PE-Schaum bearbeiten

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 11.272 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. März 2012 um 02:17) ist von Schnurbel.

  • Nabend!

    Ich stehe mit leicht bebenden Knien vor einer Aufgabe: Das Äußere des Waffenkoffers ist fertig, und die PE-Hartschaumklötze für die Inneneinrichtung sind soweit in den Koffer eingepaßt, aber noch nicht zur Aufnahme der diversen Teile ausgeschnitten. Es handelt sich um drei Lagen à 30mm Stärke (2x Boden, 1x Deckel), in die Aussparungen für Lauf/System, Schaft, ZF, Dias, PL-Kartuschen etc. etc.pp. in unterschiedlicher Tiefe, teils auch deckungsgleich durch zwei Lagen, eingebracht werden sollen. Die Schnittflächen sollen möglichst ein bißchen hübsch aussehen. Stoffbezug, Beflockung o.ä. ist nicht geplant.

    Der Schaum heißt "Polyethylen-Hartschaum", es ist ein geschlossenzelliger, elastischer, ziemlich fester Polyethylenschaum, wie man ihn als Isomatte oder aus Koffern für Meßgeräte und so was kennt.

    An Bearbeitungsmöglichkeiten fallen mir bislang ein:

    - Ausschneiden mittels Cutter
    - Stanzen mittels zurechtzuknippernder "Plätzchenausstecher" (Blechstreifen entsprechend in Form gebogen und unten ggf. scharf geschliffen/gefeilt)
    - Schablone bauen und mit der Oberfräse abfahren (was braucht man da für Drehzahlen/vC? Zustellung? Speziellen Fräser?)
    - evtl. könnte man eine Stichsäge mit einer angepaßten Cutterklinge versehen oder ein Sägeblatt entsprechend zurechtschleifen (Zähne weg - Schneide dran). Vielleicht gibt es solche Blätter sogar fertig zu kaufen?

    Wasserstrahlschneiden ist grundsätzlich auch eine Option, ich würde es aber gern vermeiden weil ich wenig Lust habe die teils ja doch geometrisch recht komplexen Baugruppen in Handarbeit zu verCADen. Außerdem steckt eh schon genug Geld in dem Koffer.

    Das Ausstanzen hätte den großen Vorteil, daß ich zum Ausgleich verschiedener Höhen das ausgestanzte Teil in Scheiben schneiden und wieder in die Aussparung einsetzen könnte. Falls die Nummer mit der Stichsäge funktioniert, könnte das ansatzweise auch gehen.

    Hat hier jemand schon mal mit diesem Schaum gearbeitet und kann mir die idiotensichere, wenig frustrierende, mit überschaubarem Aufwand durchführbare Methode empfehlen? Werkzeug so ziemlich aller Art ist vorhanden, einen Extraschaumklotz zum Ausprobieren habe ich auch...

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Hallo erstmal
    Da ich aus dem Modellbaubereich komme würde ich dir den heissen Draht empfehlen (Styroporschneider)
    kann mann sich einfach selber bauen mit Wiederstadsdraht, gibt es für ein paar Euronen bei Conrad Elektronik
    Ob es klappt :?:.


    Mfg
    Marcus

    Ein Stock im Ar3ch hat nix mit Rückrad zu tuhen! ^^

  • Wenn die Form nicht zu komplex ist nehme ich für so etwas ein elektrisches Küchenmesser, schneide damit erst die erste Lage, lege die auf die zweite zeichne die Umrisse an und schneide dann die zweite Schicht.

  • Das mit dem elektrischen Küchenmesser klingt ganz interessant, jedenfalls für gerade Schnitte. Eventuelle Rundungen könnte man ja vorher ausstanzen. Hm...

    Bei der Nummer mit dem heißen Draht würde ich erwarten, daß die Schnittfläche, nun, "geschmolzen" aussehen wird - liege ich da falsch?

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Vebrannt nicht unbedingt mann muss mit der Spannung und der Drahtlänge experimentieren
    mit PE Schaum habe ich persönlich noch nichts veranstaltet ob es sich wie Styropor verhält :?:
    Aber Elektrisches Küchenmesser hört sich auch gut an 8o


    Gruss
    Marcus

    Ein Stock im Ar3ch hat nix mit Rückrad zu tuhen! ^^

  • Rundungen gehen auch solange der Radius nicht zu klein ist. Schaumstoff wird professionell mit recht ähnlichen Messern geschnitten. Einfach mal an einem Reststück üben.

    Teppichmesser oder Skalpell gehen aus Erfahrung nur gut bei recht dünnen lagen 1-1,5cm lassen sich gut schneiden alles drüber wird echt schwierig.

    der Heißschneider soll laut aussage von einigen Modellbauern die ich kenne auch ganz gut gehen so was kann man manchmal auch in entsprechenden Läden ausleihen.

    Sonst soll nass machen und einfrieren wohl ebenfalls Funktionieren, um den Schaum dann mit einem Messer zu schneiden.

    Aber ich nehmen halt immer das E-Küchenmesser hat mir mal ein Innenausstatter gezeigt. Früher hab ich mir immer das von meiner Mutter geliehen irgend wann hat sie das aber entsorgt, weil sie es nie gebraucht hat, an mich denkt natürlich niemand :( hab dann aber mal ein eigenes für 50 Cent auf den Flohmarkt ergattert.

  • Teppichmesser oder Skalpell gehen aus Erfahrung nur gut bei recht dünnen lagen 1-1,5cm lassen sich gut schneiden alles drüber wird echt schwierig.

    Ja, das scheint mir auch so. 5mm sind völlig unproblematisch (mit dem Cutter an einer Alublechkante als Lineal entlang), aber bei 30mm machen sich Fehler wie zu wenig Druck, schief gehaltene Klinge etc. doch sehr bemerkbar.

    Sonst soll nass machen und einfrieren wohl ebenfalls Funktionieren, um den Schaum dann mit einem Messer zu schneiden.

    Schade, das wird nicht gehen - mein Schaum ist geschlossenzellig und nimmt daher so gut wie kein Wasser auf. Ansonsten wäre Einfrieren natürlich wirklich eine prima Idee. Wenn das Elastizitätsproblem gelöst ist, sollte man die Teile vorsichtig (und schnell) spannen und mit so ungefähr allen Zerspanungswerkzeugen bearbeiten können.

    Nee, stop, Denkfehler: Eis wird bekanntlich unter Druck flüssig, ist also wohl doch nix mit auf-die-Fräse-spannen... Nun, mit handgeführten Maschinen (Bohrmaschine, Kreissäge...) müßte es trotzdem gehen. Ist aber alles hypothetisch, wegen der mangelnden Wasseraufnahme.

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  • Nun , wenn Du die Möglichkeitzum Wasserstrahl Scheiden hast
    dann lass es damit schneiden .
    Der Schaum nimmt kein Wasser auf und es wird dabei kein
    Sand verwendet zum schneiden , geht auch sehr schnell

    Ich habe mal einen gebaut , aber aus 5 mm Schichten und
    dann zum schluss zusammen geklebt, aber Du hast ja schon
    die 30 mm Platten gekauft .

    Die Firmen welche das profihaft schneiden , haben dafür eine
    Säge mit einem speziellen Sägeblatt , ob man das so einfach
    bekommt , glaube ich kaum , sind so 20 cm lang .

    versuchs einfach mal mit einer Stichsäge oder einem Fuchsschwanz

    Erwin

    Wir machen unsere FT Ziele jetzt selber Selber oder bauen diese um Umbau

  • So, heute habe ich ein bißchen experimentiert und einigen Aufschluß gewonnen.

    Folgendes habe ich versucht:

    - Stanzen: Ich habe einen Streifen 0,7mm starkes Edelstahlblech zu einer Art Keksausstecher gebogen und eine Stirnseite scharf geschliffen, anschließend versucht mithilfe eines daraufgelegten Brettchens dieses Werkzeug durch den Schaum zu drücken. Ergebnis: vergiß es. Mit einer Schraubzwinge statt bloßer Muskelkraft gedrückt, drang das Werkzeug immerhin etwas ein, biegt aber seitlich weg bevor irgendetwas nützliches passiert. Mit gewissen Formen, besser geeignetem Material für die Form und den
    richtigen Preßvorrichtungen mag es funktionieren, aber mein
    quick-and-dirty-Versuchsaufbau war sehr enttäuschend.

    - Elektrische Stichsäge mit grobem Blatt: Aha, funktioniert ansatzweise. Die Oberfläche ist allerdings nicht besonders schön.

    - E-Stichsäge mit feinem Blatt: Ahaaaaa, die Richtung stimmt...

    - E-Stichsäge mit feinem Blatt und fast komplett weggeschliffenen Zähnen (so bearbeitet, daß etwas ähnliches wie eine Messerklinge entsteht, allerdings mit schmalen Zahnrestchen statt einer wirklichen Schneide): So wird's gemacht. Schneidet prima gerade, und die Schnittfläche sieht fast so gut aus wie die werkseitige Oberfläche. - Nach diesem Versuch habe ich dann auch erfahren, daß es Schaumstoffblätter fertig zu kaufen gibt. Die haben dem Vernehmen nach dann eine richtige Schneide und gar keine Zähne. Klingt ja auch logisch.

    - Lochsäge: macht erwartungskonform ein Loch, aber mit unschöner Oberfläche.

    - Eigenbaulochsäge, oder vielmehr Lochmesser: Flugs ein Stück Stahlrohr genommen, stirnseitig mit einer Schneide (Fase innen) und einem Dorn zum Einspannen in die Bohrmaschine versehen: Jup, so werden die diversen Rundungen in den Schaumstoff gebohrt. Macht sehr schöne Löcher mit einwandfreier Oberfläche. Obendrein funktioniert das auch um an einer Kante ein Kreissegment (Fingermulden etc.) auszuschneiden.

    - Die ausgeschnittenen Teile lassen sich mit dem Cutter spalten, so daß man sie als Bodenbelag oder Höhenausgleich in die Ausschnitte legen kann.

    Vorläufiges Fazit: Ich werde wohl, wenn es dann so weit ist, mit dem Lochmesser wo nötig die Rundungen ausschneiden und dann mit der Stichsäge und dem fast glatten Blatt dazwischen hersägen. Die Bodeneinlagen für die komplexeren Ausschnitte muß ich dann wohl extra anfertigen, um da nicht stückeln zu müssen.


    Danke allen für eure Hilfe!

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Pics or it didn't happen :)

    Ich schau mal daß ich ein paar Bilder von den Werkzeugen und Probestücken mache. Das Endergebnis wird aber noch ein Weilchen auf sich warten lassen - das Gewehr ist noch nicht fertig umgebaut, und vorher machts natürlich nicht viel Sinn am Schaumstoff rumzuschneiden.

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schnurbel (5. Februar 2012 um 23:44)

  • So, heute hatte ich mal gleichzeitig die Kamera griffbereit und dran gedacht daß hier noch ein paar Bilder gewünscht waren.

    Erstmal die etwas kruden, aber funktionierenden Werkzeuge: Ein am Schleifbock (Flex sollte auch gehen) beidseitig fast "zahnlos" geschliffenes Stichsägeblatt, stirnseitig auch leidlich scharf geschliffen um ohne Ausrisse in den Schaumstoff einstechen zu können.

  • ...zweitens ein Stahlrohr, innen gröbst aus- sowie plangedreht und mit einer Fase versehen. Die entstandene Schneide ist nicht besonders scharf, funktioniert trotzdem. -Auf der anderen Seite habe ich mir beim Ausdrehen etwas mehr Mühe gegeben und einen passend gedrehten Stöpsel gut 1cm tief eingeklebt (Loctite "Fügen Welle-Nabe", ein Teufelszeug wenn die Passung halbwegs stimmt!). Der Stöpsel steht etwa 2cm aus dem Rohr hervor, dieser Teil wurde dann auf ungefähr 13mm abgedreht (am linken Bildrand zu erahnen) um das Ganze im Futter der Ständerbohrmaschine spannen zu können. Nach der ersten Probebohrung bekam der Stöpsel dann noch eine axiale Bohrung, um die ausgeschnittenen Schaumstoffpfropfen mit einem Bohrer, Stift o.ä. ausstoßen zu können.

  • Nun die vorläufigen Ergebnisse: Rechts im Bild einer der ersten Sägeversuche, mit einem groben (Holz-)Stichsägeblatt. Sehr rauh und krümelig - nicht überzeugend. Der Schnitt links der Ecke und die drei cm rechts der Ecke wurden mit dem oben abgebildeten Custom-Sägeblatt gemacht (mit dem Maschinenfuß an einem Blech als Führungsleiste entlang), der Halbkreis anschließend mit dem Lochmesser ausgeschnitten. Sieht doch schon ganz anders aus.

    Edit: Linker Hand, zwischen dem ganzen und dem halben Loch, kann man eine leichte Vertiefung in Form eines schmalen U sehen. Das ist alles, was ich mit meinem schnell-mal-hingebastelten Stanzeisen erreicht habe...

  • Links oben noch mal ein mit einer handelsüblichen Bimetall-Lochsäge geschnittenes Loch. Erwartungskonform rauh und krümelig. Rechts daneben ein Loch vom Lochmesser, darin das mit dem Cutter flacher geschnittene ausgeschnittene Teil. Es sitzt nicht besonders fest, fällt aber auch nicht von allein heraus und sieht recht akkurat aus.

    Die etwas komplexeren Ausschnitte sind so entstanden: Rollbandmaß auf den Schaumstoff gelegt und mit Fineliner den Umriß übertragen, anschließend (linker Ausschnitt) mit einem feinen (Metall-)Stichsägeblatt ausgeschnitten. Bessere Oberfläche als beim ersten Versuch (mit dem Holzblatt, s.o.), aber noch nicht überzeugend. Der rechte rollbandmaßförmige Ausschnitt ist mithilfe des zurechtgeschliffenen Blattes entstanden. Man kommt damit erstaunlich gut auch durch reichlich enge Kurven, auch wenn es sich dabei anfühlt als würde man gerade alles kaputtrödeln.

    Etwas fies ist der Umstand, daß man den Strich vom Fineliner beim Sägen schlecht sieht, er aber dafür nach getaner Arbeit umso prächtiger auf dem Schaumstoff leuchtet. Da muß ich mir noch mal eine andere Anreißmethode einfallen lassen. Vielleicht was mit Kreide oder so. Falls dazu jemand was tolles einfällt, nur heraus damit!

  • Hi Schnurbel,
    zum Anzeichnen der Umrisse kannste weiter den Filzschreiber benutzen aber mach es doch einfach auf der Rückseite :P
    Voraussetzung ist dann aber ein Spiegelverkehrtes Anzeichnen. Und egal was Du dann zum Anzeichnen benutzt, es ist
    immer unsichtbar da unten.

    P.S.: Die Firma Berwall schneidet (lasert) auf Anfrage Schaumstoff nach Vorlage. Auch Laserbeschriftung (nicht Schaumstoff)
    ist möglich. Kostet aber richtig Geld und lohnt wohl nicht für den privaten Bereich ;(
    Grüßle
    Pinkerton

    3 Mal editiert, zuletzt von Pinkerton (11. Februar 2012 um 20:08)


  • zum Anzeichnen der Umrisse kannste weiter den Filzschreiber benutzen aber mach es doch einfach auf der Rückseite :P


    Argh! 8|

    Hätte man durchaus drauf kommen können...

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Wenn man Schaumstoff und Ähnliches schneiden will, so las ich mal den Tipp, leicht anfeuchten und über Nacht in den Gefrierschrank. Dann kann man ihn besser und gerade schneiden.