nachfolgemodells Diana 66 bis Dezember 1983.

    Diana 65, linke Seite, mit dem originalen Diopter:

    Technische Daten:
    Seriennummer: 697743
    Länge:1090 mm
    Gewicht: ca. 5000 g
    Kaliber: 4,5 mm
    Lauflänge: 458 mm
    Schußenergie: ca. 7,5 J / ~ 175 m/s

    Alle Werte sind selbst ermittelt.

    rechte Seite:

    Hergestellt im September 1969 ( 09 69 ), was seit 1966 links auf die Systemhülse kurz vor den Abschlußkappe eingeschlagen wird:

    Technisch basiert die Diana 65, wie auch ihre Vorgängerin Diana 60, auf der im April 1960 eingeführten Matchpistole mit Knicklauf, der Diana 6 - eine damals revolutionäre Matchpistole mit prellschlagfreien patentierten Doppelkolbensystem vom Konstrukteur Giss. Dieses wirklich absolut prellschlagfreie System funktioniert mittels eines Gegenkolben, der entgegengesetzt zum Druckkolben über zwei Zahnräder und je Kolben einer Zahnstange arbeitet. Der Gegenkolben gleicht zu 100% den Prellschlag aus. Da beide Kolben als gegenseitige Schwungmasse dienen, ergeben sich daraus - kürzeste Schußentwicklung - hohe Anfangsgeschwindigkeit - nahezu gestreckte Flugbahn.
    Druckluftwaffen mit diesem System bedürfen keiner "prellschlagfesten" Zielfernrohre oder ähnlichen Schnickschnack, die alle nur ein Behelf wegen der seit Einführung des Doppelkolbensystems veralteten und einfachen Technik mit Prellschlag sind.
    Was heute bei den Hightech-Matchwaffen mit Pressluft und Ventilen gelöst wird, war in den sechziger Jahren also eine rein mechanische Sache, die fast genauso gut funktioniert, weshalb diese alten Matchgewehre durchaus auch heute noch konkurrenzfähig wären, wenn die heutigen Hochleistungsschützen noch die Kondition hätten, vor jedem Schuß die Waffe zu spannen.

    Die Göttin der Jagd:

    Der große Vorteil gegenüber der Diana 60, für ein Matchgewehr entscheidend, liegt in der Verriegelung des Knicklaufes mit Keilverschluß, die den Lauf praktisch in einen Starrlauf verwandelt - mit diesem verriegelten Knicklauf schießt die Diana 65 genauso gut wie die modernere Diana 75! Der Verriegelungshebel ist leichtgängig und rastet leicht in der Verriegelungsposition ein. Das Entriegeln, Knicken, Laden und Verriegeln ist mit minimaler Übung ein Bewegungsablauf, den man schnell drin hat.

    Verriegelung geschlossen:

    Verriegelung offen, bereit zum Knicken des Laufes:

    Der Verriegelungshebel von unten:

    Der fein einstellbare Abzug aus Kunststoff ( zur Zeit liegt das Abzugsgewicht bei etwa 200 g! ) ist der patentierte Riegelabzug mit einem regulierbaren Widerstand von 100 - 400 g. Serienmäßig wurde eine zweite Abzugzunge mit Schraube mitgeliefert. Damit kann bei Bedarf der Abzugabstand um ca. 10 mm vorverlegt werden:

    Die Diana 65 hat zum Ausgleich für den recht gewichtigen Nußbaumschaft einen Laufmantel aus Stahl, welcher nach Abnahme des aufgeschobenen und schraubgeklemmten Kornträgers für Wechselkorne über dem Lauf geschoben und nach der Montage des Kornträgers mit einer Rändelschraube an der Mündung festgeschraubklemmt wird.
    Dadurch ist die Diana perfekt austariert und liegt ruhig im Anschlag.

    Die Mündung mit dem aufgeschobenen und schraubgeklemmten Kornträger und der davor aufgeschraubten Rändelschraube zur Schraubklemmung des Laufmantels:

    Im vorigen Bild sieht man auch gut das Lochkorn, welches auswechselbar ist. Es hat die Größe 3,4 mm, was für mich etwas zu groß und dadurch nicht präzise genug ist. Abgesehen davon ist das Diana 65 erheblich präziser im Schuß als ich, der das letzte Mal vor über 10 Jahren ein Match-Luftgewehr mit Diopter geschossen hat. Sobald ich meine Diana Wechselkorn-Box bei mir habe, kommt da ein kleineres Lochkorn in den Kornträger. Dem Kornträger kann ein M 17 Adlerauge eingebaut werden.
    Mit ausreichend Übung sind auf 10 m Loch-in-Loch Schüsse möglich! Ich muß da noch fleißig üben, was mit dem Gewehr eine verlockende Freude ist. ;)

    Drei Schuß auf 9 Meter mit RWS Basic, 0,45 g, sitzend aufgelegt, auf 10 x 10 cm Scheibe:

    Der Diana-Mikrometerdiopter 60 sitzt auf einer geriffelten 120 mm langen11-mm-Schiene und besteht offensichtlich ( abgegrabbelte Oberfläche ) aus Zinkdruckguss mit Stahlteilen. Der Diopter wurde unverändert vom Vorgängermodell Diana 60 übernommen. Ein Dioptergummi gehört normal dazu, fehlt aber im Moment noch.

    Der Blich durch den Diopter auf das montierte Lochkorn:

    Der Schaft ist eine optische und haptische Wohltat, da er noch aus echten Nußbaum gefertigt wurde und sowohl Fischhautverschneidungen als auch Punzierungen hat. Der Schaft ist als Rechtsschaft mit Schaftbacke ausgelegt. Die Verarbeitungsqualität ist absolut erstklassig und dem damaligen Spitzenprodukt unter den Matchgewehren angemessen.

    Der Griffbereich des Rechtsschaftes von links:

    Die Verschneidungen und Punzierung von oben:

    Die schon etwas abgenutzte Fischhaut an der Unterseite des Vorderschaftes:

    Die gummierte Schaftkappe sitzt in einer Nut am Schaftende und ist durch lösen der Schrauben in der Höhe verstellbar. Eine seitliche Verstellung wurde erst bei den Nachfolgemodellen teilweise realisiert. Die Verstellmöglichkeiten sind aber durchaus ausreichend.

    Die höhenverstellbare, ebenfalls schon etwas abgenutzte, Schaftkappe:

    Fazit:
    Wer ein älteres Matchgewehr sucht und damit leben kann, daß der Lauf zum Laden geknickt wird, bekommt mit der Diana 65 ein sehr gutes und vielseitig einsetzbares Matchgewehr, welches durch seinen verriegelten Lauf auch heute noch absolut konkurrenzfähig in der Präzision ist.
    Durch die 11-mm-Schiene sind auch Optiken jeglicher Größe montierbar, die auch den Einsatz im FT bei den 7,5 Joule Disziplinen zulassen würden, wenn eine hohe Montage verwendet wird.
    Mit dem Diopter lässt sich diese Matchgewehr auch heute noch im Verein erfolgreich schiessen. Leider bevorzugen heutzutage die allermeisten Schützen ein "seelenloses" Pressluftgewehr und schwitzen lieber teils vorher an der Gehmannpumpe, um ihre Pressluftkartusche zu füllen, als beim Schiessen einen Lauf zu knicken und diese mechanische Präzision im Schuß zu genießen.

    Einziger wirklicher Nachteil dieses Matchgewehrs und aller Doppelkolben-Dianas ist die recht komplizierte Einstellung des Doppelkolbensystems nach dem Wechsel von Kolbendichtungen und / oder Feder, weshalb man diese Arbeit lieber direkt beim Hersteller Mayer & Grammelspacher in Rastatt vornehmen lassen sollte. Bislang sind alle nötigen Teile dafür noch verfügbar und die Arbeit plus den Ersatzteilen ist auch bezahlbar.